Warum hat der Westen immer so eine abwertende Meinung gegenüber der DDR?

10 Antworten

Man kann eben auch eine Meinung zu historischen oder politischen Ereignissen haben, die man nicht selbst erlebt hat. Dafür gibt es ja Historiker, die diese aufarbeiten.

Und nur weil es auch einige positive Dinge gab, bedeutet das ja nicht, dass die Gesamtbilanz nicht trotzdem sehr eindeutig negativ ausfällt.

Vielleicht ist man da als jemand, der er es nicht miterlebt hat, sogar objektiver, weil man keine persönlichen Lebensabschnitte mit dieser Zeit verbindet, die negatives evtl. überlagern.

Die DDR war der Archetyp des Etikettenschwindels. Sie war nicht demokratisch und ab 1964 wollte sie noch nicht einmal mehr richtig deutsch sein. Die Jugend und die Gewerkschaften waren nicht frei, letztere verkamen zu Reiseunternehmen.

Wenn Wessies und Berliner auf der A9 an Bitterfeld-Wolfen vorbeifuhren, war der Himmel gelb und der Atem ging schwer. Und jedes Mal machte man sich bewusst: Hier leben Menschen, wie geht das? Die Altstädte waren Ruinen, die Strassen marode, das wollte also das bessere Deutschland sein.

Besser war nur das Schulsystem und die Betreuung der Kinder.

Warum hat der Westen immer so eine abwertende Meinung...dann kommen immer die Wessis und sagen....

Das hat der Westen nicht, zumindest nicht alle im Westen und nicht immer. Das ist genauso eine Pauschalisierung wie wenn jemand behauptet, dass die Westler "aus einer Position eingebildeter .... Überlegenheit ....unfähig sind, zu differenzieren". Mit solcher Einstellung wird jegliche andere Meinung arrogant abgewertet. 

NIE ist "immer" alles gut oder alles schlecht.

Hi aus dem Westen 🙋🏻‍♀️

Ich spreche mal für mich:

Ich war gestern erst in Leipzig und habe mir das DDR Museum angeschaut, da ich totales Interesse an der DDR Zeit habe und diese gerne miterlebt hätte. Es hatte eine gewisse Ästhetik. Ich kann nur für mich sprechen, dass ich den Osten sehr schön finde, und auch das Zeitalter der DDR.

Einige Wessis haben den Vorurteil, dass im Osten eben viele Rechtsradikale leben, nicht nur wegen Familie Ritter, sondern auch der Wahlumfrage und der damit verbundenen Anzahl von Leuten, die die AfD gewählt haben.

Zum Thema DDR ist es einfach so, dass es nunmal eine Diktatur war und die Leute eben ausspioniert, und durch die Mauer eingesperrt wurden. Mein Großvater floh als Jugendlicher aus der DDR, weil er der FDJ nicht angehören wollte, und dadurch auch Sanktionen bekam, wie zB schlechtere Noten, keinen Studienplatz, soziale Ächtung usw.

Selbst einige Ossis sind da geteilter Meinung, einige fanden es schön, andere furchtbar…


Bones007 
Fragesteller
 25.06.2023, 18:54

Und Sie?

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justanna76  25.06.2023, 19:06
@Bones007

Warum siezt du mich? :D

Ich hab ja nur Einblicke durch Dokus, Erzählungen und Gegenständen, die ich live gesehen habe… ich hätte gerne in dem Zeitalter gelebt. Auch dass Russisch in der Schule gelehrt wurde, begrüße ich sehr. Es wurde wenig weggeschmissen durch Planwirtschaft, der Trabbi war einfach ein geiles Auto. Die Menschen hatten alle das selbe, es gab kein Neid weil jemand mehr hatte als der andere, jeder hatte Arbeit und hat das selbe verdient…

Zudem finde ich die Ästhetik der Möbel, Spielzeuge, Gegenstände usw. einfach nur fesch.

Die Mauer und die Tatsache, dass Menschen ausgespitzelt wurden, ist das einzige Negative daran.

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WilliamDeWorde  27.06.2023, 19:03
@justanna76

sorry, das muss ich mal auseinandernehmen. Weil ich dabei war.

ich hätte gerne in dem Zeitalter gelebt.

gewiss nicht. Es hat nach Abgasen gestunken, weil es keine Kats und Rußpartikelfilter gab. Alle Busse und Bahnen waren überfüllt, oftmals kam man nicht mit, bekam nicht mal einen Stehplatz. Behindertengerecht war garnix. Nach allem musste man herumrennen und anstehen. Nur das Preisevergleichen konnte man sich sparen. Es gab festgelegte Einheitspreise. Wenn es etwas Modernes gab, wurde mit dem Preis Kaufkraft abgeschöpft. Eine Reise zum stressfreien Naturbegucken war selten, vielmehr war es Einkaufstouristmus.

