Wie kann ich meine Aggressionen weiter unterdrücken?
Das ganze bezieht sich auf die Schule.
Ihr müsst wissen, dass ich nach dem Sommer in die 11. Klasse gekommen bin.
Der Unterricht ist schwieriger geworden. Deutlich schwieriger. Klar, doch ich lerne zu Hause wirklich lange und schaue mir Videos an, lasse es mir noch von meinen Geschwistern und Eltern erklären und verstehe vieles immer noch nicht.
Ich mache mir selbst einen großen Druck in der Schule.
Ich möchte immer gerne alles verstehen, immer anwesend sein und alle Hausaufgaben haben.
Jedoch habe ich jetzt in letzter Zeit ENORM viele Hausaufgaben auf bekommen mit einem monstermäßigen Umfang und teilweise bis zum darauffolgenden Tag.
Doch ich habe es immer „geschafft“. In der Schule hatte ich meine erledigten Hausaufgaben und die Lehrer waren happy. Nur ich war es nicht, denn mich hatten diese Hausaufgaben teilweise 6-7h Zeit und über 2L Tränen und Wutausbrüche gekostet.
So sieht eigentlich, spätestens, seit der 11. Klasse jeder normale Tag bei mir aus:
Ich gehe in die Schule, habe Unterricht, den ich nicht verstehe und fühle mich dabei mies. Tue immer so als ob ich alles verstehe, weil ich sonst die ganze Klasse aufhalten würde und will es zu Hause nachholen (das habe ich immer schon so gemacht).
Dann habe ich Pausen, in denen ich auf dem Schulhof in einer Ecke mit Kapuze auf dem Kopf rumstehe und immer tief ein und aus atmen muss um runterzukommen.
Habe keine Freunde, weil ich mich meiner Altersgruppe nicht dazugehörig fühle (das ist wieder ein neues Thema).
Anschließend habe ich wieder Unterricht (den ich dann vielleicht besser verstehe oder eben auch nicht). Dann wieder Pausen usw. In den letzten Stunden stehe ich kurz vorm explodieren und hoffe, dass es endlich gongt und ich nicht ausflippe.
Dabei hoffe ich den gesamten Schultag, dass mich meine Mutter von der Schule abholt und wir nach Hause fahren.
Wenn es dann endlich so ist, strahle ich bis über beide Ohren, dass sie da ist und bin während der Fahrt wie in Trance.
Bin dann um ca. 16 Uhr zu Hause und gehe dann erstmal in mein Zimmer, schmeiße mich auf‘s Bett, stecke die Kopfhörer rein und höre einen Song. Dann gehe ich etwas essen, dann wieder zurück ins Zimmer und heule dort ordentlich. Dann höre ich ewig meine Lieblingsband und lasse mich von ihnen beruhigen; und nach 3-4h bin ich endlich fähig meine Hausaufgaben zu machen.
Also um ca. 20-21 Uhr. Diese Hausaufgaben (je nach Menge) mache ich dann teilweise 6-7h lang und haue mich dann um ca. 3/4 Uhr nachts ins Bett um irgendwie noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.
Hört sich nicht gesund an? Ist es auch nicht!
Zurück zur Frage?
Man sollte an der Stelle vielleicht mal erwähnen, dass ich den gesamten Tag über sehr gestresst und völlig überfordert in der Schule hocke, mit den Stiften klappere, den Füßen wippe, auf den Lippen kaue, die Fäuste balle und auf dem Stuhl hin und her hüpfe.
Ich fühle mich, als wäre ich hyperaktiv oder so.
Ich habe eine lange Zündschnur, eine SEHR lange. Doch, wenn man das Fass zum überlaufen bringt, dann bin ich nicht aufzuhalten. Ich bin jeden Tag so kurz davor, auszuflippen und an die Decke zu gehen, jedem mal ordentlich meine Meinung zu sagen und jedem Lehrer eine kräftige Klatsche zu geben.
Denn sie erwarten ja dauernd, Höchstleistung von einem. Sie erwarten, dass wir IMMER ALLE Hausaufgaben haben und geben Nachsitzen, wenn dem nicht so ist.
Falls ihr euch jetzt fragt, ob die anderen die Hausaufgaben haben kann ich ganz klipp und klar sagen NEIN! Denn kein Jugendlicher in meinem Alter macht sich auch nur die Mühe die Hausaufgaben auch nur aufzuschreiben. Sie kassieren lieber Nachsitzen, statt etwas zu machen. Doch ich kann das nicht. Zum einen, weil ich nicht noch länger an so einem schrecklichen Ort wie diesem bleiben kann, ohne durchzudrehen und zum anderem, weil ich eine Schwester habe. Wenn ich nachsitzen muss, tut sie es indirekt auch. Denn dann kann sie nicht schon mit meiner Mutter nach Hause fahren. Das wäre Benzin- und Zeitverschwendung
Ich bin JEDES MAL die einzige, die wirklich ALLES hat. Aber auch nur, weil ich bis 3 Uhr nachts daran sitze.
