Wollen Eltern heimlich Autistenkinder?

6 Antworten

Meine Güte.

Gutefrage sollte eine Daumen-Runter-Funktion für Fragen einfügen, denn dies ist definitiv keine Gutefrage.

Aber fangen wir ganz von vorne an. Damit ich das richtig verstehe: Dir geht es um Kinder, dessen Eltern fälschlicherweise und ohne fachärztliche Diagnose behaupten, ihre Kinder seien Autisten - "Asperger" gibt es nicht mehr, seit dem DSM-5/ICD-11 - und dann sämtliches Fehlverhalten, all die Probleme der Kinder auf den angeblichen Autismus schieben, obwohl diese Eltern keinerlei Gründe haben, Autismus bei ihren Kindern zu vermuten, korrekt?

Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu. Das ist nicht gut. Das gehört kritisiert. Auch, weil wir Autisten damit mit in den Dreck gezogen werden. Sowas geht gar nicht. Eltern können nicht rumlaufen und behaupten, ihre Kinder hätten dieses und jenes.

Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Absolut.

Doch wieso fühlt es sich so an, als wäre da mehr hinter deiner Frage?

Ich hab schon von vielen Leuten gelesen, die meinen "Hört doch auf, die Kinder zu labeln, das schadet den Kindern nur! Denkt doch jemand an die Kinder!".

Ich fühle einfach, dass da mehr ist.

Als ich 3 Jahre alt war, bemerkte meine Mutter, dass ich mich merklich anders - überwiegend deutlich langsamer - als andere Kinder entwickelte. In den nächsten 7 Jahren waren wir bei 3 verschiedenen Kinderärzten, ich besuchte regelmäßig ein SPZ - wo mir eine Entwicklungsstörung diagnostiziert wurde, jedoch keine Genaue - und von meinem 5. bis zu meinem 7. Lebensjahr hatte ich Logopädie.

Erst die 3. Kinderärztin erkannte, was Sache war. Erst die 3. Kinderärztin erkannte meinen Autismus.

Meine Mutter suchte erst nach einem auf Autismus spezialisierten Kinderarzt, als andere Eltern im Kindergarten/in der Grundschule sie in diese Richtung lenkten, weil deren Meinung nach mein Verhalten, welches sie sehen konnten, an Autismus erinnerte.

Niemand bekommt Autismus-Diagnosen hinterhergeschmissen. Absolut niemand.

So gesehen war meine Mutter also auch einst in der selben Situation, wie die Mütter/Eltern, die du kritisierst. Oder nicht? Hatte sie genügend Gründe, Autismus zu vermuten oder ist das im Nachhinein nur valide, weil ich schlussendlich damit diagnostiziert wurde?

Ignorieren wir all die nicht-diagnostizierten Autisten auf dieser Welt, von denen es so viele gibt, aus unterschiedlichsten Gründen?

Woher wissen wir, wie viele oder wie wenige Gründe diese Eltern haben?

Nochmal: Hatte meine Mutter genügend Gründe? Ist eine solche Überzeugung erst valide, nachdem man die fachärztliche Diagnose in der Hand hält?

Viele Leute vergessen, nein, viele Leute können sich nicht vorstellen, dass man auch Autist sein kann, ohne jemals diagnostiziert worden zu sein. Der Autismus ist auch vor und auch ohne der/die Diagnose da. Viele Leute können sich nicht vorstellen, dass nicht wenige Autisten ihr ganzes Leben lang undiagnostiziert durch diese Welt wandern. Und sie verstehen nicht, dass das nicht bedeutet, dass sie nicht dadurch leiden, dass sie nicht diagnostiziert sind.

Ich habe das Gefühl, deine Label-Panik bezieht sich nicht nur aufs tatsächliche Falsch-Labeln. Mir kommt es so vor, als hättest du generell Angst vor Labeln. So ein bisschen wie die Leute, die sagen: "Wir brauchen keine Label/Diagnosen/Schubladen! Wir alle sind doch ein bisschen verrückt und anders und autistisch und individuell!"* Das ist kein wildes Konzept. Wie ich es bereits vorhin schrieb: Ich lese sowas sehr oft.

*Bring' mich nicht dazu, den Mist aufzudröseln, zu erläutern, weshalb das alles absolut nicht stimmt. ... Okay, die Hauptgründe hier ganz kurz:

  • Das Kind will beim Namen genannt werden
  • Es ist ein riesiger Unterschied, ob man ein bisschen anders ist oder wortwörtlich eine andere Neurologie als der Großteil der Weltbevölkerung hat
  • Wäre jeder autistisch, hätten wir Autisten weit weniger Probleme
  • man kann nur autistisch sein, wenn man Autist ist
  • Mit der Aussage haben wir in nur einem Satz sämtliche autismus-spezifischen, negativen Erfahrungen von Autisten mit Dingen wie Ableismus, Einsamkeit, soziale Isolation, Mobbing, Ausgrenzung etc. runtergespielt

Was viele hierbei aber ultra-gerne aus den Augen verlieren, ist Folgendes:

Labels go on soup cans, autism is a diagnosis.

Viele fürchten sich so sehr vor "Labeln" (Diagnosen) und realisieren dabei nicht, dass wir Autisten auch ohne Diagnose gelabelt werden. Der wichtige Unterschied: Die Label sind inkorrekt, die Diagnose ist es nicht.

Ich werde dir nun eine Diagnose geben und ganz viele Label. Dies sind die Label - Adjektive -, die Leute mit dieser Behinderung/Neurodivergenz ihr Leben lang an den Kopf geworfen bekommen. Und dann kannst du mir sagen, wie du lieber genannt werden wollen würdest.

Diagnose: Autismus-Spektrum-Störung/Autist/Autistin

Label: faul, egoistisch, arrogant, unempathisch, unkreativ, schwer erziehbar, langsam, dumm, sozial inkompetent, verwöhnt, überempfindlich, anstrengend, "in der eigenen Welt lebend", behindert (als Beleidigung gemeint, im englischsprachigen Raum: der R-Slur), nicht kompromissbereit, unflexibel, "too much", ...

Niemand sollte so viel Angst vor einer Diagnose haben, dass er all diese Label für sich selbst oder für sein Kind oder für irgendjemanden auf dieser Welt vorzieht.

Statt zu akzeptieren, dass nicht jedes Kind ein Mathegenie ist, wird schnell die Diagnose Asperger in den Raum geworfen. Ist das nicht eine Form der Selbsttäuschung?

Meinst du damit, dass die Diagnose von den Eltern in den Raum geworfen wird oder von fachspezialisierten Neurologen bzw. Psychiatern? Ich denke mal, du meinst Ersteres, denn kein kompetenter Neurologe/Psychiater schreibt einem die Diagnose auf, wenn man sagt, das Kind seie kein Mathegenie.

Wobei ich dich dafür loben muss, dass du gegen das Klischee des mathebegabten Autisten gegangen bist.

Doch was steckt hinter dieser Diagnose? Ist es wirklich eine ernsthafte Störung oder einfach eine Ausrede für mangelnde Disziplin und Erziehung?

Nochmal: Reden wir hier von "echter Diagnose" oder "mein Kind hat das, weil ich das sage"?

Natürlich sind echte Diagnosen ernstzunehmen. Autismus ist eine ernsthafte "Störung". (Wobei ich persönlich "Behinderung" bzw. "Neurodivergenz"/"Neurodiversität" vorziehe.)

Ist es eine Ausrede für mangelnde Disziplin und Erziehung, wenn man denkt, das eigene Kind könne Autist/Autistin sein? Geht es hier schon alleinig um die reine Vermutung oder stört dich nur das Aktive "Mein Kind hat das, hab ich nicht diagnostizieren lassen, egal! Mein Kind hat das und weil mein Kind das hat darf es sich aufführen wie die Axt im Walde!"?

Wenn es dir (auch) um Ersteres geht: Nun, wie ich vorhin bereits ansprach, war meine Mutter damals in der selben Lage. Ihr wurde auch vorgeworfen, es würde an ihrer "viel zu laschen" Erziehung liegen. Einer der zwei nicht-spezialisierten Ärzte behauptete dies ebenfalls.

