Würdet ihr dem Vater recht geben?
Ich saß heute auf der Bank im Einkaufszentrum. Ein paar Minuten später kam ein blinder Vater mit seinen beiden Kindern und setzte sich neben mich.
Irgendwann wurde seiner kleinen Tochter langweilig und wollte ein bisschen laufen. Doch der Vater war dagegen und hielt sie mit den Worten zurück: „NEIN, solange Mama nicht da ist, gehst du nirgendwo hin.“
Doch das Kind wollte unbedingt laufen. Sie wollte sich losreißen, aber ihr Vater hielt sie fest und irgendwann fing sie an zu weinen, weil sie sich wohl bedrängt fühlte.
Ich versetzte mich in die Situation des blinden Vaters und konnte seine Haltung verstehen. Der Vater war blind und das Einkaufszentrum war zu groß. Wenn ihre Tochter weggelaufen wäre, wäre es für ihn schwierig, sie zu finden oder auf sie aufzupassen.
Andererseits fand ich es übertrieben, wie er seine Tochter so fest umklammerte, dass sie irgendwann anfing zu weinen, weil es ihr weh tat.
Was sagt ihr dazu?
6 Antworten
Er hatte in dem Moment die Aufsichtspflicht. In dem Wort steckt ja schon das Wort "Sicht" drin, die ihm aufgrund seiner Blindheit fehlte. Um das auszugleichen brauchte er die Nähe zu den Kindern.
Dass es Kindern manchmal nicht gefällt, wenn ihnen von den Eltern Grenzen aufgezeigt werden ist ganz normal.
Aus so einer einzelnen Situation kann man weder Rückschlüsse/Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Eltern und Kindern noch über die Erziehungskompetenz der Eltern ziehen.
Sie wollte sich los reißen also hatte er keine andere Wahl als sie festzuhalten. Kinder weinen schnell wenn sie ihren Willen nicht bekommen, das muss also nicht daran gelegen haben, dass er ihr weh getan hat.
Das war aber bestimmt keine Absicht, vermutlich eher seine Angst sie könnte sich raus winden und abhauen.
In der heutigen Zeit ist Sicherheit das aller wichtigste.
Selbst als sehender Mensch würde ich mein Kind nicht loslassen, vielmehr würde ich es in einem Einkaufszentrum nicht von der Hand lassen, sondern es begleiten.
Einem blinden Menschen ist das nur eingeschränkt möglich, weshalb ich das Handeln des Vaters zu 100 % nachvollziehen kann.
Wieso fandest du es "übertrieben"?
Welche anderen Möglichkeiten hatte der Vater denn in jenem Moment? Er ist der Vater, er kennt möglicherweise das Verhalten seines Kindes recht gut.
Stell dir vor er weiß aus Erfahrung das sein Kind einfach losrennt oder sich irgendwo still versteckt, wenn es den eigenen Willen nicht durchsetzen kann.
Dann hilft dem Vater auch kein "gut aufs Kind einreden" oder "mit Eis/sonstigem bestechen", kein Androhen von Strafen.
In dem Moment musste der Vater sehr schnell handeln
Ich kann lesen, ich kann verstehen, ich weiß wie man als Elternteil reagiert. Ich weiß welchen zeitlichen Spielraum man für Entscheidungen hat in solchen Situationen.
Und ich gestehe anderen Eltern zu das sie ihre Kinder ziemlich genau einschätzen können und daher wissen warum sie wie handeln.
Weinen ist nicht immer Zeichen von Schmerz. Der Mann ist blind, das Kind hat möglicherweise bereits gelernt das es nicht ausreicht einen Schmollmund zu ziehen und traurig zu gucken. Selbst Kinder können Tränen als Manipulationstaktik einsetzen.
Und manchmal sind Tränen einfach nur das Zeichen von Frust
Zitate deines Textes:
- "Andererseits fand ich es übertrieben"
- "Was sagt ihr dazu?"
Wenn man sich nicht blind darauf verlassen kann (jaja blöder Wortwitz aber ist so), dass dss Kind in der Nähe bleibt und auf "Befehl" hin sofort zurück kommt darf man es in der Situation nicht laufen lassen.
Klar ist das Blöd fürs Kind und ich kann nachvollziehen, dass es seinen Bewegungsdrang ausleben wollte aber die Eltern haben nunmal doe Verantwortung für das Kind und der Vater ist aufgrund der Blindheit nunmal eingeschränkt in seinen Möglichkeiten.
Es hat ihr weh getan. Das hat man gesehen...