Was ist richtig?

3 Antworten

Liebe Anne 5253,

der Fall ist zwiespältig: Einerseits muss zugegeben werden, dass der Nominativ, »positives Denken«, die weitaus weiter verbreitete Form ist bei Sätzen dieser Art. Du wirst sie, vor allem beim Sprechen, viel, viel häufiger antreffen als die zweite. Du wirst sie sogar so häufig antreffen, dass es Dir als normal und eben auch als richtig und natürlich vorkommen wird. Und was ist nicht unwahrscheinlich, dass Du sei auch selbst benutzt.

Andererseits: Einen Nominativ ‒ also ein Subjekt ‒ besitzt der Satz ja schon, nämlich ganz am Anfang: das »Ich«. Wer oder was braucht etwas? »Ich«. Und ein zweiter Nominativ hat in keinem Satz Platz. Alle weiteren Satzglieder müssen in einem anderen Kasus stehen, damit es sprachlich richtig sein kann. Wir müssen also weiter fragen: Wen oder was brauche ich? Antwort: »eine Portion«. Ein Akkusativobjekt; sehr schön! Und eine Portion wovon brauche ich? Und die Antwort muss korrekterweise im Genitiv stehen: eine Portion… »positiven Denkens«. ‒

Allgemein ausgedrückt und auf den Punkt gebracht, verhält es sich also folgendermaßen: Die in der Praxis ganz klar weit häufiger verwendete falsche Verwendung des Nominativs (»positives Denken«), der so oft verwendet wird, dass er gar nicht mehr als falsch wahrgenommen wird, steht gegen die sprachlich richtige Form des Genitivs (»positiven Denkens«), die so selten geworden ist, dass sie in vielen Fällen sogar als »gestelzt« oder möglicherweise sogar als »arrogant« wahrgenommen werden kann von den anderen. Den korrekten Genitiv aktiv zu benutzen, mag anfänglich auch in den eigenen Ohren etwas gewöhnungsbedürftig klingen, mag vielleicht durchaus auch etwas Mut erfordern im sozialen Umfeld, ist aber immer das Bessere, weil es eben richtig ist. ‒ Jetzt etwas klarer? 

Viele liebe Grüße :-)
Achim


spanferkel14  21.09.2024, 10:31

Wie kommst du denn auf den Nominativ?

Ich brauche eine Portion positives Denken. (= Akkusativ)

Beides ist korrekt.

Mit dem Genitiv klingt es natürlich gewählter, aber auch etwas gestelzt - für mich eher Schriftsprache. Ich würde beim Sprechen eher den Akkusativ benutzen, also: „Ich brauche eine Portion positives Denken.“

Vergleich doch bitte mal:

  • Ich brauche jetzt eine Portion starken Kaffees. / Ich möchte eine Portion hausgemachten Eises.
  • Ich brauche jetzt eine Portion starken Kaffee. /Ich möchte eine Portion hausgemachtes Eis.

Was würdest du sagen?

In korrektem Deutsch heißt es:

Eine Portion positiven Denkens.

Nach Wörtern wie Portion erfolgt der Genetivus Partitivus!

Der Genetivus Partitivus bezeichnet eine Gesamtheit, von der ein bestimmter Teil genannt wird. Er steht häufig bei Maß- und Mengenangaben und bei bestimmten Pronomina (z. B. niemand). Während der normale Genetiv auf die Frage "Wessen?" antwortet, antwortet der Genetivus Partitivus auf die Frage: "Ein Teil von Was?"

In der Umgangssprache verwenden die Deutschen jedoch den Ausdruck:

Eine Portion positives Denken.

Grammatikalisch korrekt ist dies jedoch nicht!

Auch in der Literatursprache heißt es zum überwiegenden Teil bei Anwendung der korrekten deutschen Hochsprache: Eine Portion positiven Denkens!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Als Germanistin bin ich kompetenter Ansprechpartner