Warum gibt es in Bayern (also außer Franken) so wenig Gotische Kirchen?
Mir gefallen gotische Kirchen sehr gut, aber im bayrischem gibt es so gut wie keine.
Dort gibt es bloß barocke oder Rokoko Kirchen, die oft wie schlechte Imitate aus Italien aussehen und bezüglich Klima und Landschaft wie ein Fremdkörper auf mich wirken.
Konnten die Leute in Bayern damals einfach nicht so gut gotisch bauen?
2 Antworten
Der Kunststil des Barock entstand als Gegenreformationsbewegung nach dem 30jährigen Krieg. Dementsprechend viele Kirchen wurden in den rein katholischen Regionen Barock umgestaltet und neu errichtet. Die Prachtfülle sollte die Herrlichkeit Gottes symbolisieren und den einfachen Gläubigen zeigen. Gerade durch die Zerstörungen und Ablehnung von protzender Kunstwerke der Reformatoren führte zu diesen "jetzt erst rech" Trotz, sodass versucht wurde, um so reichhaltiger die Kirchen auszugestalten.
Barock ist auch ein Zeichen der Zeit. Nach den großen Zerstörungen im Krieg wollte man zeigen, was man sich wieder leisten kann und dementsprechend prunkvoll wurden nicht nur Kirchen und Klöster errichtet, sondern im noch viel stärkeren Ausmaß die Schlösser. Wer sich als Herrscher es sich nicht leisten konnte, der behalf sich mit Immitaten, dessen Höhepunkt das Schloss Ludwigslust ist https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2012/2/kaum-zu-glauben-alles-pappe.php
Regionen, die völlig verarmt waren blieben von der Barockisierung verschont, daher ist die Altmark in Sachsen-Anhalt die Region Deutschlands mit den meisten romanischen Kirchen. Da habe ich mehre Jahre Tagesausflüge gemacht, um mir diese wundervollen Kirchen anzusehen. Einige besitzen noch Originalfresken aus der Romanik wie die Feldsteinkirche in Bombeck (Sankt Laurentius).
wollte man zeigen, was man sich wieder leisten kann
Im Zeitalter des Absolutismus und der weltlichen und klerikalen Herrschaft wurde diese Prunklust auf dem Rücken des Volkes ausgetragen.
In Regensburg ist gotischer Dom nach französischem Vorbild. Der Münchner Dom ist ein (hässlich) gotischer Dom. Landshut hat auch einen gotischen Dom mit dem höchsten Ziegelturm der Welt
Regensburg ist eben eine Stadt, die in Zeiten der Gotik ein europäisches Zentrum war. In Süddeutschland wurde während der Gegenreformation aus politischen Gründen heftig barockisiert (leider schöne romanische Kirchen) und barocke Pracht inszeniert um das Hl Römische Reich nochmals aufstehen zu lassen. Napoleon hat dem Ganzen ein Ende bereitet.
Der süddeutsche Barock, auf der Landkarte etwa in einem Gebiet in Form einer Sichel von Schwaben über Böhmen nach Unterfranken, ist der einzige "rein"-deutsche Baustil. Darum zierte einst Balthasar Neumann den Fünfzig-Mark-Schein. Romanik ist französisch, Gotik ist französisch, Renaissance ist italienisch, Klassizismus ist wieder französisch. In Norddeutschland wurden viele Neogotische Kirchen errichtet. Mittelalterliche Gotik ist selten und gabs nur in reichen Kaufmannstädten, wo die Bürger die Dombauten selbst finanzierten.
Ja Regensburg ist echt eine Ausnahme.
In Passau, welche die wärmste der deutschen Donau Städte ist, hat man mit dem Dom und den Gebäuden darum etwas geschaffen, was italienischen Barock Rokoko Kirchen wenigstens halbwegs ebenbürtig ist und dennoch ein bisschen an die Gegend angepasst.
Da passt das, mitten in der Stadt, ja auch irgendwie mit dem Rathaus und dem entstandenem Tourismus. Ich vermute aber da hat man damals enorme Ressourcen aufgewendet um das so hinzubekommen.
Ich empfinde aber dennoch (schlecht gemachte) Barocke /Rokoko Kirchen auf dem "platten Land" als Fremdkörper und ästhetisch nicht gut gelungen.