Hilfe! Mein Psychotherapeut versteht mein Problem nicht - ich zugleich auch nicht, was tun?
Am Anfang der Therapie war für meinen Therapeuten ganz klar, dass es sich bei mir um "schwere" soziale Phobien handelt.
Nun merkt er nach langer Zeit, dass ich die Kriterien für diese Krankheit nicht "ganz" erfülle.
Um es ganz deutlich auszudrücken:
Im Allgemeinen komme ich nicht mit Menschen zurecht. Ich habe keine Freunde und 0 soziale Kontakte. Ich traue mich nicht, Leute anzusprechen. Ich meide Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten. Im Klassenzimmer fühle ich mich beobachtet, ich fühle mich unwohl. Wenn Menschen in der Nähe sind, reagiert mein Körper auf unerklärliche Weise heftig - ich zittere, meine Hände schwitzen, ich kann mich kaum konzentrieren. In der Therapiesitzung mit meinem Therapeuten bin ich überfordert, ich zittere heftig, meine Hände schwitzen, ich fühle mich unsicher und bin extrem angespannt - für meinen Therapeuten ziemlich heftig und definitiv ein ängstliches Verhalten. Bei Schulvorträgen kann ich kaum atmen, so dass ich fast umfalle.
Alles spricht schonmal für eine soziale Phobie.
ABER:
Ich arbeite nebenbei (bin übrigens Schüler) in einem Job, in dem man sich offen zeigen, vor vielen Leuten in der stehen und professionell mit Leuten reden muss. Ich bin wirklich gut in meinem Job! Obwohl es am Anfang schwierig und eine große Herausforderung war, habe ich es mit der Zeit gemeistert. In der Gruppentherapie, in der ich meine sozialen Ängste aufarbeiten "sollte", war ich sehr entspannt, locker, offen und sogar laut. Das kam für meinen Therapeuten ziemlich überraschend und "seltsam" rüber. Er erwartete von mir, dass ich mich genauso und viel heftiger verhalten würde, als ich es in unserer Einzeltherapie tat: ängstlich, angespannt, ruhig, zitternd, verunsichert, etc.
Aber das war nicht der Fall.
Für ihn ist es unerklärlich. Er kann nicht verstehen, warum ich in der Gruppentherapie überhaupt keine Angst hatte. Er wirft mir vor, ich sei manipulativ gewesen. Seine Meinung: Ich hätte mein wahres Ich und meine Ängste versteckt.
Er fordert mich sogar auf, beim nächsten Mal meine wahren Ängste und mein wahres Ich zu zeigen. Hingegen habe ich ihm gesagt, dass ich aber keine Angst vor der Gruppe habe und dass sie mir völlig egal sei. Aber er versteht das nicht und sagt, ich sei ihm in der Gruppe zu manipulativ vorgekommen und habe meine Angst und Unsicherheit überspielt.
Könnt ihr euch mein Verhalten irgendwie erklären? Mein Therapeut versteht mich nicht mehr - warum sollte ich beim nächsten Mal meine Angst zeigen, obwohl ich gar keine Angst habe.
Jetzt kann er sich die Diagnose "Sozialphobie" nicht mehr erklären. Die Leute in der Gruppe waren im Vergleich zu mir "wirklich" krank. Ich hingegen wirkte auf meinen Therapeuten "unecht".
Die ganze Sache geht mir im Moment sehr nahe. Ich fühle mich missverstanden und einfach hilflos. Mal habe ich in der einen Situation mit Menschen heftige Angst, mal bin ich unter Menschen sogar offen und sicher. Was ist das in der Psychologie?
Hilfe.
Mein Therapeut und ich verstehen mein Problem nicht.