Warum mögen Physiker keine Mediziner?
Studiere im zweiten Semester Medizin und
mir drängt sich immer weiter der Verdacht auf, dass die Physiker einen wirklich nicht ab können … genauer:Mediziner nicht ab können.
Hat man die Physik Klausuren bestanden - und musste derweil pure Schikane Seminare durchstehen; mit an der Tafel vorrechnen etc. -, darf man sich danach im Physikpraktikum wirklich bodenlosen Fragen und Versuchen stellen.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass es alles eher politischer Natur ist,
verrechnet man sich, oder zeichnet deren Ausgleichsgerade nicht perfekt, gibt es mehrere dumme Sprüche gedrückt.
zu allem Überfluss fühle ich mich von den kompliziert formulierten Anleitungen einfach irritiert, man hat Zeitdruck und kriegt währenddessen auch noch Stress, dadurch, dass sie einen nach Belieben durchfallen lassen können …
man fühlt sich die ganze Zeit dumm und ich habe manchmal den Eindruck, als ob sie sich wirklich darüber profilieren bzw. Besser fühlen, wenn wir / einer von uns versagt.
wenn ihr im Modellstudiengang studiert: seid einfach froh, dass dies an euch (vermutlich) vorbei geht.
die Kommilitonen aus dem Jahrgang berichten ähnliches.
also liebe Physiker: warum macht ihr das mit uns ???
5 Antworten
verrechnet man sich, oder zeichnet deren Ausgleichsgerade nicht perfekt, gibt es mehrere dumme Sprüche gedrückt.
Die kriegt jeder ab, nicht nur Mediziner. Einer meiner Professoren (Maschinenbau ist ähnlich) hat mal in der Vorlesung erzählt: "Machen sie sich darauf gefasst, dass sie als Ingenieur das unbeliebteste Mitglied der Familie sind. Rein berufsmäßig wird es darauf hinauslaufen, dass sie zuerst alles ganz genau wissen wollen und hinterher wissen sie alles besser."
Nur nebenbei: darauf sollte sich ein Arzt gefasst machen, wenn er einen Physiker oder Ingenieur als Patient hat.
Genau, wenn der Physiker mit Appendizitis kommt, zieh ich als erstes eine Ausgleichsgerade ;)
Du wirst lachen: Die Physiker schikanieren niemanden bewusst. Nein, es hat keinen politischen Hintergrund.
Die machen es bei euch Medizinern einfach ein Bisschen Physik-Schnupperkurs und verfahren dabei nicht anders, als sie es aus ihrer Welt kennen.
Ja, als Naturwissenschaftler lernt man u.a., Kurven mit gut gespitztem Bleistift auf Millimeterpapier zu zeichnen. Mit Formeln zu rechnen, Rechenwege zu diskutieren. Gerade letzteres ist absoluter Alltag für Physiker.
Und natürlich muss man in einer gewissen Bearbeitungsszeit fertig werden, man kann später auch nicht mit jeder Arbeit bis zum Sanktnimmerleinstag trödeln. Übrigens auch nicht als Mediziner: Du hast in der Notaufnahme 5 Minuten pro Patient, du bekommst ein Problem wenn du spontan beschließt, dir 20 min pro Patient nehmen zu wollen.
Auch ist ein gewisser Leistungsdruck für Physiker selbstverständlich: Ausgesiebt wird erst im Studium, nicht vorher schon.
Warum sollten die Physiker was ganz anderes machen, wenn sie ein paar Mediziner zu Besuch haben? Sind Mediziner irgendwie kleiner, hilfloser, jünger, dass sie nen Welpenschutz brauchen?
Diese Art der Lehre ist nicht zielführend. Weder für Physiker, Mediziner, noch sonst irgendjemandem.
Und nein, ich brauche keinen Welpenschutz, aber ich habe begriffen, dass ich dort bin, um etwas zu lernen und weiß auch, dass man unter Stress nicht lernt / sehr vieles vergisst.
Echt schade, dass man es so aufmachen muss.
man fühlt sich die ganze Zeit dumm
Vermutlich gehört das seit der Vor- und Frühgeschichte der Menschheit zum Initiationsritual bei der Aufnahme in die Schamanen- und Gelehrtenkaste dazu.
Auszug aus einem Dialog zwischen Studienanfänger und Professor:
Schüler:
Kann Euch nicht eben ganz verstehen.
Mephistopheles:
Das wird nächstens schon besser gehen,
Wenn Ihr lernt alles reduzieren
Und gehörig klassifizieren.
Schüler:
Mir wird von alledem so dumm,
Als ging, mir ein Mühlrad im Kopf herum.
Quelle: Goethe, Faust, erster Teil.
https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/faust1/chap007.html
Lesetip: Wolf Wagner, Uni-Angst und Uni-Bluff
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=wagner+uni+angst+uni+bluff
Vielleicht ist dieses Buch hilfreich, um das Dummheitsgefühl hinter sich zu lassen:
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=Harten+Physik+f%C3%BCr+Mediziner
das machen Physiker mit jedem, nur haben Physiker die besseren Nerven und das bessere abstrakte Denken.
Zeit- und anderer Druck? Willkommen in der Welt des Physikstudiums. Aber Mathematiker sind noch schlimmer.
Ich war selbst nie Praktikumsassistent, aber wir haben uns immer schlappgelacht über die Geschichten aus dem Medizinerpraktikum.
Davon habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört. Und ich kenne Physiker und Mediziner. Vielleicht ist es nur bei euch an der Uni so?