Was haltet ihr von der Aussage "es ist egoistisch Suizid zu begehen"?

8 Antworten

Hallo Leon1326937,

wenn man derart leidgeplagten Menschen sowie Suizid-Opfern noch solche Vorwürfe macht, dann gibt's dafür nur zwei mögliche Gründe:

Entweder versucht man sich damit aus der Verantwortung gegenüber hilfebedürftigen Menschen zu stehlen, weil man nicht weiß, wie man auf ein Hilfeersuchen seitens eines suizidgefährdeten Menschen reagieren soll und davor Angst hat; nach dem Motto "Wenn ich dem krumm komme, fragt er mich hoffentlich nicht mehr." Oder aber man interessiert sich generell nur solange für seine Mitmenschen, wie sie nichts von einem wollen.

Gerade letzteres würde auch erklären, warum man als suizidaler Mensch permanent gefälligst nur auf andere Leute Rücksicht zu nehmen hat - siehe etwa...

Es gibt Menschen denen man was bedeutet beispielsweise der Familie, und mit diesem plötzlichen Tod würde man sie verstören [...]

... oder...

Das macht was mit Leuten, die einen finden (z.B. Rettungssanitäter, Lokführer usw.).

..., während sich umgekehrt für das eigene Wohlergehen niemand (im direkten Umfeld) interessiert. Dies ist nicht nur meine, sondern auch die Erfahrung vieler anderer unter Suizidalität Leidender, mit denen ich mich ausgetauscht habe. Wenn dann noch solche Sprüche wie...

Man ist nicht der einzige Mensch der leidet, einer leidet immer mehr als du [...]

... lese/höre, weiß ich nicht, ob ich lachen oder vor Wut aus der Haut soll. Woher wollen andere Leute bitteschön wissen, wie sehr ich leide; erst recht, wenn sie noch nie sonderlich gekümmert hat, wie ich mich fühle? Selbst wenn es Menschen gibt, die mehr leiden als ich, was heißt das jetzt für mich? Dass ich mich nie beschissen zu fühlen und mit einem permanent aufgesetzten Fake-Lächeln durch's Leben zu gehen habe? Wie taktlos muss man zudem sein, Leiden verschiedener Menschen gegeneinander aufzuwiegen?

Ein größeres Leid als jenes, das sogar Suizidalität auslöst, gibt es nicht! Zumal die meisten suizidalen Menschen eigentlich noch nicht mal wirklich sterben wollen, in ihrer Not und Verzweiflung aber einfach keinen anderen Ausweg mehr finden. Das ist gerade der Grund, warum sie Vertrauenspersonen in ihrer Nähe brauchen. Diese haben sie aber nicht bzw. das Vertrauen geht in die Brüche, wenn diese Personen nur mit rücksichtslosen Vorwürfen wie Egoismus, Feigheit etc. oder unbeholfenen Pseudo-Weisheiten wie "Selbstmord ist keine Lösung." und "Denke an Deine Mitmenschen." reagieren. Solches Verhalten ist nicht selten mit ein Auslöser dafür, wenn es wirklich zum Äußersten kommt.

Im Namen aller Suizidalität-Betroffenen und durch Suizid Verstorbenen gehen derlei genannte Vorwürfe von mir an die Absender zurück.

Suizidale Menschen brauchen von ihren Mitmenschen keine absurden Unterstellungen, sondern Zuwendung und Unterstützung, damit es gar nicht erst zu vollendeten Suiziden kommt. Von dieser Fürsorge profitieren letztlich eben auch Einsatz-/Rettungskräfte, Lokführer etc.

Liebe Grüße,

Matsi.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe selber SVV- & suizidale Schübe; 2 Suizidvers. überlebt

Es ist egoistisch, sich zu beschweren, wenn andere Menschen Entscheidungen über ihr eigenes Leben treffen.

Das heißt nicht, dass nicht Hilfe geboten werden sollte oder die eigenen Gefühle dazu nicht äußert werden dürfen. Letztendlich ist es aber die Entscheidung der Person.

Ich finde suizid ziemlich egoistisch. Man ist nicht der einzige Mensch der leidet, einer leidet immer mehr als du, aber darum geht es nicht. Es gibt Menschen denen man was bedeutet beispielsweise der Familie, und mit diesem plötzlichen Tod würde man sie verstören,Traumatisieren und sie könnten nie wieder wirklich 100 %glücklich sein. Habe sehr viele bekannte bei denen suizid passiert ist und bei einen ist es schon 30 Jahre her die Familie trauert immernoch jeden Tag, allgemein keiner von denen kann mehr ein echtes Lächeln aufsetzen. Für jedes Problem gibt es eine Lösung, Suizid ist jedoch keine Lösung. Man kann alles klären aber man muss neunmal auch die stärke dazu haben und sich trauen denn ohne Arbeit kommt auch nichts von alleine

Diese Aussage ist absoluter Schwachsinn. Ich sage gerne dass Menschen mit Suizidgedanken gefallene Engel sind die zurück nach Hause wollen. Natürlich ist es aber nichts gutes sich das Leben zu nehmen. Das ist eine Entscheidung die man nicht mehr ändern kann, aber die Probleme sind ja nicht immer da und gehen wieder weg, auch wenn es sich jetzt nicht so anfühlt

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Beide Aussagen ergeben Sinn und sind natürlich egoistisch, aber auch absolut verständlich!