Wer hat von wem abgeschrieben?Bei Lukas Markus und Matthäus evangelien?

10 Antworten

  • Grundsätzlich gibt es in dieser Frage nur verschiedene Hypothesen:
  • Inder theologischen Wissenschaft herrscht weitgehend common sense darüber, dass es sich bei Mk um das älteste Evangelium handelt.
  • Sowohl Lk als auch Mt sind m.a.W. von Mk literarisch abhängig; vieles spricht dafür dass den Verfasser(schafte)n von Lk und Mt bereits eine Ur-Version von Mk oder auch Mk vorlag. Zusätzlich wurde von den Verfasser(schafte)n des Mt und des Lk neben Textbeständen der Loquienquelle Q - die Plausibilität hierfür hat sich durch das Thomasevangelium erhöht, weil zuvor die Gattung eines "Spruchguts" für die Jesubewegung nicht überliefert war - auch (vmtl. je eigenständiges) Sondergut eingearbeitet, das ihnen vorlag. (= Zweiquellenhypothese und ihre Derivate)
  • Lange wurde die These vertreten, Joh weitgehend - oder völlig - unabhänig von den übrigen Evangelien entstanden - zudem auch später. Diese These steht allerdings immer wieder in Kritik. Feststellen lässt sich jedenfalls, dass die synoptischen Evangelien (Mk, Mt, Lk) jedenfalls nicht ersichtlich als Quellen verarbeitet wurden. Ob Joh dennoch Kenntnis von - zumindest - Mk hatte, ist umstritten. Daher gibt es uach Frühdatierer und Spätdatierer. Genaueres zum Diskussionsstand zum Joh erspare ich den Lesern an dieser Stelle.

lg B.

Zuerst einmal sollte man sich darüber wundern, dass es 3 Texte gibt, die im Wesentlichen übereinstimmen, voneinander abgeschreiben haben, aber immer auch Teile der Vorlagen umgestellt, geändert und weggelassen haben. Das passt nicht zu einer "sauberen" Tradition. Warum enthält keines der Evangelien alle Sprüche von Jesus? Das riecht nach Fälschung. War das Ziel, möglichst viele Evangelien zu produzieren, um ein anderes unterzubuttern?

Dieser Theorie ist J. Phatre gefolgt und kommt zu dem Ergebnis, dass das "untergebuttere" Evangelium das Thomasevangelium ist. Es ist identisch mit dem Hebräerevangelium des Clemens Alexandrinus und der aramäischen Spruchsammlung des  Matthäus bei Papias von Hierapolis:

Die gute Botschaft der Menschenfresser. 2014

Diese überholten Ansichten wie ZWeiquelletheorie wird immer noch von den Drewerrmännern aufgegriffen und als gesichert verkauft. Die Evangelien jedoch behaupten von sich historische Berichte über historische Personen zu sein, die von Augenzeugen (Matthäus und Johannes) oder von Gesprächspartnern von Augenzeugen (Lukas und Markus) aufgezeichnet wurden. Bis zu diesem Punkt hat man historisch betrachtet keinen Grund, die in den Evangelien beschriebenen Geschehnisse in Zweifel zu ziehen, unabhängig davon, ob sie mit unserer Alltagserfahrung übereinstimmen. Um das Jahr 30 n. Chr. sagte Jesus die Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer voraus, was im Jahr 70 n. Chr. tatsächlich eintrat. Also sah die Bibelkritik sich gezwungen die Niederschrift der Evangelien – hier das Matthäusevangelium – auf die Zeit 70 bis 100 n. Chr. zu datieren. Schließlich durfte Jesus von einem Wissenschaftler nicht als ein wahrer Prophet, welcher der Zukunftsschau fähig war, angesehen werden. Die Evangelien mussten also nach dem Jahr 70 geschrieben worden sein. Die Textstelle wurde somit als eine Ausschmückung der frühen Kirche interpretiert, die den gewöhnlichen Menschen Jesus zu einem Sohn Gottes hochstilisieren wollte. Diese Art des Denkens wird auch Theologiestudenten eingeimpft.
Bereits im Jahr 1976 sprengte der Theologe A.T. Robinson – eigentlich ein liberaler, indem er alle Evangelien vor das Jahr 70 datierte. Sehr zum Leidwesen der »Liberalen« und zum Wohlwollen der »Konservativen« hatte er entdeckt, dass nüchterne Textwissenschaft sich nicht von ideologischen Vorurteilen einfangen lassen darf. Selbst der Prototyp des liberalen Theologen Adolf von Harnack erkannte als Altphilologe, dass seine Kollegen die Apostelgeschichte viel zu spät datiert hatten. In seiner Studie erklärt er, dass die Apostelgeschichte vor dem Jahr 62 bzw. vor dem Jahr 64 entstanden sei. Dies bedeutet, dass das Lukas-Evangelium noch davor, womöglich in den späten fünfziger Jahren, verfasst worden sein muss. Tatsächlich datieren viele Historiker die Evangelien noch früher als in die fünfziger oder sechziger Jahre des 1. Jahrhunderts. Schließlich muss man erklären, weshalb die ersten Christen zwanzig, dreißig oder gar vierzig Jahre brauchen sollten, um die ersten schriftlichen Berichte zu verfassen. Noch heute glaubt man, dass das Johannes-Evangelium viel später als die drei übrigen entstanden sei, weil es sich so stark von den anderen unterscheide, aus diesem Grund meinte man, es sei ein Produkt der 2. oder 3. Generation der Urchristen. Auch hier legte der Theologe A.T. Robinson überzeugend dar, dass das Evangelium in die späten sechziger Jahre zu datieren ist.
Wenn das bedeutet, dass Jesus ein echter Prophet war, der von der ersten Generation präzise dokumentiert wurde, dann müssen die zweifelnden Kritiker nun historische Beweise – und keine philosophischen oder ideologischen – vorlegen, welche die Genauigkeit der Evangelienberichte widerlegen. Anders herum gesagt: Es existieren keine Beweise, dass die Evangelien später als um die Mitte des ersten Jahrhunderts entstanden. Interessant ist auch, dass nichtchristliche antike Schreiber wie z.B. Celsus nicht bestrebt sind die Evangelienberichte zu widerlegen, obwohl es zu ihrer Zeit überhaupt kein Problem war sich negativ über Christen zu äußern. Es ist zudem bemerkenswert, dass niemand die Christen beschuldigte ihre Quellen redaktionell bearbeitet oder frisiert zu haben. Celsus leugnet keine Offensichtlichkeiten, wie das leere Grab am Ostermorgen, versucht sie jedoch weg zu erklären, indem er behauptet, Jesus habe sein Verschwinden durch einen magischen Trick inszeniert. Echte Historiker lehren uns, dass wir uns von den kursierenden Mythen der neutestamentlichen Forschung verabschieden müssen. Vielmehr zeigt sich nach und nach immer mehr, dass die Evangelien historische Berichte von höchster Genauigkeit sind, die unabhängig voneinander entstanden. Die Verfasser der Evangelien sind sehr nüchterne Berichterstatter, die sehr umsichtig schrieben. Allein schon das redaktionelle Postskriptum zum Johannesevangelium (»Eben dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und aufgeschrieben hat …«) zeigt, dass dies keine Ergüsse einer theologischen Berauschtheit der ersten Christen war. Und dennoch gibt es nach wie vor eine Menge an Mythen der neutestamentlichen Forschung, die sich hartnäckig halten.

Die plausibelste Antwort ist nach wie vor, dass das Markus-Evangelium das älteste der drei synoptischen Evangelien ist. Matthäus und Lukas haben, als sie ihre Evangelien schrieben, neben anderen Quellen auch das Markus-Evangelium benutzt. Das lässt sich linguistisch und textwissenschaftlich recht deutlich erkennen.

Das ist aber keine Geringschätzung - weder für Markus noch für die beiden anderen Evangelien. Es ist einfach Erkenntnis.

Wichtig ist jedenfalls, dass sich im Gebrauch der Gemeinden über die Jahrhundert die vier heute bekannten Evangelien durchsetzten. Literarisch bekannt sind noch viele weitere Berichte vom Leben Jesu. Die sind aber entweder inhaltlich so abseitig oder so erkennbar spät, dass sie sich schlicht und einfach im Gebrauch der christlichen Gemeinden nicht durchsetzen konnten.

Da hat keiner vom anderen abgeschrieben. Warum sollten sie?

Jeder gab sein Bestes, um einen guten Bericht über den historischen Jesus von Nazareth, der sich als der vorhergesagte Messias erwies, abzugeben. Gerade die Unterschiede bei den Schwerpunkten beweisen, daß verschiedene Gewichtung durch verschiedene Persönlichkeiten erfolgte.

Das ganze ist ein Beweis für die Echtheit ihrer Darstellungen und der geschilderten Begebenheiten und Aussagen Jesu.