SÜDKOREA ODER JAPAN? WASIST BESSER?

10 Antworten

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Bin wie der Rest hier ebenfalls sehr subjektiv, daher musst du dir wohl eine eigene Meinung bilden.

Meine Erfahrungen sind ein halbes Jahr als Austauschsemester während des Studiums in Japan (Fukuoka) und ein wenig Urlaub in Südkorea. 

Das klingt jetzt, als hätte ich von Südkorea wesentlich weniger erlebt, aber man muss dazu sagen, dass Fukuoka aufgrund seiner räumlichen Nähe zu Korea (Flug von Fukuoka nach Seoul nur etwas mehr als eine Stunde) viel (süd)koreanischen Einfluss hat und ich koreanische und japanische Freunde gefunden habe.

An welchen Kriterien solltest du deinen Austausch also entscheiden?

  • Persönliches Bauchgefühl: Man liebt Japan oder eben Südkorea und hat immer den Hang zu einem oder anderen Land. Wenn du dich über beide Länder informierst (wie auch hier), wirst du früher oder später dich zu einem mehr hingezogen fühlen. Falls nicht, dann gibt es noch weitere Kriterien
  • Sprache: Koreanisch und Japanisch haben viele Gemeinsamkeiten, sind aber wohl nicht verwandt. Beide Sprachen sind nicht einfach zu erlernen (gerade also Europäer), Koreanisch ist vermutlich ein bisschen einfacher. Da du die Sprache lernen musst (und auch weiter lernen willst) und im Alltag ebenfalls verwenden musst, weil Englisch nicht so selbstverständlich ist wie in Europa, solltest du dir überlegen, welche Sprache du schon kannst oder lieber lernen möchtest, dazu später mehr
  • Menschen: Südkoreaner und Japaner sind sehr unterschiedliche Menschen. Höflichkeit, Offenheit, etc. unterscheiden sich sehr, auch wenn es natürlich nicht verallgemeinert werden darf. Vielleicht hilft es dir Dokumentationen oder Filme anzusehen, um zu sehen, was dir mehr gefällt, dazu später mehr

So, nun zu den Vorzügen und Nachteilen des jeweiligen Landes.

Vorteile von Südkorea:

  • Sprache: Vermutlich ist die koreanische Spracher etwas leichter zu erlernen als die japanische Sprache. Sie besteht fast ausschließlich aus dem koreanischen "Alphabet", sodass du praktisch alles lesen kannst, wenn du das gelernt hast. Es schummeln sich nur sehr sehr selten chinesische Zeichen in die Texte. Zudem ist es mit der Höflichkeit nicht ganz so kompliziert wie im Japanischen.
  • Koreanisches Essen: Ist sehr lecker, man kann süchtig davon werden, es ist aber sehr oft scharf.
  • KPop: Ich fand Boygroups schrecklich, dann bin ich nach Fukuoka und wurde "bekehrt". Wenn man K-Pop mag, dann hat man immer eine Verbindung mit Südkorea und den Menschen dort ;-)

Nachteile von Südkorea:

  • Streitigkeiten mit Nordkorea: Die Lage spannt sich immer wieder an (wie jetzt beispielsweise), das kann unter Umständen auch Probleme verursachen. Andererseits ist die Lage ja nie wirklich entspannt, also muss man das so ein bisschen als gegeben hinnehmen.
  • Für mich persönlich sind die Menschen ein Nachteil, aber bevor ihr mich jetzt alle fertig macht: Es waren einfach viele Erfahrungen in Seoul, die mich etwas genervt haben. Beispielsweise haben sich die Leute oft geweigert mit mir zu sprechen, wenn ich es nicht auf Koreanisch versucht habe (und ich kann kaum Koreanisch). Taxifahrer vom Flughafen konnten die koreanische Adresse vom Hostel nicht lesen, mussten dann zu Fuß laufen (und zwar nachts). Dann kann man kaum in einen Laden gehen, ohne dass man von den Verkäuferinnen angesprungen wird (ich empfinde das als äußerst anstrengend, weil es auch sehr schwer ist, nein zu sagen), man bekommt sofort Make-Up auf die Hand geklatscht oder Hüte aufgesetzt, damit man etwas kauft. Andere mögen diese offene, direkte Art, aber ich kann damit nichts anfangen. Wenn man Südkoreaner kennt, sind das aber wirklich super nette Menschen, aber man begegnet am Tag halt 100 fremden Menschen und nur ein paar Bekannte, deswegen ist für mich der Eindruck der Menschen halt nicht so positiv.

Nachteile von Japan:

  • Die Sprache ist einfach nur schwer. Ich lerne Japanisch seit April 2014, aber es ist nicht einfach. Es gibt 3 Höflichkeitsstufen, die man beherrschen muss (von etwa 100 oder so). Es gibt die Kanji, die chinesischen Zeiten, ohne die man nichts lesen kann, weil sie im Alltag überall auftauchen (zum Glück gibt es Apps, die über Fotos dann solche Zeichen übersetzen). 

