Nein, die Bibel ist nicht frauenverachtend. Ich lese sie aus einer christlichen Sicht.
Auch wenn die Antwort Paulus' im 1. Korintherbrief so ausfiel, das ändert nichts an diesem christlichen Verständnis ...
Die Gründe Paulus' für diese konkrete Anweisung an eine konkrete Gemeinde, als Antwort auf deren Probleme, kenne ich nicht. Möglicherweise waren Frauen damals noch (zu Unrecht) von der Fähigkeit des Lesens und Bildung im Allgemeinen ausgeschlossen gewesen und vielleicht hatten insbesondere Äußerungen von Frauen zu Streit in der Gemeinde geführt, den Paulus zu schlichten suchte. Wir wissen es nicht.
Folgendes überwiegt für mich in hohem Maße in der Bibel:
- die Gottesebenbildlichkeit von Mann UND Frau
- der "Abstammung" aller Menschen von Adam und Eva, also ihrer Verwandtschaft
- der Gotteskindschaft aller Christen
Diese Grundsätze stehen weit über dem uns heute schwer verständlichem Schweigegebot für Frauen in der Gemeinde von Korinth in der damals von Männern dominierten Welt.
Jesus hat sich zuerst einer Frau zu erkennen gegeben, der Samariterin am Brunnen. Sein leeres Grab wurde von Frauen bezeugt - in einer Zeit, in der Frauen vor Gericht keine anerkannten Zeugen waren (heute noch im Islam hat die Zeugenaussage nur den halben Wert der eines Mannes) - ganz anders im christlichen Neuen Testament!
Der erste Europäer, der von Paulus bekehrt wurde war eine Frau namens Lydia.
Und dann erwähne ich auch den Respekt und die Verehrung gegenüber Maria, der Mutter des Messias.
Das alles soll ohne Auswirkungen geblieben sein?
Wenn Du Dich weiter mit dem Frauenbild der Bibel auseinandersetzen magst, dann nenne ich Dir auch alttestamentarische Frauennamen und welche wichtigen Rollen sie in den biblischen Geschichten spielen.
Es ist keine Frage, dass der christliche Glauben die Werte der Menschen über den Lauf der Geschichte tief geprägt hat. Diese Werte sind nicht verschwunden - im Gegenteil: Reformatoren, christliche Frühaufkärer, christlich geprägte Denker und Aufklärer, atheistische Aufklärer und Philosophen, die die christlichen Gedanken weltlich weitergedacht haben. Kants Kategorischer Imperativ baut auf der Goldenen Regel auf, die ohne den christlichen Glauben nicht bereits derart verbreitet und anerkannt gewesen wäre. Auch im Sozialismus finden sich ursprünglich christliche Werte wieder.
Die Gleichberechtigung der Frau und dass wir sie heute für selbstverständlich erachten und weltweit für sie eintreten, erwuchs aus einem Saatkorn: Jesus Christus.