Was haben die Nazis gegen das Kapital gemacht?

Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen

Sehr viel weil... 43%
Sehr wenig weil... 29%
Sie haben GELOGEN weil... 29%

4 Antworten

Bis auf den Namen hat der Nationalsozialismus wenig mit Sozialismus zu tun.

Sozialisten geht es um die Aufhebung der kapitalistischen Wirtschaftsweise und der Klassengesellschaft. Internationalismus und der Gleichheitsgedanke spielen dabei zentrale Rollen, weshalb Nationalismus und Rassismus als spalterisch abgelehnt werden.

Der Nationalsozialismus ist hingegen eine Ideologie der Ungleichheit. Er propagiert nicht nur die Minderwertigkeit von anderen Nationen und Rassen, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Hierarchien innerhalb der Nation. Die Nazis wollten nicht die Klassen, sondern den Klassenkampf abschaffen, um eine klassenübergreifende "Volksgemeinschaft" zu schaffen, in der die Arbeiter mit ihrer unterlegenen Stellung zufrieden wären und die Position der wirtschaftlichen und politischen Eliten unangetastet bleibt.

Die Nazis und die Faschisten in anderen Ländern zogen ihr Mobilisierungspotential gerade aus der Sorge vor einer erstarkenden sozialistischen Linken und den Abstiegsängsten des Kleinbürgertums, das sich durch die Arbeiterbewegung bedroht sah.

Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter waren deshalb die ärgsten ideologischen und politischen Gegner der Nazis und wurden von ihnen massenhaft verhaftet, gefoltert und ermordet, während Liberale und Konservative sich in vielen Fällen mit den Nazis abfanden oder sie sogar aktiv unterstützten und zu ihnen überliefen. Nach Kriegsende waren es CDU/CSU und FDP, die den alten Nazikadern eine neue politische Heimat boten.

Der Antikapitalismus, der bei den Nazis vor allem in den 20er Jahren noch eine Rolle spielte (und spätestens mit der Ermordung von Ernst Röhm endete), war auf Phrasen begrenzt, inkonsequent, widersprüchlich und ging nur so weit, wie er antisemitisch ausgeschlachtet werden konnte. Deutlich wird das an dem Bild des "raffenden" Finanz- und Handelskapitals, das mit dem Judentum assoziiert wurde, und dem "schaffenden" Industriekapital, das mit Deutschtum und Tugendhaftigkeit verbunden wurde.

Die Nazis mobilisierten also lediglich gegen die abstrakten Seiten des Kapitalismus, lobten aber hingegen den sozialdarwinistischen Konkurrenzkampf auf dem freien Markt. Tatsächlich sind das nur zwei Seiten des gleichen Systems. Das Finanzwesen war auch keinesfalls nur jüdisch besetzt, und tatsächlich gehörten die meisten jüdischen Deutschen der Arbeiterklasse an. Die absurde Folge davon ist, dass nicht nur das Finanzkapital, sondern auch der Kommunismus als "jüdisch" galt.

Im Zuge dieser oberflächlich antikapitalistischen Mobilisierung wurden auch zahlreiche aus dem Marxismus stammende Begriffe völlig umgedeutet, eben auch der "Sozialismus", der zur Volksgemeinschaft umgedeutet wurde. Bei denjenigen Arbeitern, die bereits sozialdemokratisch oder kommunistisch organisiert waren, verfing diese Strategie kaum, unter den Arbeitslosen fanden die Nazis mit dieser Strategie aber eine gewisse Basis.

Nach der Machtübergabe an die Nazis zeigte sich, dass sie weder den Arbeitern noch den Kleinbürgern tatsächliche Vorteile boten, tatsächlich schlossen sie Bündnisse mit dem Großbürgertum, das nun viel hilfreicher für die Ausrichtung der gesamten Industrie auf rassistischen Vernichtungskrieg war. In der Folge wurden Monopole gefördert, Löhne auf niedrigen Niveau eingefroren, Streiks illlegalisiert, die Gewerkschaften und Arbeiterparteien zerschlagen, Banken, Reichsbahn und Metallindustrie privatisiert und Sozialleistungen gestrichen bzw. an halb-private Organisationen abgegeben und an rassische Voraussetzungen gebunden.

Auch die Führung der kleinbürgerlichen und proletarischen Nazi-Schlägertruppen, darunter Ernst Röhm und Gregor Strasser, wurde kaltgestellt, weil sie in dieser Phase der Naziherrschaft nicht mehr benötigt wurden. Den großen Kapitalisten ermöglichten die Nazis hingegen riesige Profite durch die Beschlagnahmung jüdischen Vermögens, die Plünderung der besetzten Gebiete und den Einsatz von Zwangs- und Sklavenarbeit.