Vorteile von Japan:

  • Eines der sichersten Länder der Welt, es gibt so gut wie keine Gewaltverbrechen, sodass man nach einer Zeit direkt das Böse im Menschen vergisst. Dann lässt man schon mal seinen schweren Rucksack liegen, um zum anderen Gleis zu gehen und sich dort ein Getränk zu kaufen, weil es bei der Rückkehr nicht einmal berührt wurde (mit Koffern am Flughafen aber bitte nicht machen :-D)
  • Die höfliche Art der Japaner wirkt auf viele befremdlich (habe mich gestern auf gutefrage.net mit jemandem ausführlich darüber unterhalten). Man muss auf jeden Fall lernen die Japaner richtig zu lesen. Das hängt auch etwas mit der Sprache zusammen: "Ich denke darüber nach" heißt schlicht und ergreifend "Nein", aber es ist zu unhöflich das zu sagen. Und man muss selbst sich diese Art auch beibringen. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen (im Gegensatz zur direkten Konfrontation mit den südkoreanischen Verkäuferinnen). Wenn man die Japaner dann kennt, sind die auch äußerst verrückt und haben viel Spaß mit dir und sind sehr neugierig und offen, was sie aber bei der ersten Begegnung nicht so zeigen. Höflichkeit geht erst einmal vor. Für mich ein Vorteil, für dich vielleicht nicht.
  • Reisen: Auch in Südkorea kann man schön reisen, aber in Japan gab es für mich 100 Orte, die ich besichtigen wollte, die kulturellen Städte und Landschaften haben mich mehr angesprochen.

Fazit: Meine Aufzählung ist subjektiv, ganz klar, ich bin eben doch im Herzen mehr in Japan, auch wenn ich Südkorea toll finde! Aber ich habe versucht alle Seiten zu beleuchten und ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.


Mahora  23.04.2017, 21:30

Eine tolle Zusammenfassung, nur muss ich, der Richtigkeit halber, dich in einem Punkt korrigieren. Das Koreanische besitzt leider auch Höflichkeitsstufen und das nicht zu knapp. Da ist es schnell mal unverschämt, wenn man mit einer Person die ein Jahr älter ist als du auf einer symmetrischen Stufe sprichst. Also in dem Punkt nehmen sich beide Sprachen nichts.

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Für ein Schulaustauschjahr sind wohl beide nicht optimal. 

Durch die Leistungsgesellschaft dort sind die meisten Jugendlichen den ganzen Tag am Lernen, es bleibt nicht viel Zeit mit deinen Freunden etwas zu unternehmen außerhalb der Schule. Aus Japan kommt auch der Spruch "fünf Stunden schlafen: durchfallen, vier Stunden schlafen: durchkommen".

Ein Freund meines Bruders war erst in Japan auf Austauschsemester. Er ist sehr japanaffin aber war im Endeffekt aus genau diesem Grund enttäuscht. Aus Südkorea hätte ich jetzt mal den ehemaligen High school Stundenplan mehrerer Freunde parat: in der Früh um 7-8 geht's los mit der Schule bis 2, dann ab in die Nachhilfeschule, oft bis 10 oder 11 am Abend. Dann wird noch zuhause weitergelernt. 

Ich mag dir das natürlich nicht ausreden, dir sollte nur bewusst sein, dass es gut möglich ist, dass du die meiste Zeit mit den Gasteltern verbringst.

Abgesehen davon mag ich beide Länder sehr gerne, mit Südkorea hatte ich bisher mehr Kontakt und finde die Kultur etwas ansprechender (die Leute sind zb nicht ganz so höflich und etwas leichter zugänglich). 

Ich würde meinen, du musst dir selbst aufschreiben, was du an beiden Ländern magst und was nicht und überlegen was du bei einem Auslandssemester gerne hättest, also was dir wichtig ist, und was dich sehr stören würde. Wenn du dann noch spezifische Fragen hast, könntest du dich ja auch nochmal melden. Zu guter Letzt ist natürlich auch die Sprache ausschlaggebend. Ich würde sagen, beide sind ähnlich leicht zu lernen, aber vielleicht spricht dich eine mehr an als die andere. 

Bei deiner Entscheidung wird dir hier niemand viel weiterhelfen können. Es ist einfach auch ganz stark Geschmackssache, was man angenehmer findet und wenn hier jemand schreibt, die Kultur in Japan sei interessanter, ist das nur eine sehr subjektive Meinung die auf dich garnicht zutreffen muss.

Ich war selber noch nie in diesen Ländern, aber gucke sehr gerne Videos darüber. Du kannst dir ja mal ein paar Videos angucken und dann entscheiden, was dir davon besser gefallen hat.

