Selbstliebe?

4 Antworten

Hallo lamthrlm,

wir dürfen hier zwischen einer Selbstliebe - eher in Richtung Narzissmus gehend - und der Liebe uns selbst gegenüber unterscheiden.

In der Selbstliebe wären wir uns die*der beste Kund*in - und könnten daraus schon Selbstbewusstsein gewinnen: mit der Erfahrung oder zumindest der Selbstliebe als Basis, dass auch andere Menschen uns wollen.

Ein Mensch, der sich selbst in der Weise liebt, mag vielleicht andere Menschen auch für sich haben wollen und dann zu ihnen Nähe suchen.

In der Liebe uns selbst gegenüber schenken wir uns etwas selbst und sind mit uns selbst eins. Aus der Einheit mit uns selbst würden wir Selbstvertrauen schöpfen, denn wir können uns ja auf uns selbst vertrauen. Das wäre aber unabhängig von anderen Menschen.

Von einem Menschen, der in der Weise liebt, ginge immer etwas aus, was andere Menschen erreichen darf - egal, ob es sie erreicht oder nicht erreicht. Der Mensch würde die anderen Menschen genauso lieben.

Egal, welche Begriffsbildung der Liebe wir anführen, wir kommen immer darauf, dass da auch was in einer Relation zu anderen Menschen geht.

Es ist aber beobachtbar, dass Menschen andere Menschen lieben oder zumindest ihnen Nähe zukommen lassen ohne dies sich selbst gegenüber. Da kann etwas Letzteres verhindern: eine mögliche Leidenssituation. Dann können wir annehmen, dass auch das Selbstbewusstsein leidet oder so gut wie nicht vorhanden ist.

Ich habe schon Menschen angetroffen, die nicht so recht Liebe sich selbst gegenüber gehegt hatten - auch mit leidendem Selbstbewusstsein - die aber andere Menschen geliebt hatten. Denen war es auch schwer gefallen, das, wo Liebe drauf stand, als Liebe wahrzunehmen und z.B. daraus Selbstbewusstsein zu gewinnen.

Gleiches mag ich auch von Menschen sagen, die anderen gegenüber Nähe gebracht haben, daraus aber nichts aus einer Akzeptanz bei den anderen Menschen für sich an Selbstbewusstsein gewonnen hatten.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Selbstliebe ist meiner Erfahrung nach quatsch und mehr als übertrieben. Das hat nicht mit Liebe oder Selbstbewusstsein zu tun. Die meisten Menschen die ich traf und von Selbstliebe sprachen waren welche, die sich selbst eben nicht mochten und damit kompensieren. Sich selbst anzunehmen, sich zu respektieren - das ist meiner Auffassung nach außerordentlich wichtig. Selbstliebe mündet in Arroganz, Selbstverliebtheit, teils auch Narzissmus.

"Selbstliebe" ist ein esoterischer und weitestgehend sinnleerer Begriff. Für mich ist das eigentlich ein Unwort.

Erich Fromm, ein Philosoph, hat Selbstliebe in seinem Werk hochstilisiert zu einer Voraussetzung dafür, andere lieben zu können. Ich finde diese Annahme unfassbar dämlich und in der Lebenserfahrung eindeutig als falsch. Aber dieses Konzept von Fromm ist nicht mehr wegzubekommen und alle plappern es nach.

Selbstliebe soll wohl so etwas bedeuten wie "sich selbst annehmen". Aber wieso der Begriff Liebe hier zweckentfremdet wird, verstehe ich nicht. Liebe hat damit gar nichts zu tun. Ich glaube nicht, dass Menschen sich selbst lieben in dem Sinne, in dem Liebe üblicherweise verwendet wird.

Die Lebenserfahrung zeigt vielmehr, dass zum Beispiel Frauen, die sich selbst hassen und die keine Selbstachtung haben, die kein Selbstwertgefühl haben, zum Beispiel Mutterliebe zu einem neu geborenen Kind empfinden können.

Fromm lag einfach falsch und hätte sich diesen philosophischen Quatsch ersparen können. Aber er ist damit berühmt geworden. Für ihn hat sich die esoterische Spinnerei gelohnt.

Konkrete Antwort auf deine Frage: NEIN, das stimmt nicht.

Trotzdem ist es sicherlich für eine glückliche und erfolgreiche Lebensführung wünschenswert, mit sich im Reinen zu sein, sich selbst weitestgehend so anzunehmen, wie man ist, und Selbstbewusstsein zu besitzen. Hat aber alles nichts mit Liebe zu tun.

Ich würde Selbstliebe als Hochmut bezeichnen.