Muss mich rechtfertigen wie ich bin. Bin Intro und meine beste Freundin extrovertiert was tun?
Ich arbeite in Vollzeit, in einer anderen Stadt, brache ca. 45 Minuten in die Stadt, in der ich und auch meine beste Freundin wohnen. Ich arbeite viel, meist 45 Stunden die Woche und bin, denke ich, derzeit in einer Art Quarter Life Crisis: Was will ich? Habe ich den richtigen Beruf/richtiges Studium gewählt? Soll ich etwas Anderes studieren, den Job wechseln, welche Hobbies machen mir Spaß, wie will ich sein, wo will ich hin etc. etc. Werde bald 30 Jahre alt, bin weiblich und in einer glücklichen Beziehung. Zu meinem Thema: Meine beste Freundin macht mich kirre (in letzter Zeit).
Sie fragt mich teilweise täglich nach Treffen, in denen sie meist zu 80% und ich zu 20% rede. Wenn wir uns dann sehen und ich etwas erzähle hört sie meist zu, oft driftet sie aber ab, zeigt auf Vögel oder Wolken, redet mir rein, unterbricht mich, meistens erzählt sie nach meinen fünf Minuten, zwanzig Minuten darüber, dass das bei ihr auch so sei. Wenn sie über Monate hinweg über ihre Diplomarbeit schimpft höre ich zu, zeige Verständnis. Als ich mich zwei, drei Mal über meine Diplomarbeit beschwert habe kommt nur ein „ja, war bei mir auch so, es bringt nichts sich drüber zu beschweren, reden wir über etwas Positives“. Wenn ich krank bin heißt es, „ach ICH geh immer verschnupft in die Arbeit“. Dann wird mir gesagt, wir würden nur über negatives reden, wenn ich aber etwas „Schönes“ erzähle wird auch nicht darauf eingegangen. Ich sage bspw. „oh eine Freundin hat auf meine Geburtstagseinladung nicht reagiert und kam dann nicht, das verletzt mich. Find ich nicht okay..“. Meine Freundin entgegnet mit einer 10 minütigen Schimpftirade wie blöd sie diese Freundin eh finde, sie springt dann von ihr zu anderen ehemaligen Freunden, dann geht es wieder darum, dass „wir“ mehr Sport machen sollten, „uns“ weniger aufregen sollten, weniger über dies und jenes reden sollten, immer dieselben Themen hätten. Ich habe mehrmals versucht klarzumachen, dass ich zufrieden mit meinem Leben bin, dass ich mich gerne über andere Dinge unterhalte etc. etc.
Oft bekomme ich in Gruppenchats schnippische Antworten und merke dann, dass was los ist. Auf private Nachfrage kommt dann, ich würde Treffen oft „absagen“. Ich sage dann nicht ab, sondern garnicht erst zu, wir sehen uns trotzdem mindestens 1-2 Mal pro Woche. Ich habe eine Nichte und eine Familie, die ich auch noch sehen möchte, ebenso meine Zeit mit meinem Partner nutzen oder einfach Zeit für mich alleine. Ich bin unter der Woche gerne einfach zuhause, vor allem am Abend, es stresst mich den ganzen Tag schon so viel unter Leuten zu sein und ich brauche Zeit zum „runterkommen“, nachdenken oder einfach alles sacken zu lassen.
Als Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin in Ausbildung sehe ich jeden Tag so viele Leute, sehe so viele Probleme und bin mehr oder weniger gezwungen zuzuhören und auch zu reden. Ich bin introvertiert, meine Freundin extrovertiert, sie hätte mich am liebsten jeden Tag um sich und ihren Partner. Wir schreiben uns täglich und hatten auch meist täglich nach der Arbeit telefoniert. Wenn ich keine Zeit habe, rechtfertige ich mich oft, sie sagt das müsse ich nicht, wenn ich es nicht tue, passt das aber auch nicht. Ich würde mich zurückziehen, würde in meiner dunklen Wohnung sitzen, obwohl wir doch bei dem tollen (34 Grad Wetter) rausgehen könnten, auf Feste gehen etc. etc. Alle Dinge, die ich vorschlage mag sie nicht, ist total okay für mich. Gleichzeitig fühle ich mich permanent be- und verurteilt, weil ich eben nur 1-2 Mal die Woche in die Hitze möchte, wenn ich eh schon 1,5 Stunden mit dem Rad meinen Heimweg bestreite. Wenn ich nicht bis 22:00 unter der Woche einen Sonnenuntergang mit Technomusik beobachten möchte. Ich schlage einen Sprachkurs vor, will sie nicht, Bogen schießen oder lesen in der Wiese, will sie nicht. Töpfern bzw. Keramik kaufen und diese für Geld bemalen, will ich nicht, hab keinen Platz mehr zuhause und ich möchte keine 30 Euro ausgeben, dafür werd ich dann aber wieder als geizig bezeichnet oder mir wird vorgeworfen für andere Dinge Geld auszugeben. Ich versuche sie nicht zu verändern, hab aber andersrum immer das Gefühl will sie mich verändern. Habe nach einem offenen Gespräch gefragt, um das zu klären, wir kennen uns seit über 15 Jahren und waren in der Jugend natürlich viel draußen, viel unter Leuten, aber ich werd halt auch älter (bin drei Jahre älter als sie). Ich möchte meine Zeit genießen und mich nicht schlecht fühlen, weil ich es falsch mache – laut ihrem Weltbild. Ich möchte mich auch beschweren und Nein sagen dürfen. Habt ihr Tipps, Erfahrungen? Möchte es eigentlich möglichst unemotional besprechen..