Wie kann ich lernen mit meinen Emotionen umzugehen?
Hallo, ich habe ein riesiges Problem, welches ich schon seit meiner Kindheit hatte
Ich hab Borderline (bin w21) und kann nämlich mit meinen Emotionen nicht umgehen. Ich war immer das Kind, welches Gefühle nie gezeigt hat, egal in welcher Situation. Es war für mich irgendwie immer ein Zeichen von Schwäche und habe es deshalb nie zeigen mögen.
Jetzt ist es so, dass ich entweder 1. Empathie spüren kann, ABER sie nach außen nicht zeigen kann (auch wenn ich das in den Fällen gern möchte) und deshalb immer kalt, abgestumpft und reaktionslos rüberkomme :/ oder 2. ich kann einfach rein gar keine Empathie spüren und bin total abgestumpft bei manchen Sachen (weil ich mich selbst schützen möchte vor meinen zu starken Emotionen, die ich manchmal habe) oder 3. ich spüre ZU VIEL Empathie und bin sehr impulsiv (welches für viele als euphorisch empfunden werden kann) und ich generell dann zu viele Emotionen spüre
Ich merke immer wieder im Nachhinein erst, wie das nicht nur auf mich eine Auswirkung hat, sondern leider auch, dass ich mit meiner Art andere Menschen immer wieder unbewusst verletze...ich kann mich nicht gut ausdrücken, sodass ich sehr rücksichtlos in meiner Wortwahl rüberkomme, obwohl ich das gar nicht so meine und ich Freunde oft damit verletze
Ich hab erst letztens wegen diesem Problem unter anderem mit einer Freundin den Kontakt abgebrochen und es nimmt mich richtig mit, sodass es mir sogar physisch schon wehtut
Wie kann ich versuchen meine Emotionen zu kontrollieren bzw. nicht so kalt zu sein?
Ich danke für hilfreiche und respektvolle Antworten :)
5 Antworten
Meine Erfahrung ist, dass fast alle, besonders psychische Erkrankungen zwei Grundursachen der nervlichen Überreizung haben: Entweder die Betroffenen gehen nicht oft genug zur Entspannung in Wälder oder sie werden von Nachbarn nicht in Ruhe gelassen oder nachts im Schlaf gestört. Von selbst entstehen die meisten psychischen Erkrankungen nicht.
Zum Selber machen:
Für Gespräche ist es oft sinnvoll, weniger Aussagen zu tätigen, sondern Fragen zu stellen. Fragen sind oft weniger verletzlich. Ehrliche, gut begründete Neugier. Das muss und kann man trainieren.
Natur, Natur bewertet dich nicht, kann aber Ruhe und Sicherheit vermitteln. Außerdem trainiert diese das "Fragen", weil die Antworten nicht einfach so "rumliegen".
Und, versuche heraus zu finden, was dir sonst noch gut tut. Vermeide Kontakte zu unbekannten Personen, wenn es dir gerade nicht gut geht.
Hey, es gibt spezielle therapie, welche sich um sozialverhalten und emotionsregulation dreht.
extra für borderline wurde die DBT ( dialektisch behaviorale therapie) entwickelt.
Kann ich selbst nicht irgendwie dafür sorgen, statt auf einer Therapie zu warten? Ich weiß, eine Therapie kann man nicht mit autodidaktischen Mitteln gleichsetzen, aber besser das als gar nichts in meinem Fall
Naja, klar, schon. Lies. Auch über DBT gibt es Bücher. Über Borderline gibt es Bücher. Viele davon auch sehr praxisorientiert. Vielleicht ist für den Einstieg etwas populärwisschenschaftliches leichter, aber achte auf die Quellen. Gerade über Borderline wird auch viel Quatsch geschrieben, insbesondere wenn man den Bereich der Literatur verlässt und durchs Internet scrolled.
Es gibt auch Apps, die versuchen, das Konzept umzusetzen. Ich kann da persönlich leider nichts von empfehlen, weil ich mich so konkret in dem Bereich leider nicht auskenne.
Das ist aber wie gesagt eine Zweitlösung.
Wenn deinem Problem eine Borderlinestruktur zugrunde liegt, kann dir nur eine sehr lange, intensive Therapie helfen, deine Emotionen einigermaßen zu kontrollieren. Einigermaßen.
Man kann schon sehr krasse Fortschritte erreichen. Denke man sollte das auch nicht kleinreden. Aber ja, am Ende des Tages geht eine Persönlichkeitsstörung halt nicht einfach so weg, nur weil man mal stationär war. Einfach ist es keineswegs.
Das wird therapeutische Hilfe brauchen. Hast du einen Therapeuten?
^ Dies. Suche nach der nächstbesten stationären Möglichkeit, eine Therapie zu machen. Auch wenn es dir jetzt gerade mehr oder weniger gut gehen sollte. Langfristig stabil wirst du, wenn du dich mit deinen Emotionen detailliert und konsequent auseinandersetzt und dazu brauchst du Hilfe. DBT ist da super.