Der Rassenwahn der Nazis stand aber immer an erster Stelle und machte in manchen Fällen Interventionen in die Privatwirtschaft notwendig. So wurden bestimmte Industrien zwangsweise auf die Herstellung von Rüstungsgütern ausgerichtet. Auch der Holocaust bedeutete punktuell Konflikte zwischen der Naziführung und Unternehmern, denn diese hätten mehr davon profitiert, die Arbeitskraft von ethnischen und politischen Gefangenen auszubeuten, statt sie im großen Stil zu vernichten.

Die Lenkung der Wirtschaft während des Krieges war auch kein Alleinstellungsmerkmal der faschistischen Diktatur, sondern wurde in ähnlicher Weise auch in den liberal-kapitalistischen Ländern, wie etwa England und Frankreich, praktiziert - hier wie dort aus reiner Notwendigkeit. Weder äußerten die Anführer der Nazis die Absicht, die planwirtschaftlichen Elemente nach dem Krieg beizubehalten, noch waren die deutschen Unternehmer zu irgendeinem Zeitpunkt über diese Möglichkeit besorgt. Das allein spricht Bände, da Unternehmer für gewöhnlich gegen jede Einschränkung ihrer Profitaussichten Sturm laufen.

Sehr wenig weil...

Weil das Großkapital Hitler unterstützte, da sich durch ihn eine gigantische Aufrüstung abzeichnete. Die Krupps und Thyssens wurden mit Rüstungsaufträgen belohnt und verdienten ein Vermögen. Auch Rockefeller hat die NSDAP unterstützt. Viele Nazis haben sich auch am Kapital wohlhabender Juden persönlich bereichert.

Von einer antikapitalistischen Einstellung der Nazis kann keine Rede sein.


IchMagDichNIch7 
Fragesteller
 09.03.2024, 17:36

Sie haben sich aber als welche Beworben

Aber meine Frage hieß: was haben sie gegen das Kapital gemacht

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Knallfrosch24  09.03.2024, 17:38
@IchMagDichNIch7

Die Nazis haben mit dem Begriff Sozialismus geworben, weil sie so die Arbeiterklasse auf ihre Seite ziehen wollten. Das war jedoch reiner Etikettenschwindel: Es stand zwar Sozialismus drauf, war aber keiner drin. Kurzum, die Bezeichnung als Sozialisten war eine dreiste Lüge.

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Nofear20  09.03.2024, 17:38
@IchMagDichNIch7

Habe ich doch geschrieben: nichts, weil sie auf Kapital angewiesen waren und sich auch selber gerne die Taschen voll gemacht haben. Das alles hatte natürlich einen Preis: 1939 war Deutschland praktisch pleite. Der Staatsbankrott konnte nur noch durch Beutezüge in andere Länder verhindert werden. Man brauchte frisches Kapital und hat sich die Goldreserven des jeweiligen Landes unter den Nagel gerissen.

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Sie haben GELOGEN weil...
Mann kann sagen das sie sich als Sozialistisch und damit auch Anti kapitalistisch gesehen haben.

Nein. Dass die Nazis sich als sozialistisch und/oder antikapitalistisch gesehen hätten ist ein wesentliches Missverständnis des Begriffs "Nationalsozialismus".

Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts war es eine Gewohnheit der radikalen Rechten, politische Begriffe anderer Fraktionen umzudeuten und mit eigenen Bedeutungen zu belegen; genau das taten sie auch mit ihrer Nutzung des Begriffes Sozialismus. In Abgrenzung zum linken Verständnis des Begriffs bezeichnete Hitler als "Sozialismus" vor allem die "Verantwortung der Volksgemeinschaft für das Individuum". Auch der Gesamtbegriff des "Nationalsozialismus" sollte als Abgrenzung zum internationalen Selbstverständnis des eigentlichen Sozialismus und Kommunismus dienen. Kurzum, die Nationalsozialisten waren, gerade in ihrem Selbstverständnis, Anti-Sozialisten.

Diese entschieden anti-sozialistischen Positionen durchziehen die Denkweise sowohl Hitlers als auch seiner Anhänger. Die Vergesellschaftung der Produktionsmittel etwa, eine der fundamentalen Zielsetzungen des Sozialismus, lehnte Hitler entschieden ab; dasselbe galt für eine klassenlose Gesellschaft. Das NS-Regime begann darüber hinaus schon unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers, die Arbeiterbewegung und die Gewerkschaften zu zerschlagen. Innenpolitisch galt der Marxismus und Kommunismus als Hauptgegner des NS-Regimes.

Aber was haben sie gegen das Kapital gemacht, und was nicht?