Aber Newsflash: Meine Mutter hatte erst angefangen, ihren Erziehungsstil zu lockern, als ich 4-5 Jahre alt war, also nachdem sie längst bemerkt hatte, dass ich mich anders entwickel, anders auf Dinge reagiere, anders mit Dingen klarkomme oder nicht klarkomme als andere Kinder.

Verewigt deine Frage, deine Implikation, nicht einen toxischen Kreis? Wo ziehst du deine persönlichen Grenzen?

Werden nur Menschen/Kinder ohne Diagnose von dir als "faul" ("undiszipliniert")bezeichnet?

Und wir diagnostizierte Autisten kommen in den Genuss der korrekten Terminologie (Exekutive Dysfunktion, Sensory Overload, Meltdown, Shutdown, Autistic Burnout etc., PDA, ...)?

Aber wir beide wissen, dass das gefährlich ist, oder?

Wir beide wissen, dass es gefährlich ist, Kindern und Menschen im Allgemeinen - ob mit oder ohne Diagnose, ob sie nun Autisten sind oder nicht - immer wieder einzureden, sie seien lediglich faul und dabei vollkommen zu vergessen, uns und diese Kinder zu fragen: Moment mal, aber ... weshalb?

Denn während die von dir genannten Eltern komplett falsch liegen könnten, fragen sie immerhin nach dem "Weshalb?". Du hingegen wirkst auf mich aktuell so, als wärst du damit zufrieden, zu sagen "Faul, faul, faul" - Ohne zu fragen: Weshalb?

Denn Faulheit hat fast nie keinen Grund. Ist dieser Grund immer Autismus? Nein, absolut nicht. Aber Autismus ist auch längst nicht der einzige, mögliche Grund.

Diese Eltern, die ihre Kinder auf einen Podest stellen, machen sie zu Opfern ihrer eigenen Überfürsorge. Sie glauben, sie könnten die Welt für ihre Kleinen besser machen, indem sie ihnen eine „besondere“ Identität geben.

Dem ersten Part stimme ich zu.

Aber meine Mutter wollte mir keine "besondere" Identität geben. Sie wollte eine Diagnose. Eine Erklärung. Eine Erklärung für all meine Probleme und auch für ihren jahrelangen Kampf. Diese Diagnose war eine Erleichterung, weil sie so vieles erklären konnte.

Dennoch denke ich, dass ich hier auch nochmal die von dir angesprochenen Eltern genauer kritisieren muss: Die Tatsache, dass solche Eltern denken, die Welt für ihre Kleinen wäre plötzlich besser, nur, weil sie behaupten, sie hätten Autismus, zeigt, wie wenig Ahnung sie von dem Leben als Autist/Autistin haben.

Solche Eltern schlafen jedes Mal, wenn wir Autisten Dinge wie (systemic) ableism/Ableismus ansprechen.

Ich höre da jedes Mal: "Ich will, dass mein Kind wie Rain Man gesehen wird (Das Beispiel ist extra gewählt, auch wenn Rain Man kein Autist war und diese Figur der Autistic Community weit mehr unwahre Klischees eingebracht hat, als dass sie eine Hilfe war), aber mit dem Ableismus will ich nicht klarkommen müssen."

Wir sind hier für "supertalentiert", aber bei allem, was nicht so rosig ist - bei allem, bei dem wir daran erinnert werden, dass behinderte/neurodivergente Menschen überall auf der Welt mal mehr und mal weniger sichtbar wie Menschen 2. Klasse behandelt werden -, sind wir raus.

Doch in Wirklichkeit nehmen sie ihren Kindern die Chance, sich selbst zu entwickeln und ihre eigenen Stärken zu finden.

Hm. Wieso liest sich das für mich wie "(diagnostizierte) Autisten können sich nicht weiterentwickeln und nicht ihre Stärken finden"?

