Warum dreschen die grossen Religionen Phrasen?

6 Antworten

Liebe Ratlose45! 

Ich habe sie gezählt: Genau sieben Sätze ist Dein Eintrag lang. Und es sind sieben harte Schläge in die Magengrube der Römisch-Katholischen Kirche. Nicht zu Dutzenden, nicht zu Hunderten, nein, sondern zu Tausenden werden da Menschen sein, die ganz genauso empfinden wie Du ‒ und Dir aus ihrer eigenen Erfahrung heraus zustimmen werden. Sagen zu müssen: »Nichts verstehe ich, nichts berührt mich, nichts hilft mir« ist tatsächlich ist ein Ausdruck gewachsener und gereifter Verzweiflung; es ist das Todesurteil für diese Kirche. Sollte das übertrieben formuliert sein, dann gibt dem ja doch Dein Wort von der »Versammlung von Scheintoten« einer solchen Einschätzung aber dann ja wohl doch recht.

Und dann bietest Du sogar in dieser eigentlich für Dich schlimmen, schmerzhaften Situation sogar noch an, Dich zu engagieren, um vielleicht irgendwo ein klein wenig etwas zu verbessern, menschlicher zu gestalten ‒ und wirst abgekanzelt. Recht hast Du, so recht, wütend zu sein über eine solche Abfuhr; es lässt sich wirklich nicht anders sagen. Eine solche Reaktion lässt einen dann ebenso wütend wie ‒ wie Dein Name es sagt ‒ ratlos zurück. Auf diese Weise treibt die RKK längst und längst auch die wirklich Engagierten, die ehrlich und auch leidenschaftlich Glaubenden aus der Kirche hinaus; längst sind die Kirchen leergepredigt, Du erfährst das ja am eigenen Leibe. Und die ganze Situation lenkt einmal mehr die Aufmerksamkeit auf die Frage, was denn das eigentlich für Charaktere sind, die Priester und Pfarrer werden, sind und bleiben insbesondere in der Römisch-Katholischen Kirche ‒ und welch eine Persönlichkeitsstruktur eigentlich nötig ist, um ein solch verqueres Verständnis von menschlichem Umgang, gar »Seelsorge« zu auszuprägen, wie es sich in Deinen Worten so schmerzvoll widerspiegelt. ‒

Man kann in diesem Forum hier immer nur ein Mal »richtig« antworten, und auch für die Frage,. wie Du denn damit umgehen, was Du tun kannst, gibt es jetzt nur erstmal diese eine Gelegenheit hier. Welche Möglichkeiten also bieten sich Dir?

(1)   Alles bleibt, wie es ist. Du schluckst den Brocken, aber eine Initiative oder eine Veränderung ist (noch) nicht das Thema.

(2)   Du erzählst davon in Familie, Freundes- und Bekanntenkreis, am Arbeitsplatz und wartest auf die Gespräche, die sich dadurch ergeben.

(3)   Du wendest Du mit der Schilderung Deines Erlebnisses an den Vorgesetzten dieses Priesters, also an den Bischof, und schaust, ob etwas ‒ und wenn ja: was ‒ passiert.

(4)   Du lässt Dir das nicht bieten, entdeckst Deine Kampfeslust, gehst also in die Auseinandersetzung  und machst dieses Erlebnis in irgendeiner Weise öffentlich (ein Ding, das der Amtskirche immer ein Stachel im Fleische ist und nach aller Möglichkeit zu vermeiden versucht wird), schon damit Du Solidarität erfahren kannst und spürst, dass Du nicht alleine bist.

(5)   Du machst Dir ein Geschenk der Freiheit an Dich selber und verlässt die RKK, ob mit oder ohne vorangehende Entwicklung,

(6)   Du lässt alle Mitgliedschaft in einer verfassten Form von Religiosität mal zumindest eine Weile ruhen, damit Du zur Ruhe kommen kannst [und

(7)   begibst Dich auf die Suche nach einer neuen kirchlichen / spirituellen Heimat.]

Vielleicht gibt es noch mehr Optionen; das hier sind die, die mir spontan einfallen. Ob etwas davon für Dich stimmt und in Frage kommt, wirst Du, im Laufe der Zeit, nur selbst entscheiden können.

