Warum wird das Kapital als abgeleiteter Produktionsfaktor bezeichnet?

4 Antworten

Man muss wohl bezogen auf Geldtheorie eine Kleinigkeit im Hinterkopf behalten, um das verstehen zu können:

Bis ins frühe 20. Jahrhundert war es so, dass Geld immer irgendwie durch Sachwerte gedeckt war. D. h. Notenbanken haben nur so viel Geld ausgegeben, wie sie gleichzeitig auch an Werten irgendwo im (Staats- bzw. Notenbank-)Eigentum hatten. "Goldstandard" nannte man das früher, weil eben als Gegenwert ganz viel Edelmetall in den Tresoren lag. Münzgeld hatte früher sogar einen Eigenwert, war also z. B. aus wertigem Metall gefertigt.

Das "künstlich geschaffene" Geld, was wir heute nutzen, war damals noch unvorstellbar. Nach damaliger Lesart hätte niemand unsere Euro-Scheine ernst genommen, weil sie ja durch nichts wirklich gedeckt sind.

So, zurück zu Marx: Kapital z. B. in Form von Geld liegt - platt formuliert - als Bündel Scheine auf dem Tisch, oder als Zahl in irgendeinem Bankcomputer. Nach damaliger Logik korrelierte der Wert mit Bankvermögen (siehe "Goldstandard"). Davon war das Geld abgeleitet (hier ist das Wort).

Das Bank-Gold wiederum kann man nur bekommen, wenn man es irgendwo schürft. Dafür braucht es Boden.

Und da sieht man dann die zwei Ebenen: Boden und Arbeit sind primäre Ressourcen. Erst dann, wenn diese beiden Ressourcen genutzt werden, kann ein Rohstoff (oder ein Produkt) erschaffen werden, was sich dann indirekt in wahrgenommenem Wert wie z. B. "Geld" materialisiert.

Man könnte auch sagen: "Geld" ist "künstlich". Und "Arbeit" bzw. "Boden" sind "natürlich gegeben" (im Falle der Arbeit dadurch, dass die Menschen halt von Natur aus da sind, und eben zu Arbeit in der Lage sind).

Stell dir vor du strandest ganz alleine auf einer Insel.

Dann hast du genau zwei Dinge: Die Insel (Boden) und dich selbst mit deinen Füßen, Händen und Kopf (Arbeit).

Jetzt kannst du loslaufen über die Insel und anfangen zu arbeiten, z.B. Erdbeeren pflücken. Einige isst du, andere legst du dann in deine Höhle (die sind dein Kapital). 

Wenn dann wieder jemand auf einer Insel strandest, könntest du ihm anbieten, für dich zu arbeiten (z.B. Werkzeuge herstellen) und bezahlst ihn mit den Erdbeeren.

Kapital muss erst vom Boden her erarbeitet werden, es ist nicht sofort da. 

Alle Güter (Mittel zur Bedürfnisbefriedigung) bestehen aus vorgegebenem Grundstoff aus der Natur (Boden) und Arbeit (Nutzung des Grundstoffs für Bedürfnisbefriedigung). Simpelste Kombination: Frucht (Boden), Pflücken (Arbeit). Kapital ist die Kombination von beidem, die gepflückte Frucht in Reserve. Man spricht auch von "vorgetaner Arbeit". 

Kapital ist gerionnene Arbeit, also Arbedit, von der der Mehrwert abgezogen wird und in Kapital umgewandelt wird - im Kapitalismus.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun