Gibt es aus eurer Sicht echte Selbstlosigkeit?

16 Antworten

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Ich finde, so sollte man nicht denken. Und wenn jemand sein Ego damit aufwertet, anderen zu helfen, wäre das nicht auch absolut in Ordnung?

Der Großteil derer, welche gern helfen sind doch meist Menschen, die selbst ein schweres Schicksal hatten und anderen aus Empathie (Mitgefühl, Mitleiden) die Lebensqualität verbessern oder Beistand leisten möchten. Handeln aus dieser Motivation würde ich duchaus als selbstlos erachten.

Bestimmt gibt es auch eine Gruppe von sehr vermögenden Menschen, die sonst alles im Leben erreicht haben und zuletzt Erfüllung darin suchen, anderen zu helfen, weil es eben nichts mehr gibt, dass ihnen noch etwas gibt. Das finde ich auch sehr begrüßenswert, sähe aber eher eine geringe Tendenz in die Ego Richtung.


Indecisive 
Fragesteller
 23.06.2019, 12:38

Ich sehe es eigentlich auch so, dass die Beweggründe keine große Rolle spielen. Dem Hilfesuchenden, der Unterstützung erhält, werden die Motive des Helfers eher unwichtig sein.

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Ja ich denke schon das es wahre Selbtlosigkeit gibt, natürlich ist jeder Mensch ein Stück weit egoistisch.

Ich habe schon öfter versucht "ärmeren" Menschen zu helfen zum Beispiel hab ich jemandem der gar kein Geld hatte und kurz davor war in die Obdachlosigkeit zu fallen bei mir zuhause aufgenommen und insgesamt mit 300 Franken(komme aus der Schweiz) unterstützt, obwohl ich selber nicht wirklich viel Geld habe.

Jedesmal wenn ich jemanden treffe der praktisch oder wirklich gar nichts hat werde ich traurig und probiere zu helfen.

Ich habe es auch so und mit anderer persönlicher Hilfe geschafft Menschen wirklich zu ändern.

Also Menschen die ich schon kennegelernt habe, waren plötzlich anders nachdem sie mich getroffen haben sie konnten sich neu entfalten und hatten auf einmal etwas lockeres positives.

Klingt jetzt vielleicht egoistisch aber ich habe es so erlebt:)

Es hat mich glücklich gemacht und meinen Hang um gute Taten zu vollbringen geweckt.


mightydubman  02.10.2020, 18:25

Deine Tat ist im Grunde eine Schande für den Regierunsmüll,weil es nicht sein darf,dass Privat-Menschen für die Not ihrer Mitmenschen einstehen .Solche Situationen dürften gar nicht passieren. Das alte Menschen Müllkontainer durchwühlen,oder Flaschen sammeln müssen. Ein Zustand der untragbar ist.

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Ja, manchmal bügelt das Mitleid den letzten Rest an Egoismus aus einem heraus und man denkt nur noch daran, dass es dem anderen besser gehen soll.

Natürlich wird es auch oft als egoistisch interpretiert, dass man durch altruistische Taten seine schlechten Gefühle unterdrücken will, weil man sich dann ganz egoistisch besser fühlen möchte.

Aber das ist eine Interpretation, die zwar nahtlos in unsere besitzgeile Konsumgesellschaft passt, die ich aber nicht teile, weil ich sie gemein finde. Und auch die aktuelle Verhaltensforschung z.B. an Primaten weist nach, dass bei menschlichem Handeln nicht immer Egoismus im Spiel ist. Und der Begriff "Gutmensch", der dann oft fällt, ist meines Erachtens nur ein Zeichen von Hilflosigkeit der Egopisten auszeichnet.


mychrissie  24.06.2019, 19:51

Natürlich nicht Egopisten, das "e" ist auf der Tastatur eben direkt neben dem "o".

Egopisten wären wohl eher Ski-Abfahrten, die Egoisten ganz für sich haben wollen. :-)

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Ich halte das positive Gefühl, welches dabei entsteht, Anderen zu helfen für durchaus legitim.

Es ist u.a. auch die Antriebsfeder,weiter zu machen- ohne Berechnung, sondern einfach aus dem Grund der "inneren Freude" heraus, helfen zu können und es auch zu tun.

Alles Gute!

Der Mensch zeichnet sich durch drei Grundtriebe aus:

1) Das eigene Wohl

2) Das fremde Wohl

3) Das fremde Wehe

Das eigene Wohl ist der biologische Selbsterhaltungstrieb und der Egoismus.
Das fremde Wohl ist entweder im Interesse des Egoismus oder des Mitleids.
Das fremde Wehe ist im Interesse der Bosheit.

