Wo liegt der Unterschied zwischen Feigheit und natürlichem Schutzmechanismus?

5 Antworten

Ich glaube, dass es eine Art 'es liegt im Auge des Betrachters' Frage ist.

Hm, eher nein. Es ist viel mehr eine Frage der Motivation des Verhaltens, also warum man so handelt.

Feigheit ist übermäßige Angst, sich Herausforderungen oder Gefahren zu stellen, obwohl dies notwendig oder sinnvoll wäre.

Selbstschutz dagegen ist die bewusste Entscheidung, sich vor tatsächlichen Gefahren zu schützen, wenn dies sinnvoll ist.

Gibt es eine klare Grenze zwischen den beiden?

Na ja, Verhalten ist nicht schwarzweiß, insofern gibt es keine scharfe Grenze, aber wie gesagt, entscheidend ist, ob die Reaktion vernünftig und sinnvoll ist oder nicht.

  • Wäre es besser zu handeln, dann ist es Feigheit, wenn man es unterlässt.
  • Wäre es vernünftiger, nicht zu handeln, dann ist es Selbstschutz, wenn man sich bewusst und überlegt dafür entscheidet, es zu unterlassen.

Beides ist eigentlich unabhängig voneinander. Ob man etwas aus Feigheit unterlässt oder aus Selbstschutz, ist eine Frage des Warum. Von außen nicht immer erkennbar.

Für mich ist das schon ein Unterschied. Wenn zB jmd die Konsequenzen seines Handelns nicht tragen will ist das für mich ein Feigling. Wenn aber jmd sich nicht mit dem Kopf voran einen Abhang runter stürzen will ist das für mich Schutzmechanismus

Ein Schutzmechanismus ist eine unbewusste Reaktion des Ichs, um das Individuum vor überwältigenden Gefühlen, Ängsten oder inneren Konflikten zu schützen. Diese Mechanismen sind Teil der Abwehrmechanismen, die Sigmund Freud und später Anna Freud beschrieben haben, um das psychische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. 

Ein Schutzmechanismus tritt auf, wenn das Ich mit einer Bedrohung oder einem inneren Konflikt konfrontiert wird, der zu schmerzhaft oder überwältigend ist, um bewusst damit umzugehen. Er dient dazu, das Individuum vor psychischer oder emotionaler Überlastung zu bewahren und das Selbst zu stabilisieren. Schafft es dies nicht und es sind keine anderen Bewältigungsstrategien verfügbar folgt die Traumareaktion.

Dissoziation, also Abspaltung des wahren selbst, das falsche narzisstische selbst übernimmt und würde am liebsten das wahre selbst herausschneiden. Sieht dann ungefähr so aus:

https://youtu.be/uKfSIaVRunI?si=V8wJBV09iIPcsTt2

Das wahre Selbst von Homelander aus der Serie The Boys kommuniziert mit seinem grandiosen, falschen Selbst. In dieser inneren Dynamik hat das wahre Selbst den vulnerablen Anteil integriert, während der grandios-narzisstische und egozentrische Anteil abgespalten ist. Durch eine narzisstische Verletzung des wahren Selbst wird das grandios-narzisstische, falsche Selbst getriggert. Dieses falsche Selbst lehnt den verletzlichen, weinerlichen Teil ab und möchte ihn am liebsten eliminieren. Dies markiert den Beginn einer dissoziativen Störung, bei der das Ich zunehmend von der Realität entkoppelt wird – eine Bewegung in Richtung Borderline, an der Grenze von Neurose zur Psychose.

Also psychisch einen Schaden zu haben sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Feigheit hingegen bezieht sich auf eine bewusste Entscheidung oder Vermeidung, basierend auf Angst, Unentschlossenheit oder mangelndem Mut, eine Herausforderung oder Bedrohung anzugehen. Während Schutzmechanismen unbewusst und oft automatisch ablaufen, ist Feigheit eher eine bewusste Vermeidung von Verantwortung oder Risiko, auch wenn keine direkte Bedrohung oder Gefahr besteht.


Kajjo  25.09.2024, 11:37

Nein, Feigheit ist keine bewusste Entscheidung, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal.

easydating  25.09.2024, 11:53
@Kajjo

Nein Feigheit ist kein Persönlichkeitsanteil der Unterschied dazwischen der Feigheit und einem Schutzmechanismus liegt durch aus in der Bewusstheit aber nicht direkt: "ich bin jetzt Feige" sondern indirekt durch ein Zusammenspiel aus anderen Persönlichkeitsanteilen die bei bestimmten schwierigeren Situationen zu einer Überreaktion führen und einen Schutzmechanismus "Fight ore Flight" provoziert.

