Als Christ viel ertragen?
Uns Christen wird ja von klein auf beigebracht, dass wir alles vergeben und unsere mitmenschen lieben sollen.
Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar; (3Mo 19,18; Spr 20,22; Jak 5,6)
Und Jesus sagt auch: Da kam Petrus zu ihm und sagte: „Herr, wie oft wird mein Bruder gegen mich sündigen und ich ihm vergeben?“ Bis zu sieben Mal?“ Jesus sagte zu ihm: „Ich sage dir nicht: bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.“
Das könnte man so verstehen, dass man ja praktisch alles mit sich machen lassen soll.. aber ab wann ist da eine Grenze erreicht? Ab wann kann man sagen jetzt reicht es und jetzt ziehe ich Konsequenzen? Ich weiss, die frage ist vielleicht ein bisschen komisch, aber ich möchte es einfach verstehen. Wir sollen uns ja auch nicht rächen, da wir alle unsere Strafe von Gott erhalten werden.
Meine Frage ist einfach, wir Christen sollen alles vergeben, darf ich aber trotzdem irgendwann mal sagen jetzt ist genug ich möchte mit dir nichts mehr zutun haben?
Jemand sagte mir mal, dass ich vergeben kann, aber trotzdem mit der Person nichts mehr zutun haben muss. Aber dann habe ich ihm doch eigentlich nicht 100% vergeben, so wie Gott es bei uns tut oder? Denn er will und liebt uns trotzdem EGAL was wir tun. Er würde nie sagen ich vergebe dir aber lass mich für immer in ruhe..
ich hoffe ihr versteht was ich meine und könnt mir da ein wenig helfen.
Danke im Voraus :)
11 Antworten
Das könnte man so verstehen, dass man ja praktisch alles mit sich machen lassen soll..
Hier ein Gegenbeispiel:
wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar
Jesus bietet hier seinen Hörern die Möglichkeit zum passiven Widerstand:
"Zunächst war damals allen klar, dass in Mt 5,39 von der rechten Hand die Rede ist, da die linke Hand als unrein galt. Der Schlag auf die „rechte Wange“ mit der rechten Hand konnte so nur der entehrende mit dem Handrücken sein [vgl. Qumran "Gemeinderegel"]. Es ist der Schlag des Herren gegen die Magd oder den Knecht. Heute muss das erklärt werden. Zur Zeit Jesu verstanden die Zuhörerinnen und Zuhörer dies unmittelbar, denn oft waren sie die Geschlagenen. Wenn nun ein Geschlagener die andere Wange darbietet, wird dem Schläger deutlich gemacht: „Du kannst mich nicht entehren!“ Er oder sie bleibt in einer aktiven Rolle: „Das erste Prinzip gewaltfreien Handelns besteht darin, jegliche Kooperation mit der Erniedrigung zu verweigern“, so Gandhi. Jesus zeigt einen Weg auf, die Opferrolle nicht anzunehmen."
Du kannst auch gleich nichts mehr mit dem Menschen zu tun haben wenn du das willst… nur weil du jemandem vergibst, heißt dass ja noch lange nicht dass du eine Marionette sein musst die alles mit sich machen lässt.
du kannst schon gleich sagen “hey du, ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben, dass ist zu viel für mich.”
vergeben kannst du ja trotzdem, aber du musst das nicht deshalb immer und immer wieder zulassen.
du hast Erfahrung mit dieser Person gemacht und sie war schlecht -okay
vergib der Person und geh auf Abstand….
das geht auf jeden Fall beides und hat ja gar nichts damit zu tun….
jesus selbst sprach zu einem Menschen (den er sogar sehr gut kannte): was habe ich mit dir zu tun?
Guck Dir mal den Film
"Die Hütte - ein Wochenende mit Gott"
an.
Dort trifft ein Mann, dessen Tochter ermordet wurde auf Gott und verurteilt ihn deswegen.
Das Thema "Vergebung" und wie diese gemeint ist wird in diesem Film sehr gut dargestellt.
Ich möchte nicht "spoilern", aber es wird sich einfach auf die Erbsünde bezogen. Dieser Mann, dessen Tochter getötet wurde, wurde gleichzeitig von seinem Vater geschlagen als er noch ein Kind war. Gott macht ihm bewusst, dass sein Vater ebenfalls von seinem Vater geschlagen wurde und er es nicht besser wusste.
Schließlich soll er auch dem Mörder seiner Tochter vergeben. Gott erklärt ihm, dass Vergebung nicht bedeutet, dass er von nun an mit dem Mörder befreundet sein und ihn lieben muss, aber versteht, dass dieser Mörder vielleicht selber Schwierigkeiten on seinem Leben gehabt hat, die ihn zum Mörder gemacht haben.
Des Weiteren geht es einem selber besser wenn man vergibt, denn ansonsten würde ihn der Frust den er durch den Mord an seiner Tochter hat sein Leben lang belasten und auffressen.
In diesem Sinne bedeutet Vergebung nicht, alles mit sich machen zu lassen, sondern vielmehr um die innere Haltung um selber inneren Frieden zu finden.
Demnach ist es schon ok wenn Du den Kontakt abbrichst, aber Dich nicht weiter über die Person ärgerst die dir geschadet hat.
Du vergiebst dem anderen dann, wenn er einsieht, dass er etwas falsch gemacht hat und Dich um Verzeihung bittet.
Diese Haltung, die Dinge zu ertragen, alles hinzunehmen und zu vergeben, hat einen tiefen Sinn, der heute leider fast nie gesehen wird : wenn nämlich der Schuldige sieht, dass seine Taten in Milde und Güte ertragen werden, soll das für ihn ein Ansporn sein, sich zu bessern. Die Sünder sollen immer zur Besserung geführt werden. Das ist der Sinn dahinter. Sie sollen durch Milde belehrt, überzeugt, gewonnen und gebessert werden. Wenn ich aber erkenne, dass es keinen Sinn hat, weil mein Gegenüber sich absolut nicht bessern will, dann kann und darf ich mein Verhalten ändern und mich wehren.
Und wann wird der Sünder Gott höchstpersönlich zur Besserung geführt? Wann hält er sein Wort und seine Versprechen? Und überhaupt, wieso hat er so viele Menschenleben allein in der Schrift auf dem Gewissen, wenn man doch vergeben soll?