Und dennoch: Gerade wie all Deinem Glaubenskummer und Kirchenfrust zum Trotz wünsche ich Dir, ganz besonders Dir, von Herzen ein gesegnetes Christfest ‒ und den einen oder anderen Moment, in dem Du etwas spüren mögest von dem Licht des Sterns über den Fluren von Bethlehem, das von der Geburt des Erlösers aus den oft so tiefen, notvollen Dunkelheiten und Ärmlichkeiten unseres Lebens künden möchte und diese Nacht der Nächte gerade so zu jener »geweihten Nacht« macht, die wir eben »Weihnacht« nennen.

Achim

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Theologiestudium

Ratlose45 
Fragesteller
 24.12.2023, 06:16

Danke für deine Antwort. Mir kam kurz das Gefühl des Weinenkönnens am Ende auf. Aber ich bin "stolz" auf diese Solidarität. Ich war immer eine Rebellin und werde nicht aufgeben. Gott spielt mir wieder den Ball zu. Ich fürchte keine weltliche Macht. Ich habe eben davor nochmal eine mail an diesen Pfarrer in Niederbayerns Hauptstadt gesandt weil ich einen Artikel über den evang. Pfarrer Mörtten(r), Köln gelesen hatte. Der hat eine "Aktion Weihnachtswunsch" gestartet. Geh' doch mal auf diese website oder website von Pfarrer Mörtter (Mörter oder Mörten). Ich hoffe ich lese wieder von dir/Ihnen.

Ich wünsche dir das Erlebnis wahrer Weihnachten

mfg. Ratlose45

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Dann geh mal in die tridentinische Liturgie (z.B FSSPX, FSSP, ICK) oder in die byzantinische Liturgie (z.B rumänisch-griechisch-katholisch) von der katholischen Kirche. Das ist traditioneller, tiefer, bedeutungvoller und würdiger als der Neue Ritus, auch mehr abwechslungsreich, ein wahres Erlebnis. Viel mehr Traditionen, Bräuche, spannende Predigten, würdige Liturgie, wunderschöne Choralgesänge. Probier es mal. Du kannst die Kommunion mit reiner Seele in der römischen und byzantinischen Liturgie empfangen, wir sind vereint. Versuch auch dein Alltagsglaubensleben zu bereichern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin gläubiger Katholik.

Ratlose45 
Fragesteller
 23.12.2023, 19:22

Wie komme ich da hin?

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Es ist doch nicht die Religion oder Institution Kirche, die Phrasen drischt, sondern es ist der Mensch, der dies tut. Anscheinend kennst du nur diesen einen Pfarrer und diese eine Gemeinde. Ich empfehle dir, einfach mal über deinen Tellerrand hinauszublicken und andere Gemeinden zu besuchen. Du wirst staunen, was für lebendige und phrasenfreie Gottesdienste und Predigten es geben kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

Ratlose45 
Fragesteller
 24.12.2023, 01:48

Ich habe in meinem Leben schon einige Pfarrer und Kaplane kennen gelernt. Letztere waren noch voller Elan und anders als die älteren Pfarrer, die man zu meiner Kinderzeit noch mit "Gelobt sei Jesus Christus." grüssen musste und die in der dritten Person von sich sprachen wie die Adligen. Die haben noch von der Kanzel herab die Bauern verurteilt weil sie am Sonntag das Heu eingefahren haben (Montag regnete es.) Später wurden sie humaner aber meine Seele hat keiner erreicht ausser in den Beerdigungen meiner Angehörigen vielleicht aber da war ich sowieso schon geplättet.

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Ein Kirchenbesuch ist oft ja ein Ritual, so wie auch ein Feiertag. Man will dann eine Stimmung nacherleben. Ich glaube, dass Erkenntnis dabei nicht das primäre Ziel ist. Das liegt aber auch daran, dass so viele Fragen ja im Dunkeln liegen. Viele haben das Fragen auch aufgegeben. Es ist bedauerlich, wenn ein Pfarrer nicht offen dafür ist. Aber es gibt auch einige coole Pfarrer.


Ratlose45 
Fragesteller
 22.12.2023, 22:45

Aber Grundsätzliches können sie nicht ändern. Wo sonst als in den Kirchen soll die grosse Öffentlichkeit sonst erreicht werden. Ja am hl. Abend rennen alle, die sonst die Kirche ablehnen hinein um sich ihre Weihnachtsstimmung abzuholen. Das wäre die Chance diese zu gewinnen. (= Werbeveranstaltung)

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Die meisten Menschen wollen diesen immer gleichen Ablauf...alles was anders ist verunsichert sie...

Wenige sind wie du, daher musst du auch den für dich richtigen Weg finden...