Hier mal die Leute, dessen Videos ich am liebsten gucke:

Leute aus Korea

  • ChoNunMiGookSaram
  • Cari Cakes

Leute aus Japan

  • Taylor R
  • Kanadajin3
  • Venus Angelic
  • Reina Scully

Und dann währen da noch Simon and Martina, welche seit über 1 Jahr in Japan leben und davor 7 Jahre in Korea gelebt haben

Kommt ganz klar auf die Stadt an, natürlich sind beide Kulturen sehr gastfreundich, wobei ich die Koreanischen Menschen freundlicher und offener finde. Auch das Essen wäre (für mich) ein entscheidenes Kriterium, wobei mir die koreanische Küche besser schmeckt :D AMn will ja auch genug Energie fürs lernen haben

Hier ist in SK Seoul und Busan sicherlich ein gutes Ziel, in J natürlich Tokyo und Osaka.

Matthias RyuKoch asiatischer Foodblog

Nun,1 Jahr ist nicht viel. Beide Länder sind sehr schön und die Menschen bemerkenswert ruhig und gelassen,jedenfalls in vielen Dingen. Japans Kultur ist vielleicht etwas höher einzustufen und SKs Spannungen mit NK könnte man evtl. im Alltag merken. Mein Bauchgefühl sagt Japan,in solchen Ländern würde ich mich zuhause fühlen.


Sophantastic  18.04.2017, 10:27

Kannst du mir erklären, warum die Kultur Japans "höher" wäre? Man kann Kultur nicht als höher, besser, mehr bewerten...

Aus eigener Erfahrung: die Spannungen NK-SK merkt man für gewöhnlich nicht. 

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PatchrinT  18.04.2017, 10:44
@Sophantastic

Kultur höher....doch kann man. Z:B China...Chinesische Mauer,das ist Kultur. Wer oder welche "Kultur" hat sowas in Europa geschafft? Dagegen ist Deutschlands Kultur Schrott dagegen. Ich war noch nie in Japan oder SK. Es gibt ja auch mehr Docus über Japan um zu beurteilen. Dein letzter Satz....Asiaten bleiben in der Regel äusserlich cooler als Europäer,siehe Atomunfall Japan.

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Sophantastic  18.04.2017, 11:22
@PatchrinT

Nachdem du ja dein Wissen ausschließlich aus Dokus hast und nicht aus Reisen in diese Länder, Kontakten zu den Leuten dort und einem facheinschlägigen Studium glaube ich, kannst du mir da recht wenig neues erzählen. Die Situation zwischen Nord-und Südkorea ist etwas anderes als der Atomunfall in Japan und Koreaner verhalten sich anders als Japaner.

Die Anzahl der Dokus über ein Land sagt nichts aus darüber, "wieviel Kultur vorhanden" ist, sondern über das Interesse des Publikums. Japan ist halt schon länger "cool".

Deutschland gab es zu der Zeit in der die Mauer gebaut wurde noch garnicht, der Vergleich zieht also nicht. Das römische Reich zb hat durchaus vergleichbares geschaffen. Eines der Aquädukte aus der Zeit ist heute noch in Betrieb. Ein Bauwerk ist aber generell kein Maß für den Wert von Kultur, sondern nur ein Zeichen dafür, was sie unter den richtigen Umständen hervorbringen kann. Du verwechselst da Kultur mit Kulturgut. China und Japan waren beides Kaiserreiche mit großem Land, das "kleine Korea in der Mitte" hatte nicht die Ressourcen für derartige Bauwerke. Dennoch, es gibt Unmengen beeindruckender Paläste, Tempel usw. Darauf lässt sich Kultur aber sowieso nicht reduzieren. Kultur umfasst viel mehr: die Gesellschaftliche Normen und Eigenarten, Kunst aus vergangenen und heutigen Zeiten, Geschichte, Erzählungen, Religion, bestimmte Praktiken, Essen...

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Sophantastic  18.04.2017, 11:36
@Sophantastic

Noch ein paar vergleichbare Bauwerke in Europa, falls es dich interessiert und du Dokus dazu suchen möchtest: Hadrian's wall, Donau limes ;)

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PatchrinT  18.04.2017, 12:31
@Sophantastic

Das stimmt. Man hört und liest von diesen Ländern. Abgesehen davon bin ich nicht "Asienunerfahren" und bin mehr Thailändisch bezogen,mit allem was dazu gehört ;-) (Profil). Afrika. Ist zwar nicht das Thema,aber alleine durch meine Afrikareisen der letzten 30ig Jahre kann ich die unterschiedlichsten Menschen aufzählen,beurteilen und noch heute mit einigen meine innige Freundschaft teilen. Trotz meines "Asiatischen Glaubens" und meiner Asiatischen Lebenspartnerin bin ich noch nie in Asien bzw. Thailand gewesen. Es gilt dieses nachzuholen. Nicht nur um deine gewiss angebrachte Kritik zu hinterforschen...Take care

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