Daher halten die Lehrer von mir auch sehr viel, doch verstehen nicht, dass ich das nicht alles so aus dem f-f kann.
Ich stehe so kurz davor durchzudrehen.
Ich will es aber nicht, aber ich muss irgendwann mal Dampf ablassen. Zugleich weiß ich nämlich, dass das die zwei Male, in denen ich mich nicht beherrschen konnte, es ordentlich nach hinten los ging und alles noch schlimmer gemacht hat.
Hilfe! Wie halte ich meine Aggressionen im Zaum?!
Oder besser, wie soll ich die letzen 3 Jahre Schule überleben ohne zu sterben?
Ich war am Donnerstag kurz davor die Autotür während der Fahrt zu öffnen und zu springen! ZU SPRINGEN! Ich hab‘s nur gelassen, um meiner Familie nicht weh zu tun. Nur leider denken sie, dass ich überdramatisiere und ich mich schon wieder beruhige. Wenn sie den Ernst der Lage nicht langsam erkennen, springe ich wirklich eines Tages!
.~.
2 Antworten
Vielleicht wäre es gut präventiv mit dem Schulpsychologen zu reden. Gar nicht im Sinne von "Du hast ein psychisches Problem" gemeint, sondern viel mehr im Sinne von "Du möchtest vermeiden, eines zu kriegen und rechtzeitig entgegensteuern". Schulpsychologen sind genau dafür ja da, nicht nur für Depressionspatienten, sondern eben auch als Berater z.B. zu effizienterem und gesünderem Lernen um genau das was Du da schilderst zu vermeiden (lange gebraucht haben und unter großer Frustration grade so das Ziel erreicht haben).
Ein, zwei Sitzungen vertraulichen Gespräches über Lernmotivationen und -methoden kann wirkliche Wunder wirken und sind den Versuch wert.
Ich danke dir für deine ausführliche Antwort!
Ich werde es in Zukunft versuchen Fragen zu stellen. Wird ordentlich Überwindung kosten, aber ich Versuche es!
Ich schätze ein großes Problem war auch, dass ich diese Empfehlung, Dinge nicht mehr zu hinterfragen und es später aufzuarbeiten auf ALLE Fächer bezogen habe.
Meine Mutter hat mir damals gesagt, dass ich in MATHE doch aufhören soll ständig alles verstehen zu wollen und einfach mal machen soll.
Sie hat mir gesagt, wenn ein neues Thema eingeführt wird, welches ich nicht direkt verstehe, soll ich einfach machen was der Lehrer sagt und zu Hause nochmals das ganze Thema aufarbeiten.
Warum Mathe? Weil ich Dyskalkulie habe und generell Schwierigkeiten mit Mathe habe. Daher hilft mir in Mathe meine Mutter bis heute und da komme ich super mit klar. In Mathe werde ich das auch auf keinen Fall anders machen, weil Mathe nie besser lief als jetzt. Es ist schließlich nur ein Fach.
Leider habe ich beschlossen es auf die restlichen Fächer auszuweiten, bis ich bemerkt habe, dass es so nicht weitergehen kann.
Ich kann nicht in die Schule gehen und zu Hause dann nochmal Schule machen. Das geht nicht.
Und wie bereits gesagt gibt es an unsere Schule keinen Schulpsychologen.
Nachsitzen bekommt man mal nach drei Strichen, mal auch einfach direkt. Die Schule hat kein festes System.
Im Prinzip eine nette Idee und ich hätte das vermutlich schon lange getan, nur gibt es sowas nicht an meiner Schule. Nur meine alte hatte so einen „Luxus“
Oh das lese ich jetzt erst. Meine längere Antwort hat eine halbe Stunde zu formulieren gebraucht und ich hatte Deine Antwort leider noch nicht gelesen.
Man kann mit Gottes Hilfe lernen, dass sie einen gar nicht hochkommen, dann erspart man sich das Unterdrücken.
Jetzt die ausführlichere Antwort bzw. Ergänzung[en]:
Die Frage an sich zeugt in ihrer Überschrift schon von einer (nicht als Vorwurf gemeint! aber von einer) unratsamen Mentalität. Es ist NICHT Deine Pflicht Deine Aggressionen nur immer weiter und länger zu unterdrücken. Das ist keine Lösung, schadet Dir nur (und zwar zunehmend mehr) und ist NICHT Deine Aufgabe. Du hast ein Recht darauf dass es Dir gut geht. Wirklich gut, nicht nur scheinbar äußerlich, um keinem zur Last zu fallen.
