Ich höre immer mehr, dass Verstorbene fotografiert werden?

Germaghribiya  20.04.2024, 10:41

Das ist doch kein Foto. Das ist doch ein digital erzeugtes Bild.

DianaValesko 
Fragesteller
 20.04.2024, 13:04

Natürlich, es wäre nicht regelkonform, hier Fotos von Verstorbenen zu posten.

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich halte das für pietät- und respektlos. Ich persönlich habe selbst meine verstorbenen Verwandten nie tot gesehen - ich bevorzuge, sie stattdessen so in Erinnerung zu halten wie sie waren, als sie gelebt haben.

Aber die Gier nach Sensation und Effekt würde in die heutige Zeit passen…

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich sehe keine Grund, da Dramen oder gar Esoterik-Hysterie zu entwickeln.

Freilich: Tote mit furchtbarem Aussehen, z.B. nach Selbstmord mithilfe Eisenbahn stellt man nicht aus.

Und freilich behält man ein Mindest-Taktgefühl bei. Man richtet sich nach dem Wunsch der engsten Verwandten. Und ein störendes Multimediaspektakel mit Kabelleitungen und Fernsehkameras will auch keiner oder eine unkontrollierte Verbreitung in youtube.

Aber dass zur Beerdigung geladene Trauergäste dezent mit dem Smartphone dreimal knipsen, das muß in einer aufgeklärten Gesellschaft in Ordnung sein.

DianaValesko 
Fragesteller
 20.04.2024, 13:05

Danke für Deine Meinung.

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Finde ich nicht gut. Es ist tatsächlich so, dass man sich an den letzten realen Anblick einer Person erinnert, sobald man an die Person denkt. So hatte ich mal eine offene Beisetzung und tatsächlich ist es leider immer nur das Bild, das einem sofort ins Gedächtnis eingeht, von der Leiche eben. Daher wäre mein Rat eigentlich niemals ein Bild oder eine offene Beisetzung zu vollziehen, sondern den letzten schönen Moment als Erinnerung zu haben.

DianaValesko 
Fragesteller
 20.04.2024, 02:23

Ist für mich ganz genauso, danke Dir.

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Das Handy an einem Sarg zu zuecken empfinde ich als geauso pietaetvoll, wie verletzte/verstorbene Unfallopfer zu fotografieren. Ein Mensch mit normalem Anstand macht sowas nicht.

DianaValesko 
Fragesteller
 20.04.2024, 13:11

Danke für Deine Meinung.

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Also Post-Mortem-Fotografie war zur viktorianischen Zeit sehr "modern", gerade, weil es oft die einzige Möglichkeit war, ein Foto vom Verstorben zu machen (bspw. Säuglingssterblichkeit).

Aber heute? Da wird Tod doch recht tabuisiert.
Allerdings, meinen Großvater habe ich fotografiert, als er im Sarg lag. Dieser Friede in seinem Gesicht. Den Frieden, den er die Jahre davor nicht mehr hatte.

Bei einer ehemaligen Nachbarin in meiner Heimat habe ich das auch auf Wunsch der Familie gemacht. Und die Fotos sind...unbegreiflich.
Sie hatte die Augen geöffnet und ein unfassbares Strahlen im Gesicht. Wie eine Lebende, die gerade etwas wunderschönes erblickt.

Mir persönlich sind jedoch Totenmasken am liebsten, das habe ich mal gelernt und ich finde das eine sehr schöne Tradition, neben Lebendmasken.

Wäre aber dennoch schön, wenn man sich mit dem Tod mehr auseinandersetzen würde. Egal in welcher Form.

Vor einigen Jahren gab es mal ein Buch. Ich weiß nicht mehr, ob es eine Fotografin oder ein Fotograf war, aber er hat Verstorbene fotografiert und einen Bildband daraus gemacht.
Was ich so gesehen habe (ich hab' das Buch leider nicht), sind das absolut schöne Fotos, die die Friedlichkeit des Todes zeigen.

DianaValesko 
Fragesteller
 20.04.2024, 02:31

Das freut mich, dass die Fotos Dir und anderen Trost spenden können.

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AngelAlix1980  20.04.2024, 02:35
@DianaValesko

Scheint zumindest so. Aber Trost kann mir beim Tod meines Großvaters keiner spenden, kein Foto, keine Maske, keine Fotos aus alten Zeiten, keine Erzählungen...er hat mich halt aufgezogen und war eher "mein Vater", als mein Großvater.
Die Wunde wird sich nicht mehr schließen. Aber meiner Oma und meiner Tante geht's da genauso.

Die Fotos waren auch eher ein Beweis für den Hausarzt, dass mein Großvater auch nach knapp einem Jahr Krankenhausaufenthalt und durch den Tod nicht "blass" geworden ist.
Er war immer draußen, im Sommer stets tief braungebrannt...das hat sich dann im Winter auch kaum noch geändert...er ist nicht mehr blass geworden. Er war einfach bis in den Tod braungebrannt. :)

Aber wie gesagt, Masken sind mir hier lieber. Die zeigen das Gesicht in der Gänze, was ein Foto bspw. verfälscht oder gar nicht sichtbar machen kann.

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DianaValesko 
Fragesteller
 20.04.2024, 02:40
@AngelAlix1980

Trost gibt es keinen, wenn ein geliebter Mensch stirbt, die Trauer geht nie weg, aber Fotos hab ich nicht. Eine Totenmaske kenne ich nicht.

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AngelAlix1980  20.04.2024, 02:45
@DianaValesko

Totenmasken sind auch nicht mehr "in". Früher hat man das häufig gemacht...würde sagen, so bis in die 1950er hinein (von Brecht gibt es noch eine, der ist 1956 gestorben), aber da war es schon sehr selten.

Eher so zwischen 1750 und 1930. Eine ganz tolle Sache, vor allem, wenn es dann zu der Person noch Lebensmasken gibt und man sieht, wie sehr sie sich verändert haben.
Zum Beispiel Beethoven oder Franz Léhar, der im Tod aussieht, wie der Schauspieler Ulrich Beiger.

Sorry, ist für mich ein total faszinierendes Thema. Selbst gelernt habe ich es allerdings, weil ich es nicht eingesehen habe, dass das Bestattungsinstitut 2000 Euro dafür verlangt hätte...das war deutlich Abzocke. Aber man macht halt gerne Geld mit Trauernden.

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DianaValesko 
Fragesteller
 20.04.2024, 02:49
@AngelAlix1980

Toll, dass Du das kannst, Ich finde das auch faszinierend, das Geschäft mit dem Tod ist wirklich schlimm

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