Wie kann ich meinem psychiater beweisen, dass ich gesund bin?

Support

Hallo Demokratio,

Du äußerst in einem Kommentar Suizid - das klingt für mich sehr besorgniserregend. Sprich bitte unbedingt mit einem Menschen darüber, dem Du vertraust! Das kann ein guter Freund, ein Verwandter oder zum Beispiel auch eine Vertrauensperson aus der Schule sein.

Du kannst Dich zudem jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Dort ist rund um die Uhr jemand erreichbar und Du hast die Möglichkeit, ein anonymes und vertrauliches Gespräch zu führen: 0800/1110111 oder 0800/1110222 (gebührenfrei aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz).

Auf der Webseite der Seelsorge kannst Du auch chatten, falls Du das lieber möchtest: http://www.telefonseelsorge.de/

Das Wichtigste ist jetzt: Überstürze nichts! Tu nichts, was  Dich in Gefahr bringt und was Du nicht rückgängig machen kannst!

An den Beiträgen anderer beobachten wir, dass es vielen Menschen sehr ähnlich wie Dir geht. Du bist nicht alleine; es gibt immer einen Weg in eine bessere Situation. Oft braucht man nur jemanden, der einem hilft, ihn zu finden. Rede deshalb schnell mit jemandem über Deine Gedanken und gib niemals auf! 

Auf dieser Seite https://www.gutefrage.net/aktionen/suizid-hilfe-bei-selbstmordgedanken/ haben wir für Dich weitere wichtige Hotlines, Links und Tipps zusammengestellt.

Zögere im Notfall bitte auch nicht, den Notruf 112 zu wählen!


Viele GrüßeTed, Support1 von gutefrage

8 Antworten

Ich finde es schwierig, es zu "beweisen" und ich weiß nicht, wie gewinnbringend das ist. Ich glaube, es wäre eher wichtig, über die Symptomatik und mögliche Probleme / Schwierigkeiten im Alltag ins Gespräch zu kommen. Ob man das dann medikamentös behandeln muss, müsst ihr dann gemeinsam entscheiden.

Lass Dir von deinem Psychiater genau erklären, warum er von dieser Diagnose überzeugt ist, und stelle deine Sichtweise dar. Wichtig ist, dass ihr in einen konstruktiven Austausch darüber gelangt, und dass Du nicht das Gefühl hast, dass Dir eine Sichtweise "übergestülpt" wird. Und wenn der Psychiater nicht bereit ist, das alles in Ruhe zu erklären, würde ich den Psychiater wechseln.

Hoffe, dass das gelingt, auf eine konstruktive Art darüber ins Gespräch zu kommen!

Wenn du beim Psychiater bist, bist du wohl psychisch eben nicht gesund.

Außerdem ist das Ziel einer Behandlung nicht, die Gesundheit zu beweisen, sondern seine Therapieziele zu erreichen und z.B. besser im Alltag zurückzukommen, die Handlungskompetenz zu erwerben, bei Problemen besser handeln zu können, selbstbestimmter leben zu können etc.

Meiner Meinung nach ist man nicht "Gesund" wenn man einen Psychiater hat. Wäre man gesund hätte man keinen bzw müsste nicht öfters zu ihm.

Falls du wirklich der Meinung bist das du wieder "Gesund" bist, hol dir eine zweite Meinung von einem anderen ein.

Meistens ist das Ergebnis jedoch das selbe, da man sich selbst für Gesund hält. Die meisten bemerken die Macke nicht, blenden sie aus, möchten es sich nicht eingestehen oder sind zu stolz dafür was auch nicht schlimm ist. Nur sollte man es dann akzeptieren wenn ein wenn nicht sogar zwei "Profis" einem sagen das er nicht Gesund ist, schließlich haben sie es studiert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du hast die Diagnose einer Schizophrenie und von dieser Krankheit gibt es leider keine richtige Heilung. Es gibt nur gute, d.h. stabile Phasen ohne Halluzinationen, Wahn oder Ängste und dann gibt es leider immer wieder auch schlechtere Phasen, wo man auch Hilfe braucht um wieder möglichst schnell da rauszukommen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin Psychiaterin

Demokratio 
Fragesteller
 19.05.2024, 23:41

Soll ich mich umbringen? Ich bin gesund!!!!