Psychoanalytisch betrachtet ist die Aussage: "Feigheit ist ein Persönlichkeitsmerkmal" nicht korrekt. Freiheit ist viel mehr ein Zusammenspiel aus Persönlichkeitsanteilen und eine Überreaktion die den Schutzmechanismus aktiviert.

Kajjo  25.09.2024, 12:03
@easydating

Das ist ich anders.

Psychologisch gesehen sind Feigheit und Mut unterschiedlichen Ausprägungen desselben Persönlichkeitsmerkmals. Manche Menschen tendieren zu mutigeren, andere zu feigeren Entscheidungen. Es geht um den Umgang mit Angst und Risiken/Gefahren.

Wenn eine Gefahr droht oder sich Herausforderung stellt, so können Personen ihre Angst überwinden (Mut zeigen) oder die Konfrontation vermeiden (feige reagieren). Ich würde da zunächst (!) auch keine moralische Wertung mit verbinden. Beide Reaktionen können situativ sinnvoll sein.

Man kann sicherlich Feigheit begrifflich als ein Extrem von zu niedrigem Mut ansehen, von zu wenig Mut in einer Situation, wo aktives Handeln sinnvoller wäre. Dann würde man Feigheit negativ werten, was durchaus sprachlich sinnvoll scheint.

Auch wenn die Entscheidung selbst uns scheinbar frei erscheint, so wird sie von unserer Persönlichkeit bestimmt. Ganz genau wie Mut auch. Da sehe ich keinen relevanten Unterschied.

Natürlich ist Mut...Feigheit eine graduelle Eigenschaft, auch wenn wir zwei Begriffe für die Richtungen verwenden.

easydating  25.09.2024, 12:18
@Kajjo
Psychologisch gesehen sind Feigheit und Mut unterschiedlichen Ausprägungen desselben Persönlichkeitsmerkmals. 

Genau aber Feigheit ist kein eigenständiger Persönlichkeitsmerkmal. Darauf zielt meine Aussage ab.

Es geht um den Umgang mit Angst und Risiken/Gefahren.

Richtig.

Wenn eine Gefahr droht oder sich Herausforderung stellt, so können Personen ihre Angst überwinden (Mut zeigen) oder die Konfrontation vermeiden (feige reagieren). Ich würde da zunächst (!) auch keine moralische Wertung mit verbinden. Beide Reaktionen können situativ sinnvoll sein.

Ja richtig. Die Evolutionspsychologie geht sogar davon aus, dass es Menschen gibt die mutiger sind und andere die eher Feige oder gar depressiv sind und sich in die höllen zurück zogen. Die Feigen zurückhaltenden haben dabei die Art gesichert, wenn es z.b. darum ging überlebensfeindliche Umgebungen zu erkunden.

Also im großen und ganzen ist das korrekt. Ich würde nur nicht so weit gehen und sagen, das Feigheit ein eigenständiger Persönlichkeitsanteil ist.

Kajjo  25.09.2024, 12:22
@easydating
Also im großen und ganzen ist das korrekt. Ich würde nur nicht so weit gehen und sagen, das Feigheit ein eigenständiger Persönlichkeitsanteil ist.

OK, dann sind wir uns einig. "Risikoverhalten" oder so wäre dann das Persönlichkeitsmerkmal und "mutig ... feige" ein gradueller Wert, wo man da steht.

So oder so ist Feigheit keine Entscheidung, ebenso wenig wie andere Persönlichkeitsmerkmal der bewussten Wahl unterliegen. Gleichwohl ist die Entscheidung in einer konkreten Situation natürlich bewusst, aber stark unbewusst beeinflusst von unserer Persönlichkeit.

Man entscheidet sich nicht, feige zu sein, sondern man entscheidet sich, die Konfrontation zu vermeiden.

Deine evolutionspsychologische These teile ich. So oder ähnlich wird das sein. Diversität an Eigenschaften sichert das Überleben der Art, indem viele verschiedene Optionen zur Verfügung stehen und gelebt werden.

easydating  25.09.2024, 13:05
@Kajjo
So oder so ist Feigheit keine Entscheidung

Das habe ich auch nicht gesagt. Ich habe gesagt: Feigheit bezieht sich auf eine bewusste Entscheidung.

Feigheit selbst ist also nicht direkt eine bewusste Entscheidung.

Feigheit ist die Eigenschaft der Verweigerung einer Tat, die notwendigerweise hätte getan werden müssen.

Selbstschutz bedeutet die Selbstverteidigung, Vermeidung oder Verhinderung einer Gefahrenlage.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es ist einfach. Wenn ein mutiger Mensch weg rennt, ist es nicht feige. Wenn ein Feigling weg rennt, ja.