Wieso hat die Polizei in München so oft geschossen und nicht getroffen?

5 Antworten

Weil das Schießen in einer Streßsituation auf einen Menschen, der sich auch noch ständig bewegt und eine Deckung ausnutzt, etwas völlig Anderes ist als bei Call of Duty mit der maus rumzuflitschen, und auch immer noch was Anderes ist, als im Schützenverein an einem Wettkampf teilzunehmen.

Ich bin seit über 40 Jahren Sportschütze und habe so ziemlich alles geschossen was tragbar ist. und ein Projektil, oder mehrere gleichzeitig, abfeuert. Ich würde mich als sicheren und wettkampferprobten Schützen bezeichnen.

Ich durfte einmal bei Ausbidungstätigkeiten in einem Schiesskino der Polizei eine Übung schießen, mit denen Polizeibeamte auf bestimmt Situationen vorbereitet werden. Im groben ging es um einen Einsatzfahrt zu einer Schule an der ein Amoklauf stattfindet. ich stand also in der Schiesshalle mit der MP5 in der Sicherheitshaltung. Auf der Leinwand lief ein Film ab, man sah sich in der Position des mitfahrenden beamten in einem Streifenwagen unter Wegerecht (Blaulich unt Martinshorn).
Die 1000 Watt-Anlage gab das in der Halle recht gut wieder. Beim Aussteigen aus dem fahrzeug liefen dort Schüler und Lehrkörper aus dem Schulgebäude, und man hörte Schreie und Schüsse. Da raste mein Puls bereits hoch. Zuerst war ja ungewiss, wo der Täter sich aufhält. Er konnte sich ja auch unter die Flüchtenden gemischt haben.
Die Szene wechselte, und man betrat den Flur der Schule mit vielen Türen. Immer wieder Kinderschreie und Schüsse. Dann tritt eine Gestalt aus einer Türe, mit einem Kind als Schutzschild vor sich, eine AK 47 in der Hand und im einhändigen Anschlag. Noch ehe ich sagen konnte: "Halt, Polizei, Waffe weg oder ich schieße" färbte sich die Leinwand rot, und ich war tot.
Die Übung wurde wiederholt, von Anfang an, der Täter kam wieder, aber aus einer anderen Tür, und ich war wieder tot.
Dann dämmerte mir, das es nicht darum ging den Täter zum Aufgeben zu bewegen, sondern zu handeln. Ich nahm also die MP5 in den Anschlag, und wieder ging es in den Flur. Als der Täter sich zeigte gab ich zwei einzelne Schüsse auf das einzige klare Ziel ab, das ich hatte, auf den Kopf des Täters. Damit hatte ich dann die Übung erfolgreich beendet. Danach war ich schweißgebadet und der Puls war auf 160.
Und un stelle dir das einmal in der Realität vor.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Waffensachkunde, Master Sicherheitstechnik

Weil unter Stress in einer dynamischen Situation Schießen viel schwieriger ist als normale Menschen sich das Vorstellen.

Es ist bei allen Schießereien und auch bei Soldaten so das der Teil der Schüsse der am Ende einen Gegner trifft ziemlich gering ist.

Das Problem ist nicht das die Beamten zu schlecht geschossen haben (auch wenn der Durchschnittliche Beamte nicht so gut schießt wie er sollte aber das liegt nicht am Beamten sondern daran dass der Dienstherr ihm zu wenig Training ermöglicht) sondern dass deine Erwartungshaltung unrealistisch ist. Die Frage sagt also eigentlich nur etwas über dich aus.

Ein sich bewegendes Ziel ist nicht so einfach zu treffen. Das kann man nicht mit einer Schießscheibe vergleichen. Außerdem waren vermutlich auch ein paar Warnschüsse dabei.

In einer Situation die den Schußwaffeneinsatz rechtfertigt wird normalerweise so lange geschossen, bis der Täter erkennbar sicher kampfunfähig ist.

Das ist aber manchmal nicht ganz einfach zu erkennen, daher wird oft mehr geschossen als nötig wäre.

Weil, in einer Stresssituation mit einer Waffe zu feuern und ein sich bewegendes Ziel zu treffen, nicht wie bei CoD ist.