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PsychDocJulia  20.05.2024, 07:11
@Demokratio

Wenn du dich gesund fühlst, ist es doch gut. Wo ist dann das Problem für dich? Dann bist du gerade in einer guten Phase. Die Schizophrenie ist nunmal eine chronische Erkrankung und das kann man nicht ändern. Man kann es mit Bluthochdruck vergleichen. Der Blutdruck kann unter Einnahme eines Medikaments durchaus normal sein, es ist aber eine chronische Erkrankung, die man einfach hat. Du kannst dafür sorgen, dass du stabil bleibst indem du die Ratschläge deines Psychiaters befolgst. Wenn du dich so schlecht fühlst, dass du Suizidgedanken hast, solltest du dich in einer psychiatrischen Klinik vorstellen.

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blechkuebel  20.05.2024, 00:01

Hmm, das kann man in der Fachliteratur durchaus auch anders lesen.

Falkai et al. (2017) schreiben in ihrem Kapitel über "schizophrene Psychosen" aus dem Lehrbuch "Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik" (Hrsg. Möller, Laux und Kapfhammer) zwar durchaus Ähnliches:

"Schizophrene Psychosen sind ihrer Natur nach rezidivierende Störungen und ungünstige Verläufe sind häufig mit der Entwicklung prädominanter Negativsymptome vergesellschaftet."

Auf der anderen Seite schreiben Sie aber auch:

Die empirische Verlaufsforschung hat zeigen können, dass das ganze Spektrum von sehr ungünstigen Verläufen mit langjähriger Hospitalisierung auf der einen Seite bis hin zu vollständigen und stabilen Remissionen auf der anderen Seite reicht.

Oder auch:

Schon lange gilt, dass etwa 20 % der Patienten nur eine einzige Episode erleben, während weitere 30 % zwar noch eine oder mehrere weitere Episoden, aber keine weiteren Einschränkungen im Intervall zwischen den Episoden erleben (Watts 1985). Bei etwa 10 % stagniert der Grad der Einschränkung zwischen den Episoden, bei etwa 40 % verläuft die Störungen mit weiteren Episoden und einer zunehmenden Einschränkung des beruflichen und sozialen Funktionsniveaus (Häfner und an der Heiden 1999).

Bei der zitierten Studie von Watts (1985) handelt es sich um diese hier: https://europepmc.org/article/med/3997788

Insgesamt erscheint mir die Idee, dass es auf jeden Fall eine rezidivierende Störung sei, zu pessimistisch, wenn es doch offenbar Klienten gibt, die nur eine einmalige Episode erleben. Auch wenn es in vielen Fällen durchaus als rezidividerende Störung charakterisiert werden kann.

(Und ich bin übrigens kein Laie, sondern Psychotherapeut in Ausbildung).

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PsychDocJulia  20.05.2024, 07:04
@blechkuebel

Sobald die Diagnose Schizophrenie gestellt wurde, beinhaltet dies, dass der Verlauf rezidivierend oder chronisch ist. Bei einer erstmaligen Psychose wird die Diagnose einer Schizophrenie noch nicht gestellt. Erst bei wiederholten Psychosen oder einer Dauer der psychotischen Symptomatik von über vier Wochen. Das mit den 20%, die nur eine einmalige Psychose bekommen, ist übrigens eher in der Theorie der Fall. Ich und meine Kollegen haben von unserem klinischen Eindruck her den Eindruck, dass diese Zahn viel geringer sein muss. Wir sehen vor allem rezidivierende Verläufe. Aus diesem Grund ist meine obige Darstellung nicht pessimistisch, sondern entspricht einfach der Realität. Es ist nicht von Vorteil für die Patienten, wenn man ihnen ein verfälschtes Bild ihrer Erkrankung bietet. Sie müssen informiert werden und vielmehr daran arbeiten die Krankheit zu akzeptieren. Den besten Verlauf bzw. möglichst größte Lebensqualität bei einer Schizophrenie gibt es dann, wenn Patienten stabil auf ein oder mehrere Antipsychotika eingestellt sind, weil sie die Risiken im Falle eines Absetzens verstehen und vermeiden wollen. Dann können sie in stabilen Phasen auch ein gutes Leben führen. Ich bin im Übrigen Fachärztin für Psychiatrie mit über zehnjähriger Berufserfahrung.

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Das wird dieser sehr wahrscheinlich selber merken, wenn es soweit ist.