Das NS-Regime stand nicht in systematischem Konflikt mit "dem Kapital"; die Nazis waren Kapitalisten. Enteignungen nahmen sie vor allem bei Juden und Regimegegnern vor; Konzerne, die für das Regime produzierten, belohnte das Regime vielfach, etwa durch das zur-Verfügung-stellen von Zwangsarbeitern. Es gibt eine ganze Reihe deutscher Unternehmen, die während der NS-Zeit wirtschaftlich erfolgreich wurden und es bis heute sind.


IchMagDichNIch7 
Fragesteller
 09.03.2024, 17:39

Danke

aber ich meine eher ihre art von Sozialismus die im Grunde auf etwas ähnliches aufbaut

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Knallfrosch24  09.03.2024, 17:41
@IchMagDichNIch7

Die "Art von Sozialismus", die die Nazis propagierten, war KEIN Sozialismus. Sie war auch nicht so ähnlich wie Sozialismus, sie war entschieden dagegen.

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Knallfrosch24  09.03.2024, 19:22
@IchMagDichNIch7

Ja, und? Parteiprogramme sind schon in Demokratien reine Selbstbeweihräucherung und nicht allzu ernst zu nehmen. Was die NSDAP in ihres reingeschrieben hat ist, mit Verlaub, völlig irrelevant in Anbetracht ihrer vielfach belegten tatsächlichen Positionen.

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IchMagDichNIch7 
Fragesteller
 09.03.2024, 23:33
@Knallfrosch24

Ok es ist aber egal was sie gemacht haben in meiner Aussage ging es nur darum das sie sich so gegeben haben und mit dem Partei Programm ist es leicht einsehbar wie sie sich gegeben haben

Also selbst wenn sie gesagt hätten sie seien demokraten heisst es das sie sich als demokraten gegeben haben auch wenn sie danach das selbe gemacht hätten

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Sie haben GELOGEN weil...

Das dass Wort "...sozialistisch" nichts weiter als ein Etikettenschwindel war war jahrzehntelang klar.

Seit kurzem werden mir auf YouTube immer mehr Videos in die Timeline gespült, die erklären wollen warum die Nazis links und sozialistisch gewesen seien.

Das ist nichts weiter als die übliche Umdeutung der Geschichte durch die Identitären und die heutigen Rechtspopulisten und dient nur dem einen Zweck: Linke und Sozialisten zu diskreditieren.

Die Nazis waren nationalistische Faschisten und hatten mit Sozialismus nichts am Hut. Das Wort im Parteinamen war nur Etikettenschwindel, weil die Stimmung damals in der Arbeiterklasse pro Sozialismus war.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

IchMagDichNIch7 
Fragesteller
 09.03.2024, 17:31

Sie wollten doch aber eine Gesellschaft aufbauen deren Vorlage der Sozialismus wahr oder?

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vanOoijen  09.03.2024, 17:43
@IchMagDichNIch7

Absolut nicht.

Sozialismus ist klar definiert und der Nationalsozialismus gehört nicht dazu.

Sozialismus ist grundsätzlich immer international.

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IchMagDichNIch7 
Fragesteller
 09.03.2024, 18:07
@vanOoijen

Achso dass Sozialismus nicht erst dann sozialismus ist wenn sich außenpolitisch so verhalten wird

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vanOoijen  09.03.2024, 18:59
@IchMagDichNIch7

Da spielt heute vieles mit hinein und alles hat sich weiterentwickelt.

Aber die sozialistische Internationale gabe es schon in den 20er und 30er Jahren.

Die Parole: "Proletarier aller Länder vereinigt euch" gab es schon vor 1920 und die Nazis wollten das komplette Gegenteil.

Die sozialistische Bewegung war im Grunde auch gegen Hierarchie, sondern wollte die Diktatur des Proletariats über Besitzende, Klerus, Monarchie und Nationalisten.

Hitler wollte auch die Klassen wegsprengen - aber nicht um sie zu beseitigen, sondern um seine Ideologie an ihre Stelle zu setzen. Das ist ein großer Unterschied.

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KuschelMitMir  09.03.2024, 18:16

Guck mal in meine Antwort, die Nazis haben sehr viel sozialistisches Gemacht. Außerdem muss man den „echten“ Sozialisten nichts mehr anhängen, sie waren weit schlimmer als die Nazis selbst.

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KuschelMitMir  10.03.2024, 05:52
@vanOoijen

Ich finde es etwas befremdlich dass du scheinbar anderer Meinung bist. Der Völkermord an den Chinesen, den Ukrainern und anderen Ethnischen Minderheiten der Sowjets und Chinesen sind dir bekannt? Die Roten Khmer sagen dir etwas?

Die unvergleichlichen Massenmorde dieser Staaten sind weit über den Holocaust hinausgewachsen.

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