Auch dass Russisch in der Schule gelehrt wurde, begrüße ich sehr.

Da bist du unter den 5% Nerds. Russisch wurde als Folge des verlorenen Krieges gelehrt, damit man die Anweisungen der Siegermächte besser verstehen konnte. Das war so festgelegt. Darum kein Spanisch.

Es wurde wenig weggeschmissen durch Planwirtschaft,

Es gab zu wenig zum Wegschmeißen und trotzdem flog vieles in den Müll, den die Werktätigen dann geplündert haben. Es wurde alles aus den Betrieben geschleppt oder gleich am Arbeitsplatz verwertet.

"Freitag ab Eins, macht jeder seins!"
"Wenn jemand rufen würde: VEB raustreten, würde mein Haus einstürzen!"

Die Plünderung war einer der vielen Sargnägel der DDR.

der Trabbi war einfach ein geiles Auto.

Er war und ist eine Lachnummer. Hab welche hergestellt. Kann die Punkte gar nicht alle aufzählen. Unfallsicherheit: von fünf Sternen ca. minus fünf

Die Menschen hatten alle das selbe, es gab kein Neid weil jemand mehr hatte als der andere,

Dazu ist der Mensch gar nicht geschaffen. Manche müssen protzen, verkaufen dafür ihr Gewissen oder haben einfach Beziehungen. Oder Westverwandtschaft. Wer einen Lada nach 12 Jahren bekam, der schaute auf die Trabbifahrer herab.

jeder hatte Arbeit und hat das selbe verdient…

Jeder Säufer wurde an einen Arbeitsplatz gesetzt und irgendwie durchgeschleppt. Man durfte nicht arbeitslos sein. Das war nicht vorgesehen. 8-Klassenabgänger mit Drecksarbeit oder Bandarbeit und Schichtarbeit wurden besser bezahlt als Ingenieure, manchmal doppelt so gut. Ein Betriebsdirektor hatte noch einmal das Doppelte. Ja, Millionen bekam er nicht.

Zudem finde ich die Ästhetik der Möbel, Spielzeuge, Gegenstände usw. einfach nur fesch.

Zeitgeist. Der war hier wie da ähnlich. Nur blieb er im Osten länger erhalten. Wie der Trabbi. Viele Folgetypen, von denen keiner zur Serienreife gelangte. Trotz kluger Köpfe waren die Ressourcen nicht da. Das selbstentwickelte Verkehrsflugzeug war am Weltmarkt veraltet, bevor alle Teile geliefert waren.

Das zeigt, wie Sanktionen wirken, was bei den Russen angeblich nichts bewirkt. Die DDR war nach dem Krieg von den Russen ausgesaugt worden, zweigleisige Eisenbahnstrecken zu eingleisigen rückgebaut ... dann kamen die Amerikaner und verboten, jegliches fortschrittliche Material zu liefern. Darum musste jedesmal das Fahrrad neu erfunden werden und Patente umgangen. Das Ende ist bekannt.

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zetra  26.06.2023, 09:26

 weil er der FDJ nicht angehören wollte, und dadurch auch Sanktionen bekam, wie zB schlechtere Noten, keinen Studienplatz, soziale Ächtung usw.

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Das hat dir dein Großvater erzählt, ich bin nicht bei den Pionieren gewesen, noch in der FDJ. Auch mein Sohn ist kein FDJ ler gewesen und hatte studiert, somit bist du einer Fake aufgesessen und somit braucht man sich nicht zu wundern, wenn manche Ostler darauf barsch reagieren.

Die schlechten Noten sind keine Bestrafung gewesen, sie konnten nicht besser sein, daher seine Ausreden.

Immer wieder das gleiche Spiel, nachtreten und es wird schon jemanden treffen.

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zetra  26.06.2023, 14:03
@justanna76

Das habe ich gelesen, gewogen und zu leicht empfunden.

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Wir Westdeutschen leben seit 1945 in Frieden und Freiheit. Wir mussten nie Angst haben, dass uns unsere Nachbarn und Freunde für die Stasi bespitzeln. Bei uns in der Tagesschau wurde immer alles wahrheitsgetreu berichtet und nichts wurde weggelassen, was dem Staat nicht gefallen könnte. Wir mussten nur kurze Zeit auf ein Auto wartet und hatten viele verschiedene Modelle.

In der Aktuellen Kamera (DDR-Fernsehen) wurde immer nur berichtet, "wie toll und schön die DDR sein soll".

Außerdem wurden wir im Westen nicht festgehalten und konnten die ganze Welt sehen, die in der DDR konnte nur in die "Sowjet-Bruderländer".

Und auch Bananen hatten wir zur Genüge.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Interessiere mich für die deutsche Geschichte seit 1900