Warum argumentieren Muslime mit "Religionsfreiheit", wo der Islam doch dagegen ist?

3 Antworten

Juden und Christen durften als "Leute der Schrift" ihre Religion behalten, waren jedoch nicht gleichgestellt. Später wurde die Dhimma auch auf andere Gruppen angewandt. Und die Todesstrafe für muslimische Apostaten kann man heute auch anders betrachten, auch wenn es die vier Rechtsschulen nicht tun:

Ausführlicher diskutiert wird insbesondere der Problemkreis des Abfalls vom Islam (ridda; vgl. oben I. Teil IV.7.b)gg). In den meisten islamischen Staaten ist er nicht strafbar, wenngleich noch weitestgehend sozial geächtet. Viele moderne Autoren verweisen darauf, dass die Verfolgung Glaubensabtrünniger auf die historische Sondersituation der frühen islamischen Gemeinde in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den heidnischen Mekkanern und nach dem Tode Muhammads zu beschränken sei. Damals waren viele zum Islam Bekehrte wieder abgefallen, so dass sich das junge Staatswesen existentiell gefährdet sah. Man deutet also den Vorwurf im weltlichen Sinne als Fahnenflucht oder Hochverrat. El-Awa stützt sich hierbei auch auf die hanafitische Lehre, wonach Apostatinnen nicht der Todesstrafe anheimfallen sollen, weil Frauen nicht in der Lage seien, gegen den islamischen Staat zu kämpfen.
Ein eng an die klassische Doktrin angelehnter, exemplarischer Ansatz ist der des vormaligen Rektors der Azhar-Universität Mahmud Saltut. Er führt aus, dass die Überlieferung, auf die sich die Todesstrafe (die Strafandrohung also) stützt, nicht von hinreichendem Gewicht für diese Sanktion sei (sunnat al-ahad, Überlieferung von nur wenigen Gewährsleuten, vgl. oben I. Teil II.3). Nicht der Unglaube sei Strafgrund, sondern nur die Bekämpfung der Gläubigen, der Angriff auf sie sowie der Versuch, sie vom Glauben abzubringen. Der Tatbestand wird damit - wie bei anderen Autoren - zum Staatsschutzdelikt. Außerhalb des islamisch beherrschten Territoriums kann er überhaupt nicht verwirklicht werden.
Die Koranstellen, auf die sich klassische Autoren zum Teil beziehen, werden heutzutage spezieller gedeutet und auf die historische Situation zur Zeit Muhammads beschränkt, so dass sich nach dieser Sicht keine diesseitige Strafe auf den Koran stützen lässt. S. A. Rahman fasst die klassischen einschlägigen Korankommentierungen zu Sure 5,54 ("Ihr Gläubigen! Wenn sich jemand von euch von seiner Religion abbringen lässt und ungläubig wird, hat das nichts zu sagen") mit den Worten zusammen: "Der wichtigste Schluss, der aus diesem Vers abgeleitet werden kann, ist derjenige, dass es für Apostasie keine im Diesseits vollstreckbare Strafe gibt, da solche menschlichen Irrungen Gottes Ziele nicht beeinträchtigen können". Zudem wird darauf hingewiesen, Muhammad habe zu Lebzeiten selbst in Fällen evidenter Apostasie keine Todesstrafe verhängt.

Quelle: Das islamische Recht von Prof. Dr. Mathias Rohe, S. 268-269

Auch der Abfall vom Islam verlangt nach überwiegender Auffassung aller vier Rechtsschulen die Todesstrafe, obwohl der Koran demjenigen, der dem Islam den Rücken kehrt, konkret nur eine Strafe im Jenseits androht. Für das Diesseits fordert ausschließlich die Überlieferung eindeutig die Todesstrafe. Liberalere Positionen, wie sie aktuell etwa von Abdullahi Ahmed an-Na'im, Professor für Internationales Recht an der Emory University in den USA, vertreten werden, der von dem 1985 hingerichteten sudanesischen Theologen Mahmud Muhammad Taha beeinflusst wurde, verneinen allerdings die heutige Berechtigung der Todesstrafe. Wenn aber ein Konvertit zum christlichen Glauben von der Familie oder Mitgliedern der Gesellschaft umgebracht wird, obwohl er von einem Gericht freigesprochen wurde, zeigt das, wie tief das Rechtsempfinden von Scharianormen geprägt ist.

Quelle: Die Scharia von Prof. Dr. Christine Schirrmacher, S. 52-53

Das ist der konservative Islam und hat mit dem heutigen Stand der Dinge nichts mehr zu tun. Natürlich gibt es auf der Welt immer noch viele radikale Islamisten, aber mit dem Islam haben die nicht wirklich viel zu tun, auch wenn sie es selbst glauben. Der Koran verbietet es, andere Menschen zu töten.


