Wie ist die Arbeit als Rettungssanitäter (KTW)?
Ich würde gerne bald die Ausbildung als Rettungssanitäter machen und danach ein halbes Jahr vor meinem Studium in dem Beruf arbeiten. Jetzt wurde mir aber gesagt, dass das psychisch sehr schwierig sein kann (es geht um die Arbeit auf dem KTW, RTW geht nicht weil ich keinen C1 Führerschein habe). Folgende Argumente wurden mir gesagt: am Anfang nimmt man die Einsätze "mit nach Hause". Auf dem KTW sind ja viele Mneschen mit sehr schweren Krankheiten und Geschichten. Man hat von Anfang an große Verantwortung. Und anscheinend braucht man da schon einige Monate bis man es schafft, die Einsätze nicht zu an sich ranzulassen und den Blick zu bekommen, was der Patient hat und ob man ihn transportieren kann (anscheinend lassen viele Ärzte Patienten transportieren, obwohl sie dafür nicht fit genug sind). Aber es kann halt gut sein, dass ich diese Sichtweißen nicht innerhalb von einigen Monaten schaffe mir anzueignen (bevor mein Studium beginnt) Wenn ich dann in meinen Semesterferien weiter arbeite, fange ich quasi wieder von vorne an, mir diese Sichtweisen aufzubauen und es wird dann immer wieder von neuem sehr belastend und schwierig.
Das sind die Argumente die ich bis jetzt gehört habe, weshalb es ungünstig nur ein halbes Jahr zu arbeiten.
Ich bin bereits einige Einsätze im ehrenamt gefahren, aber die waren über Wochen verteilt und auch nur ein belastender Einsatz.
Was ist eure Meinung dazu? Was sind eure Erfahrungen auf dem KTW? Würdet es ihr empfehlen?
3 Antworten
Also ich kann keine dieser Aussagen bestätigen. Man hat Verantwortung, das schon. Und man muss manchmal einfach auf sein Bauchgefühl hören. Aber belastend finde ich den KTW nicht.
Zumindest bei mir in der Gegend hat man nur selten Einsätze auf dem KTW. In der Regel macht man nur Krankentransporte, die sind nicht wirklich belastend. Eventuell bekommt man mal einen kleinen Einsatz oder wird als First Responder eingesetzt. Da kann einmal was gröberes dabei sein, ist aber auch selten.
Meiner Erfahrung nach sind die meisten Patienten beim Krankentransport ganz gut beieinander. In meiner Gegend haben 80% der Krankentransporte als Begründung "nicht/beschränkt mobil". Die anderen 10-15% sind noch Demenzpatienten und der Rest braucht medizinische Betreuung. Das sind aber auch keine kritische Patienten (die muss der RTW machen), sondern meist Patienten mit Sauerstoff. Also nichts wildes.
Über den "Blick für Patienten" kann ich nicht viel sagen. Ich war 50/50 auf RTW und KTW. Den Zustand einzuschätzen habe ich auf den RTW gelernt. Wie schnell man das auf dem KTW lernt, weiß ich nicht.
Meine ehrliche Meinung zum Thema KTW?
Taxi. Mehr ist das nicht:
Oma A zur Dialyse fahren, Oma B später abholen. Opa C zum Arzttermin bringen und Opa D nach Hause fahren, da er aus dem Krankenhaus entlassen wurde und offenbar med. Überwachung braucht.
Viele KTW Fahrten sind jedoch auch nur, weil Personen nicht von Angehörigen abgeholt werden können und für ein Taxi nicht "fit genug" sind.
Ich arbeite auch auf der ILS und sehr häufig werden KTW Fahrten abbestellt, weil Personen entweder doch mit dem Taxi oder mit Angehörigen gefahren werden. Wenn dies offenbar möglich war, stelle ich mir nur immer die Frage, wo da jemals die medizinisch-fachliche Betreuung (so steht es auch auf dem T-Schein) notwendig war.
Ich bin Jahrelang KTW gefahren und kann dir auch sagen, dass du da einfach "verdummst". Die paar First Responder die man vielleicht hat, reißen da auch nichts raus.
KTW fahren ist gut, um den Landkreis und die Kliniken kennenzulernen, Genauso lernst du da den Umgang und die Kommunikation mit v.a. älteren Menschen.
Ich hatte in 9 Jahren Rettungsdienst (KTW & RTW) keinen Einsatz, der mich wirklich langfristig belastet hat. Wirklich mit nach Hause habe ich nichts davon genommen. Die "unschönen" Dinge hast du eher auf dem RTW. Da trifft man eher auf (wirklich) belastende Einsätze. Natürlich kann man auch als KTW zu irgendwelchen MANV alarmiert werden, aber das behaupte ich mal, kommt selten vor.
Das kann ich nach meinen persönlichen Erfahrungen als Rettungssanitäter auf dem Krankentransportwagen (KTW) so eigentlich nicht unterschreiben.
Im Regelfall, hat man im qualifizierten Krankentransport keine Einsätze, welche eine große psychische Belastung darstellen würden. Natürlich, hat man auf dem KTW in der Regel mehr Zeit für persönliche Gespräche als beim Einsatz in der Notfallrettung und ja, manche Patienten, berichten einem auch durchaus ihre gesamte Lebensgeschichte mit schweren Ereignissen aber eigentlich gelingt es einem von Anfang an ganz gut, dazu eine professionelle Diatanz zu wahren. "Mitfühlen aber nicht mitleiden", das ist hier eine oftmals zitierte Aussage in diesem Zusammenhang.
Natürlich, trägt man als Rettungssanitäter im qualifizierten Krankentransport dann unmittelbar die volle medizinisch- fachliche Verantwortung für den Patienten. Wenn ein Arzt jedoch den Transport verordnet hat, dann trägt auch dieser dafür die Verantwortung, dass der KTW ein geeignetes Transportmittel für genau diesen Patienten ist. Im allerschlimmsten Fall, das kommt allerdings sehr selten vor, muss man auch tatsächlich mal einen Patiententransport ablehnen und dem Arzt mitteilen, dass man sich es nicht zutraut, diesen Patienten so zu transportieren. Es können jedoch auch Einsätze als sogenannter Voraushelfer oder als First- Responder vorkommen. Die Leitstelle ist in gewissen Fällen rechtlich dazu verpflichtet, zusätzlich zum Rettungswagen (RTW) und Notarzt auch einen KTW zu entsenden, sofern dieser dem Notfallort standortnäher ist. Es kann in seltenen Fällen auch mal vorkommen, dass der KTW sogar das einzige freie Rettungsmittel in der gesamten Umgebung ist und man dann mit den einem zur Verfügung stehenden Mitteln bei einem Notfalleinsatz in vollkommener Eigenverantwortung die notfallmedizinische Erstversorgung und auch den Transport des Notfallpatienten durchführen muss. Auch gibt es regionale Unterschiede. Bei mir wurden zum Beispiel zu gewissen Situationen KTW entsendet, wo anderenorts ein RTW alarmiert worden wäre. Dann muss man vor Ort die Erstversorgung durchführen und auch entscheiden, ob man den Patienten alleine transportieren kann oder, ob man doch einen RTW nachalarmieren muss. Die überwiegende Mehrheit der Einsätze, sind jedoch mehr oder weniger Taxifahrten. Man benötigt aktuell in der Regel 30 Stunden an Pflichtfortbildungen im Jahr. Nach längerer Pause, müsste man diese zunächst nachholen.
Mfg