Das lese ich hier heraus. Vielleicht liege ich falsch. Ich hoffe es.

gefährlicher Trend

Während wir uns alle darüber streiten können, wie gefährlich dieser Trend nun wirklich ist oder nicht ist, so können wir uns nicht darüber streiten, dass der Trend, so viele autistische Personen nicht zu diagnostizieren - aufgrund von Dingen wie Rassismus, Transfeindlichkeit, oder einfach, weil jemand nicht dem Klischee-Autisten entspricht - ein viel, viel gefährlicher Trend ist.

Aber ja, ich stimme dir in sofern zu, als dass auch ich sage: Wenn diesen Kindern von klein auf eingetrichtert wird, sie hätten Autismus und könnten deshalb nichts und sich nicht weiterentwickeln (Was zeigt, wie wenig solche Eltern tatsächlich von uns Autisten halten), ohne wirklich Autisten zu sein, dann wird sich das früher oder später auf die Psyche des Kindes niederschlagen. Es wird denken, es kann wirklich nichts, denn es hat ja Autismus und es wird mit einem völlig falschen Bild von Autismus in die große, weite Welt spazieren.

Es ist alarmierend zu sehen, wie viele Eltern nicht über das nötige Fachwissen verfügen, um eine solche Diagnose zu stellen. Sie greifen auf Bücher, Internetforen und selbsternannte Experten zurück, während echte Fachleute mit jahrelanger Ausbildung und Erfahrung im Hintergrund bleiben.

Erneut: Hm.

Ich hab einen sehr miesen Verdacht. Aber auf den gehe ich gleich ein. Zuerst:

Absolut, sehr viele Eltern - und Personen generell - haben kaum bis gar keine Ahnung von Autismus, tun aber gerne so.

Du gehörst ebenfalls zu den Personen, würde ich bisher schätzen, die kaum bis gar keine Ahnung von Autismus haben. Vielleicht weißt du das. Ich hoffe es.

Wieso habe ich das dumpfe Gefühl, dass du - wie so viele andere Leute auch -, hiermit versuchst, die Stimmen, Erfahrungen, das Wissen von uns Autisten verstummen zu lassen, über uns zu reden?

Wieso habe ich das dumpfe Gefühl, dass du die Meinung eines Arztes mehr respektieren und akzeptieren würdest, als die von (#actuallyautistic) Personen?

Wir beide wissen, dass nur wir Autisten die volle Bandbreite der autistic experience™ kennen und verstehen können? Nicht wahr? Das ist kein Konzept, was ich dir jetzt erstmal erklären muss? Ich muss dir nicht erklären, dass du jahrzehntelang mit Autisten zusammengelebt, gearbeitet, dich um sie gekümmert haben kannst, dass du fünfhundert Fachbücher zu der Thematik gelesen haben kannst: Du wirst niemals so viel über das Leben als Autist wissen, wie es sich von innen anfühlt, wie wir Autisten? Ich muss auch nicht wieder das Thema Double-Empathy-Problem rauskramen und dir erklären, wie dies in den Punkt, den ich verdeutlichen will, mit reinspielt?

Denn ich glaube, das muss ich.

Aber das will ich nicht. Nicht schon wieder.

Du wirkst auf der einen Seite, als würdest du denken, du wüsstest viel von Autismus und auf der anderen Seite schiebst du all dein Vertrauen in irgendwelche Ärzte.

Ärzte, von denen hier in DE - das darf man nie aus den Augen verlieren - nur sehr, sehr wenige auf Autismus spezialisiert sind. Die Ärzte, in die viele ihr Vertrauen bei solch hochkomplexen Dingen wie Autismus legen, sind auch nicht selten diejenigen, die sowas sagen wie: "Sie haben keinen Autismus, da Sie mir in die Augen schauen", "Sie haben keinen Autismus - Dafür sind Sie viel zu empathisch", "Sie haben keinen Autismus, weil Sie können sich ja hier ganz normal mit mir unterhalten" uvm.

Ich bin absolut dafür, nicht ins Internet zu stürmen und sich nach drei TikTok-Videos Autismus (oder irgendetwas) selbst zu diagnostizieren.

Aber viele Menschen müssen aus ihrer Blase aufwachen. Ärzte haben uns Autisten seit Jahrzehnten übersehen und tun es nach wie vor - Auch wenn es steil bergauf geht.