Das eigene Wohl zu erreichen stößt selten auf Widerstände. Uns kann unser eigenes Wohl selbst im Suizidakte nicht unwichtig sein, denn der Selbstmörder wählt einen Moment in seinem Leben aus, bei diesem ihm das Leben als zu grausam zu ihm erscheint. Oft hört man daher ganz richtig: Er/Sie hat es nicht mehr ausgehalten. Würde der Selbstmörder nicht um sein eigenes Wohl bedacht sein, so hätten ihn auch endlose Niederschläge und anhaltende Leere keine Leiden bereitet.

Das fremde Wohl kennt zwei so unterschiedliche Motive, wie es nur zwei Pole geben kann:
a) der Egoismus (die Eigennützigkeit):
Handlungen können darauf bedacht sein, ...
... einen Gegenspielzug im eigenen Interesse zu erhalten: Wie ich mir, so du aber auch bitte wieder mir!
... sich selbst als Wohltäter in ein besseres Licht zu stellen.
... sich selbst zu vervollkommenen.
... sich mit einem Titel, zu einem besseren Stand in seiner Community zu verhelfen.
... sich nicht weiter mit einem niederschlagenden Umstand abfinden zu müssen.
... ein Vorbild zu sein, nach welchem sich die kommenden Generationen zum eigenen (aber auch gemeinschaftlichen) Wohl richten.
... eine Aussicht auf Belohnung und Absehung von Strafe im Dies- oder Jenseits zu versichern.
... ein Tauschgeschäft einzugehen.

b) das Mitleid:
Handlungen basieren darauf, dass man das Leid/den Mangel des anderen am eigenen Leibe nachempfindet und sich mit ihm identifiziert.
Reine Menschenliebe erwächst aus diesem Gefühl des Mitleids und der Empathie, weshalb man diese mit "Menschlichkeit" synonym verwendet.

Schlussendlich kann auch Sadismus und andere Perversionen der Gelüste, darauf bedacht sein, fremdes Wehe, ohne eigenen Vorteil (was beim Egoismus noch "hinnehmbar" war, ist bei der Bosheit gar "erwünscht") zu vermehren. Solche Menschen werden bei der Zurschaustellung solchen Gedankenguts meistens als Psychopathen pathologisiert, wobei man nicht umhinkommt festzustellen, dass jeder von uns zumindest in Zügen jene Triebfeder verspürt hat, oder zumindest mit solchen in den Kopf springenden Bilder/Gedanken zu kämpfen hatte.

Das Verhältnis der Dominanz der Triebe ist sicherlich angeboren, kann aber durch Erziehung und Sozialisation noch verfeinert oder kanalisiert werden.

Woher ich das weiß:Hobby – Selbststudium

mightydubman  02.10.2020, 18:07

Wenn man den Vögeln draußen täglich frisches Wasser hinstellt,dann ist das schon recht selbstlos. Es ist an keine Bedingung geknüpft und Dank gibt es auch nicht wirklich.

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Slavatar96  02.10.2020, 20:56
@mightydubman

Das ist oberflächlich betrachtet natürlich richtig.
Nun ist Selbstlosigkeit ja eigentlich kein positiver Antrieb, sondern eine intelligible Eigenschaft des Menschen, seine Handlung so weit vom eigenen Egoismus zu verordnen wie es nur geht. Aber dreht man den Spieß um, kommt es doch so vor, als wäre das die ideale Zurschaustellung seiner Erhabenheit über das rein animalische und triebgesteuerte Verhalten. Erwachsenheit zeichnet sich dadurch aus, den kindlichen Egozentrismus überwunden zu haben. Es verwundert also nicht, dass auch hier die wahre Triebfeder des Handelns bloß verschleiert wird. Das kann bewusst geschehen, ich vermute aber, dass es in den meisten Fällen und bei den meisten Menschen unterbewusst stattfindet. Die Aufrechterhaltung eines Gewissens, bzw. eines gesunden Selbstbildes, ist die ureigenste und primärste Form eines Egoismus - man füttert das Bewusstsein mit edlen Dingen, die es sich zu reflektieren lohnt. Man belohnt hier eigentlich das Belohnungszentrum selbst: Das Ich-Bewusstsein ist ja nicht anderes als die Kombination der Gedächtnisleistung und des Bewertungs (und damit auch Belohnungs) Systems. Hieran lässt sich oberflächlich überhaupt nichts egoistisches entdecken, und gerade DAS ist ja die Vervollkommenung die man sucht und auch nach außen vorlebt, um gesehen zu werden. Wir mögen selbstloses Handeln zum ethischen Zwecken sowohl bei sich als auch bei anderen zu beobachten - das ist unserem Unterbewusstsein nicht entgangen!
Der Mensch mag Vieles sein, aber ein rein intellektuell-ethisches Wesen ist er nicht; dazu sitzt uns das Säugetier zu sehr im Knochen.

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