Psychologie, Soziologie, Politik, Journalismus - alles aussichtslos?

5 Antworten

Hey,

ich glaube so wenig aussichtsreich sind die Studiengänge, die du da gerade aufgezählt hast alle nicht. Hättest du jetzt Philosophie oder sowas gesagt, würd ich es mir eingehen lassen, aber mit den ganzen von dir genannten Studiengängen kann man schon was machen, wenn man halbwegs weiß, wo man hin möchte. Wichtig ist wahrscheinlich, dass du deinem Studium eine selbstgewählte Struktur gibst, je nach dem was dich eben interessiert. Im Falle der Soziologie beispielsweise eher quantitative oder qualitative Forschung. Das entwickelt sich über die Seminarwahl ganz automatisch. So kannst du dich spezialisieren, was später auf dem Arbeitsmarkt auf alle Fälle von Vorteil ist. 

Ganz allgemein kann ich dir aber raten: Hör nicht auf die, die dir irgendein Studium ausreden sollen, sondern mache das, worauf du Lust hast. Unmotivierte BWL Studenten gibt es ebenfalls wie Sand am Meer. Da behaupte ich: Studiere lieber das, wonach dir der Sinn steht und deine Chancen dürften besser (oder zumindest nicht schlechter) stehen.

Und falls es meiner dem ganzen noch etwas mehr Kredibilität verleiht: Ich habe selbst Soziologie studiert und die Jobsuche war am Ende gar nicht so dramatisch. Ganz ohne 100 Praktikas. Bei den allermeisten meiner ehemaligen Kommilitonen verlief es ähnlich.

lg siguesputnik


Kristall08  16.05.2017, 10:09

ich glaube so wenig aussichtsreich sind die Studiengänge, die du da gerade aufgezählt hast alle nicht.

Journalismus? Ich bitte dich....

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Aus deiner Frage wird gut erkennbar, dass du bereits ein relativ realistisches Bild von den genannten Berufen hast, das ist schon mal sehr gut.

Wenn wir bei der Psychologie anfangen, dann stimmt es, dass ein großer Teil der Psychologen über eine angehängte Therapeutenausbildung viel Geld und Kraft aufbringen müssen, um einen geeignetes Arbeitsfeld zu finden. In der Arbeits- und Betriebspsychologie sind die Stellen rar, die Schulpsychologie ist später ein nervenzehrender Job, den man keinem wünschen kann, und ob man in der Kriminalistik oder im Strafvollzug arbeiten will, sollte man frühzeitig für sich gedanklich durchspielen.

In der Soziologie gibt es mehr Stammtische für arbeitslose Soziologen als gute Berufsangebote. Da sollte man auf jeden Fall ein Doppelstudium mit einem zweiten Fach ins Auge fassen.

Journalismus ist immer eine Option, aber nur dann, wenn man sich später hundertprozentig hereinhängen kann und will. Zudem sollte man bei sich ein echtes Talent für die "lockere Schreibe" als sicher ausmachen können. Schon jetzt solltest du ständig in allen möglichen Foren deine Kommentare platzieren und da auch als kompetenter Autor wahrgenommen werden, indem du vielversprechende Rückkopplung erhältst.

Politik schließlich ein sicher aussichtsreiches Tätigkeitsfeld, wenn du ein exzellentes Gedächtnis hast. Hier kommt es sehr darauf an, dass du dir mühelos hunderte von Namen und Daten merken kannst, denn in den politischen Debatten kannst du nicht mehr nachsehen, wo "es" denn stehen könnte. Da müssen die Fakten einfach verfügbar sein. Dann kannst du auch überzeugen. Zudem solltest du ein echtes Sprachtalent haben, denn letztlich musst du verbal überzeugen in der freien Rede mit Augenkontakt zu den Zuhörern. Und du musst für diesen Job ein sehr stabiles und integeres Selbst haben. Die Angriffe auf deine Person werden im Kampf der politischen Positionen mit wirklich harten Bandagen ausgeführt. Kränkungen, Unterstellungen, demütigende und unsachliche Schläge unter die Gürtellinie muss du einfach aushalten können ohne in Vergeltungshass oder andere belastende Reaktionen zu verfallen.

Bilanz: Alle von dir genannten Berufe setzen bestimmt Talente voraus, aber prinzipiell kann man sich ihnen zuwenden, wenn die Bereitschaft zur harten Arbeit vorhanden ist, denn bei allen ist mit großer Konkurrenz zu rechnen, eben weil es attraktive Betätigungsfelder sind.

Bei Psychologie muss man die Therapieausbildung nur machen, wenn man psychotherapeutisch arbeiten will.

Die Berufsaussichten liegen bei Psychologen in ganz anderen Bereichen. Zu nennen sind hier v.a. Konstruktion psychometrischer Tests, Evaluation, Entwicklung personalpsychologischer Instrumente, experimentelle Forschung im Bereich der Human Factors u.v.m. 

allerdings hört man da ja überall, dass die Berufschancen gleich null stehen

Hören kann man viel und wenn man bedenkt welche Schauermärchen es gibt, die ohne mitzudenken, nachgeplappert werden, vom Taxifahrer Dr.phil so muss man sagen: So voll wie in allen Semestern die Hörsääle sind, muss Taxifahrer immerhin ein lukratives Geschäft sein! Es werden Gerüchte in die Welt gesetzt, nicht selten von Leuten die selbst nie eine Universität von innen gesehen haben, besagte Studienrichtungen selbst nicht studiert haben oder den eigenen Studiengang über andere setzen müssen und ein Tauziehen veranstalten. Wenn du tatsächlich wissen möchtest wie es aussieht, solltest du nicht darauf hören was dir irgendjemand erzählt sondern diejenigen fragen die auch diese Studiengänge abgeschlossen haben.

Oder steht es um diese Fächer gar nicht so schlimm, wie es immer heißt?

Genau so ist es! Kenntnisse in Statistik und quantitativen Methoden sind am Arbeitsmarkt immer gefragt. Jede Uni bietet andere Schwerpunkte und Forschungsfelder. Die Geisteswissenschaften sind generell in den Studieninhalten mehr auf die Forschung ausgelegt als auf praktische Tätigkeiten, dessen muss man sich bewusst sein.


Journalismus: Der Stellenabbau läuft weiter, die Zeitungen verlieren Jahr für Jahr Auflage und Qualität. Der Druck, politisch korrekt zu arbeiten, ist groß und wird noch größer.

Soziologie/Politik: Für exzellente Leute gibt es Aussichten. Auch hier musst du dich fragen, wo du arbeiten willst und ob deine Einstellungen sich mit den dort erwarteten decken (Verbände, Parteien etc.)

Psychologie: Durchaus Aussichten für gute Leute.


siguesputnik  16.05.2017, 11:45

Gerade in Soziologie und Politik gibt es aber doch gar kein klar umrissenes Berufsfeld. Ein beträchtlicher Teil der exzellenten Leute bleibt da erstmal im akademischen Betrieb, was von den gesamten Studierenden aber wohl nicht mehr als 1-2% ausmachen dürfte. Der Rest hat mit einem abgeschlossenen Studium eine geistige Flexibiliät bewiesen, die in einer ganzen Reihe von Berufsfeldern geschätzt wird. Es gibt so viele Berufe, die einfach nur einen geistes- oder sozialwissenschaftlichen Masterabschluss voraussetzen. Ohne Scheuklappen vor den Augen findet man da was für sich. Die Gehaltsaussichten sind dann halt wieder eine andere Frage...

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