MtF Hormonpräparate?

2 Antworten

Hallo,

erstmal: Die medizinische Versorgung von trans* Personen in Deutschland ist gernell schlecht. Die endokrinologische Versorgung von trans*femmininen Personen ist wohl extrem schlecht.

Das ist oft nur einen Schritt vor therapeutischen Nihilismus. Durchaus regelmäßig ist es in der Tat therapeutischer Nihilismus. Sehr oft ist es nur die absolute Grundversorgung mit dem Hintergrund eines Weltbildes, das sich auch aus dem TSG ließt und das Weltbild was regelmäßige Entscheidungen der Krankenkassen und des MDKs zeichnen - Frauen haben Brüste und das Glied und die Testikel haben nicht zu funktionieren.

Es gibt in Deutschland keine Medikamente die für die "gegengeschlechtliche" Hormonerstaztherapie von trans* Personen zugelassen sind. Alle Medikamente die da zum Einsatz kommen werden Off-Label (zulassungsüberschreitende Anwendung) verschrieben. - Insofern sind pauschale Aussagen wie "keine Spritze" nicht zutreffend. Zumal Krankenkassen ein Ding sind; aber es gibt auch Privatrezepte und im Zweifel bekommt man beim MDK mit entsprechender Indikation Dinge auch durch. Das ist nicht immer einfach; aber das ist bei transmedizinischer Versorgung ja eh nichts.

Zum eigentlichen Thema:

Das hauptsächliche Homon ist in dem Fall Estradiol. Darreichungsformen sind Gel, Pflaster, zur oralen Einnahme als Pille oder auch als Depotinjektion.

Alles was den Verdauungstrakt passiert muss durch die Leber um im Blut verfügbar zu sein. Dabei werden 99% des Estradiols von der Leber abgebaut. Das belastet die Leber nicht grade unerheblich. Deswegen wird mitunter auch Ethinlyestradiol genutzt. Bei letzterem ist an das Estradiol eine Ethinyl-Gruppe angehangen die bei der Leberpassage entfernt wird; und es bleibt das aktive Estradiol für den Körper verfügbar. Problem dabei: Diese Ethinyl-Gruppe geht auch auf die Leber. Aber man kann hier im Vergleich mit deutlich geringeren Dosen abreiten.

Da die orale Einnahme nicht ganz so günstig ist und Gel und Pflaster unpraktisch sind (und auch nicht immer gut vertragen werden); gibt es durchaus Estradiol als Injektion - Auch in Deutschland.

Estradiol alleine kann durchaus die gesamte HRT ausmachen. Um Testosteron im Serum zu senken ist aber eine relativ hohe Konzentarion von Estradiol nötig. Das wird von vielen Endokinologen nicht gerne so gemacht. In Verbindung mit Estriol lässt sich das aber recht gut bewerkstelligen - Letzteres wird kaum verordnet.

Deshalb werden Androgenblocker genutzt. Hier vorallem Androcur (Cyproteronacetat). Androcur als Testosteronblocker senkt das Testosteron im Serum und beeinflusst Progesteronrezeptoren. Androcur hemmt den Sexualtrieb und hat recht große Auswirkungen auf die Psyche - Depressionen, etc. Zudem geht auch Androcur auf die Leber. Auch belastet es das Gefäß- und Nervensystem.

Androcur wir regelmäßig recht hoch verschrieben. 5mg wie von Carina beschrieben sind für einige Personen immernoch recht hoch und viele trans* femminine Personen bekommen das doppelt und einige auch noch viel höhere Konzentrationen. - Androcur wird normalerweise zur Behandlung von Prostatakarzinomen eingesetzt. Da sind 100mg übliche Dosen - Da viele Endokrinologen keine Ahnung haben, kommen mitunter recht hohe Dosen zustande.

(Nachtrag - Sehe grade, dass Carina von 10mg schrieb. Aber ja, siehste worauf ich hinaus will...)

Ein anderes Hormon ist das Gelbkörperhormon Progesteron. Progesteron hat positiven Einfluss auf Wohlbefinden, Nerve- und Gefäßsystem. Auch kann Progesteron positiven Einfluss auf die Brustentwicklung haben. Zudem schützt Progesteron vor Brustkrebs. Zusammen mit Androcur macht Progesteron kaum Sinn - Da Andacour die entsprechenden Rezeptoren blockiert. Progesteron wird oft als Pille geschluckt, aber auch sublingual über die Mundschleimhaut absorbiert. Tatsächlich wird es auch als Suppositorium genutzt (Zäpfchen) - Letztere beiden Formen um den Weg über die Leber zu umgehen.

Ein Androgenblocker derauch durchaus Einsatz finden ist Spironolacton. Spiro findet hierzulande selten Einsatz; ist aber in den USA z.B. Standard (Androcur ist da nicht zugelassen).

Weiter wird Leuprorelin (Leuprorelinacetat) als Antiandogen genutzt. Dies wird als Spritze verabreicht (in der Regel eine Injektion pro Monat). Es ist kein Hormon; aber hemmt die Bildung der primären Sexualhormone. Das kommt auch bei trans maskulinen Personen zu Einsatz.

Zudem Dutasterid und Finasterid als Antiandogene. Sie verhindern, dass Dihydrotestosteron (aktive Form von Testosteron im Zielgewebe) aus Progesteron gebildet wird. Zudem findet Chlormadinon Verwendung.

HRT ist leider in der Regel Estradiol-Gel und Androcur oral. Das ist aber nicht unbedingt empfehlenswert. Das wird in der Regel so gemacht weil Ärzte keine Ahnung haben, Papierkram und Verantwortung scheuen. Wenn man sich da nicht selbst kümmert, bekommt man regelmäßig auch nichts anderes, besseres.

ALSO

als testoblocker wird oft androcur in 10mg verschrieben wobei das so die einzige größte für andokur ist. dennoch ist der wirkstoff immer gleich: cyprocetanaecetat

als hormone (hrt) gibts 3 möglichkeiten in DE: (KEINE SPRTZE, wie bei FTM), hormonchreme (meist 2-3 "hübe) hormonpillen (meist estrifarm o.ä.) in der dosis von 2mg (was das maximum dieser pillen ist) und dann eben 2-3 stück pro tag) sonst gibts noch pflaster wo man dann entsprechend 1-2 pflaster (manchmal auch 3) für ein paar tage auf der haut lässt.


gutefragekumpel 
Fragesteller
 23.04.2022, 20:54

Vielen lieben Dank!

Also wird der Testoblocker auch eingenommen, obwohl man die biologisch männliche Pubertät schon durchgegangen ist?

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CarinaSchoppe  23.04.2022, 20:59
@gutefragekumpel

Ja verhindert die weitere Nutzung von Testosteron im Blut.

Was sein kann ist das man so eine extreme Menge östro nimmst sodass du gar keine Testo Blocker nehmen musst

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