Ich kann darauf noch viel länger, detaillierter eingehen, aber lassen wir das.

Diese Pathologisierung der Kindheit ist nicht nur gefährlich, sondern auch ungerecht gegenüber jenen, die tatsächlich an Autismus leiden.

Zwei Dinge:

1. Wie wäre es damit, Autismus erst gar nicht zu pathologisieren? Denn Krankheiten werden pathologisiert und Autismus ist keine Krankheit. Autismus ist nichts Negatives. Autismus ist keine Pandemie/Epidemie. Autismus ist kein Leiden. Autismus ist keine Tragödie.

2. Pathologisierst du uns Autisten nicht, indem du behauptest, wir würden an unserem Autismus leiden? Versteh' mich nicht falsch. Mein Autismus behindert mich definitiv ebenfalls. Aber nur, weil etwas eine Behinderung ist, ist es nicht direkt ein Leiden.

Antwort ist zu lang. Für den Rest werde ich einen Kommentar hier untendrunter posten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Zitruseulchen  22.09.2024, 00:38

Fortsetzung:

Wir verstehen beide, dass diese dämliche Pathologisierung von Autismus nur für eines sorgt: Dass die Autismus-Forschung weiterhin zu großen Teilen nach einer Heilung für etwas suchen wird, was nicht geheilt werden muss und dass dies bedeutet, dass wir, als eine Gesellschaft, lieber versuchen, etwas auszulöschen, anstatt es zu akzeptieren und uns voll und ganz darauf zu konzentrieren, wie wir den jetzigen Autisten und denen, die nachkommen werden, entgegenkommen können, ohne zu versuchen, ihre neurologische Divergenz zu minimieren, vertuschen, verstecken, wegzutherapieren?

95% meiner Antwort wurde durch mein Gefühl, meinen Verdacht, meine Sorge motiviert, dass da doch mehr hinter deiner Frage steckt als nur "die armen Kinder!", sondern auch Dinge wie die Pathologisierung von Autismus, das blinde Vertrauen in Ärzte, eine starke Angst vor "Labeln" (Diagnosen), ...

Nun denn. Ich glaube, mehr habe ich dazu gerade nicht zu sagen, bzw. fehlt mir die Energie dafür.

In den letzten Jahren hat sich ein gefährlicher Trend in den Köpfen vieler Eltern breitgemacht: Die Überzeugung, dass ihre Kinder Asperger-Autisten sind.

Kannst du bitte diese steile Behauptung belegen? Ich halte sie für Unfug. Was genau soll das übrigens mit Mathematik zu tun haben?

Absoluter Quatsch, die Eltern wollen keine Autisten. Sie freuen sich, wenn ihr Nachwuchs viele Freunde hat und beliebt sind.

Ich habe von deiner These noch nichts mitbekommen, aber das muss nichts heissen.

Um deine Frage zu beantworten: Manche Kinder sind halt etwas anders, und viele Eltern wollen dem Anders-Sein gern einen Namen geben, damit sie es besser einordnen können und besser damit umgehen können, damit es dem Kind gut geht (z. B. eine reizarme Umgebung, kein Zwang zur Höflichkeit).

Ob dieses Anderssein auch durch mangelnde Erziehung, wie du es beschreibst, verursacht wird, würde ich jetzt nicht vollkommen ausschliessen.

Auf jeden Fall ist Autismus diagnostizierbar, bzw. muss diagnostiziert werden, und somit kein Stempel, den die Eltern ihrem Kind einfach so aufdrücken können.

Nebenbei bemerkt, es wird inzwischen nicht mehr in die früheren Autismus-Formen eingeordnet, sondern die Betroffenen befinden sich einfach im Autismus-Spektrum, bzw. sie haben eine Autismus-Spektrum-Störung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich habe beim Sohn von Freunden auch so gedacht. Aber heute denke ich, dass ich mich getäuscht habe. Der Junge war so ein hochbegabter Autist. Er hat tatsächlich in Physik promoviert. Aber im richtigen Leben tut er sich sehr schwer. Seine Schwester hat die gleichen Eltern und ist vollkommen unauffällig.