Thema Nachsitzen - ist es denn bei euch wirklich so dass man für jede vergessene Hausaufgabe (oder halt nicht gemachte) sofort zum Nachsitzen kommt? An den meisten Schulen gibt es da das 3-Strich-System und viele um nicht zu sagen fast alle Lehrer akzeptieren doch den glaubwürdigen Lösungsversuch auch als gleichwertig zur gemachten Hausaufgabe, weil der Wille ja erwiesenerweise da war. Bei uns in der Oberstufe war es den Lehrern (selbst die die es Anfang der Elften noch anders angekündigt hatten) relativ schnell egal wer wirklich Hausaufgaben machte, weils ja unser Bier war. Ist natürlich keine Lösung meinerseits, ich weiß.
Besonders erschüttern tut mich ein Satz von Dir:
Da liegt glaube ich auch ein Teil der Problemursachen: Aus falsch verstandener Rücksichtnahme Deinerseits sprichst Du Dir selbst das Recht ab, ebenfalls etwas vom Unterricht zu haben. Es ist halt in einem Raum von 30 Schülern so dass manchmal jemand etwas noch mal erklärt braucht, da müssend die anderen halt auch Rücksicht auf DICH nehmen und Dir das Recht lassen, dass es mal langsamer geht. Das hat nichts damit zu tun, andere "aufzuhalten". Zumal Du ja dann jeweils in Zukunft auch nicht so gut weiter vorankommst. Jetzt ist es bisher schon 10 Jahre so gelaufen aber beginne jetzt, besser spät als nie, Dein Recht wahrzunehmen einzufordern dass Du vom Unterricht was hast: Stelle Fragen und berücksichtige NICHT dass es dann halt für andere mal länger dauert oder irgendwer ungeduldiges dann genervt ist. Wer damit nicht klarkommt und immer reibungslos weitermachen will und bitte keinen um sich haben will der Fragen hat, die man selbst schon begriffen hat, soll halt Privatunterricht nehmen, deren Problem. Nicht Deins. Dir wird es keiner auf der Welt danken, wenn Du aus gut gemeinter aber falsch verstandener Rücksicht Deine Zukunftschancen einschränkst - und Dich ja jetzt schon regelrecht krank machst weil Du so lange fürs Selberlernen brauchst - nur damit möglichst keiner gestört wird. Fang noch heute an, es Dir wert zu sein, dass Du genauso Fragen stellst und dass Du um weitere oder andere Erklärungen bittest, wo Du etwas (noch) nicht begreifst. Du bist das wert!!
(Und Lehrer wollen btw bedeutend lieber dass Schüler eigeninitiativ fragen und dadurch äußern dass es noch nicht verständlich rübergekommen ist, als dass Lehrer nicht wissen wer es jetzt begriffen und verinnerlicht hat und wer noch nicht und immer an den Hausaufgaben oder in Tests sehen wie es wirklich um das Verständnis steht aber dann nicht wissen woran es lag. Auch Deine Mitarbeitsnoten würden dadurch zurecht besser werden wenn Du durch Fragen IM UNTERRICHT zeigst wie wichtig es Dir ist - momentan weißt Du das ja nur aber das sieht man Dir lehrerlicherseits kaum an.)
Du tagst das Thema unter Suizid(gefährdet), seh ich grade. Dann wäre es erst recht sehr wichtig sehr bald etwas FÜR DICH zu unternehmen. Gut dass Du schon zwei wichtige Schritte zur Lösung überwunden hast - den Zusammenhang durchdringen und das Problem somit als solches erkennen - und Dir eingestehen dass es so nicht weitergehen kann.
Nur von der Denkweise "ich muss es allen recht machen, ich muss mich mit Fragen zurücknehmen, ich muss den anderen zuliebe meine Aggressionen ungelöst unterdrücken, andere sollen nicht von mir aufgehalten werden [Schwester, Mitschüler]" musst Du dringend wegkommen.
Ich bleibe bei meiner Empfehlung, die Schulpsychologin aufzusuchen. Nicht um Dich in irgendeine Schublade zu kategorisieren, sondern weil das genau deren Gebiet ist und Dir das um Längen besser erklären kann und gezielt auf Dich eingehen und Dir sinnvolle Tipps kann. Es wäre wirklich schade, wenn jemand mit Deiner Lernmotivation und Deiner Leistungsbereitschaft(!) das Abitur nicht schaffen würde.
Alles Gute damit und viel Erfolg (auch gesundheitlich!) in der Oberstufe!