Ich denke, bevor man darüber diskutiert wie andere Parteien diese Probleme angehen wollen, sollte man die geschilderten Probleme, die eigentlich eher Sorgen/Befürchtungen darstellen, richtig einordnen.
Also: Erstmal klären, ob diese Sorgen/Befürchtungen überhaupt berechtigt sind. Z. B. Sinkt die Qualität der Bildung tatsächlich? Wenn ja, findet das überall statt oder betrifft es im wesentlichen nur bestimmte Regionen oder Bevölkerungsgruppen? Gibt es den wirtschaftlichen Abstieg? Wandern wirklich so viele Firmen ab, wandern vielleicht auch welche zu? Droht überhaupt eine uberlastung des Gesundheitssystems und was hat der Fachkräftemangel damit zu tun? Usw.
Worauf ich hinaus will: Ich beobachte, dass es schnell passiert dass man Thesen einfach so als wahr annimmt und anfängt über eine Lösung zu diskutieren. Dabei sind die Thesen manchmal komplett falsch oder zumindest in Teilen ungenau oder auch überdramatisiert.
Daher kommt vielleicht auch das hier:
Oft kommt dann aber die Aussage, dass die anderen Parteien auch keine Lösung haben
Natürlich haben andere keine Lösung für bestimmte Probleme, wenn sie diese gar nicht so in der Form sehen.
(Vereinfachtes) Beispiel: In rechten Kreisen herrscht teils die Ansicht, alle Migranten seien kriminell, Schmarotzer oder zumindest nicht integrierbar. Das ist die These. Die Lösung ist: Keine mehr rein lassen und die die da sind möglichst loswerden.
Andere Parteien kommen gar nicht zu dem Schluss, dass Migranten prinzipiell nicht hierher gehören. Folglich bieten sie auch keine Lösung gegen Migration an. Stattdessen sind sie der Ansicht, dass Migration nötig ist und man mehr für eine erfolgreiche Integration tun muss und bieten entsprechende Lösungen an.
Auch Sicht der zuvor genannten rechten Kreise ignorieren die anderen Parteien aber das Problem. Dabei sind sie es doch, die den Fehler bereits in ihrer These haben: Migranten sind eben nicht alle kriminell, Schmarotzer oder nicht integrierbar.
Oder um es ganz konkret zu sagen: Die aus Sicht der AfD-Wahler zu lösenden Probleme basieren mehr auf Bauchgefühl als auf sachlicher Recherche. Und Bauchgefühl lässt sich nur schwer wegdiskutieren, denn eine sachliche Diskussion ist auf den Kopf und nicht auf den Bauch gerichtet.
Man muss als erstmal am Bauch ansetzen und aufzeigen, dass manche Probleme gar nicht in der Form vorhanden sind oder gar nicht so weitreichende sind wie befürchtet. Das Bedarf einer gewissen Offenheit, da man gezwungen wird sich selbst zu hinterfragen und oft genug einsehen muss, dass man sich geirrt hat (übrigens gilt das für beide Seiten). Das fällt vielen Menschen nicht leicht, egal welche politischen Ausrichtung sie haben.
Und dann, wenn die Basis des Problems auf Fakten statt auf Gefühlen basiert, kann man mit Mehrwert für beide Seiten über Lösungen diskutieren. Am Ende muss man sich auch nicht einig sein. Es reicht völlig, wenn man die Gedanken des anderen nachvollziehen kann.
Wenn ich mit einem AfD-Wahler über Politik diskutieren würde, würde ich ihn als erstes fragen, wie er zu seiner Ansicht zum jeweiligen Thema kommt, also worauf er seine Meinung stütz. (Mach ich in anderen Diskussionen aber auch gerne so).
Oft genug weiß mein gegenuber nicht darauf zu antworten, fängt an zu relativieren, schiebt oberflächliche Argumente vor, versucht das Thema zu wechseln. Da merkt man schnell, dass sich jemand eigentlich kaum mit einem Thema beschäftigt hat.
Manchmal geht es soweit, dass mein Gegenüber komplett kapituliert und sich umdreht und geht. Und das wohlgemerkt nur, weil ich ganz sachlich und freundlich gefragt habe, wie er zu seiner Meinung gekommen ist. Da hat man dann den Kern getroffen, weil derjenige plötzlich selbst merkt, dass das was sein Bauch erzählt, sich gar nicht mit dem Kopf vereinbaren lässt. Das kann schonmal schockierend für denjenigen sein.