ThePolemoss  25.09.2024, 18:19

In welchem vers verbietet der koran das?

justgetit 
Beitragsersteller
 25.09.2024, 17:01

"Der Koran verbietet es, andere Menschen zu töten"

Das ist ein Widerspruch

Kiko168  25.09.2024, 17:08
@justgetit

Ist es nicht. Es ist wichtig, dass man die Texte aus dem Kontext ihrer Zeit versteht. In der Bibel steht z.B. auch "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Das kann man ebenfalls als Aufruf zur Gewalt sehen. Zeitgemäß ist es aber nicht mehr.

Außerdem ergibt es keinen Sinn, dass Muslime sich dafür aussprechen, z.B. Christen zu töten, nur weil sie keine Muslime sind. Muslime und Christen glauben an den gleichen Gott. Die Personen, die in der Bibel vorkommen, kommen genauso auch im Koran vor, bloß heißen sie da anders. Leider wissen Viele gar nicht, wie gering die Unterschiede dieser beiden Religionen eigentlich sind.

justgetit 
Beitragsersteller
 25.09.2024, 17:13
@Kiko168

die Unterschiede sind ziemlich groß, das weißt du glaub garnicht.

In der Bibel hat Gott einen Sohn, namens Jesus. Im Islam nicht. In der Bibel nennt Jesus Gott "Vater". Im Islam nicht, weils nicht sein Vater ist laut Islam. In der Bibel ist Jesus Gott, im Islam nicht. In der Bibel wird Jesus die Menschen richten, im Islam nicht. Mohammed hat alle 10 Gebote gebrochen und nicht in der Liebe gelebt. Das allerwichtigste Gebot in der Bibel ist die Liebe zu seinen Mitmenschen und zu Gott. Jesus war sündenlos und ist am Kreuz gestorben und am 3. Tag auferstanden. Im Islam nicht

also bei deinem Kommentar kann ich nur den Kopf schütteln...

DieFrage343  25.09.2024, 17:14
@justgetit

Ein Wiederspruch ist es, dass du eine verfälschte Hadith anführst(Shamela), welche von einem Terrorbefürworter umgewandelt wurde.

justgetit 
Beitragsersteller
 25.09.2024, 17:14
@DieFrage343

ok, die anderen sind aber authentisch und da wird genauso schlimmes gesagt

Kiko168  25.09.2024, 17:19
@justgetit

Und diese Unterschiede findest du wirklich so groß? Also ich nicht. Die Bibel ist nichts anderes als der Koran 2.0. Der Koran ist immer noch unverändert und deshalb das "Original". Die Bibel ist nur eine veränderte Version davon. Ob nun Jesus oder Mohammed wichtiger waren, weiß ich nicht und es ist mir auch egal. Was letztendlich zählt, ist der Glaube an (den gleichen) Gott.

DieFrage343  25.09.2024, 17:21
@justgetit

Super schlimm gegen jemanden im Krieg zu kämpfen, die dich am liebsten Tod sehen wollten und dich aus deiner Stadt verbannt haben.

justgetit 
Beitragsersteller
 25.09.2024, 17:27
@Kiko168

es gibt 0 Beweise für eine Verfälschung der Bibel, das ist eine bloße Behauptung. Außerdem steht im Koran dass man das Evangelium befolgen soll. Und wer es befolgt, der glaubt dass Jesus für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist und nach 3 Tagen auferstanden ist. Und wer an Jesus glaubt, und des Vaters Willen tut, der wird nicht gerichtet werden. Wer aber nicht an Jesus glaubt, der ist schon gerichtet.

Sure 5 68

"O Leute der Schrift, ihr fußt auf nichts, ehe ihr nicht die Thora und das Evangelium und das in die Tat umsetzt, was von eurem Herrn zu euch herabgesandt wurde."

Sure 5 47:

"Und die Leute des Evangeliums sollen sich nach dem richten, was Allah darin offenbart hat; und die sich nicht nach dem richten, was Allah herabgesandt hat - das sind die (wahren) Frevler."

justgetit 
Beitragsersteller
 25.09.2024, 17:34
@Kiko168

und es ist wohl ein großer Unterschied, denn laut Bibel: wer den Sohn hat, der hat auch den Vater. Und wer den Sohn nicht hat, der hat auch den Vater nicht.

Muslime haben den Sohn nicht, oder?

Ganz gravierender Unterschied

Spalte die Frage in zwei Teile, statt sie in einen Topf zu werfen:

Warum argumentieren Muslime mit "Religionsfreiheit"

Weil in freiheitlich demokratischen Staaten die Religionsfreiheit gesetzlich zugesichert wird.

wo der Islam doch dagegen ist?

Staaten, die beanspruchen einer islamische Grundordnung zu folgen, sind nicht freiheitlich demokratisch organisiert. Folglich gibt es dort oft keine Religionsfreiheit.

Beide Teil-Ansichten zusammenzuwerfen, führt zu logischen Schwierigkeiten, darum lässt man das einfach sein.

PS. Vergleichbares trifft auf auch Nationen zu, die das Christentum staatlich vorschreiben (auch wenn das in der Gegenwart kein akutes Problem ist). Sowie ein Staat von religiös extremistischen Ideen geleitet wird, ist es vorbei mit der (Religions-)Freiheit.

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