Wann ist es in Ordnung ein Victorinox Messer zu ziehen und wann nicht?


28.08.2024, 09:16

Die Frage ist rein aus rechtlichen Interesse gestellt und der Autor lehnt Gewalt strikt ab

12 Antworten

Ich würde sagen als Selbstverteidigung gegen mehrere Angreifer die einen nach dem Leben trachten

… dann hat man im Zweifel selber als Erster ein Messer gezogen und die Sache damit eskaliert.

Die ganzen "Ich stech Dich ab"-Idioten vor den Diskotheken und Co. sorgen doch erst dafür, dass immer weitere Messer auf die Verbotsliste kommen.

Und dazu zählen genauso auch diejenigen, die glauben sich da "präventiv bewaffnen zu müssen" und meinen "einen Anderen weil er mich angreift abstechen zu müssen". Die drehen die Gewaltspirale damit ebenfalls immer weiter nach oben. Wer mit so einer Geisteshaltung losgeht um ein Messer zu kaufen, der sucht nicht nach Lösungen sondern DER IST DAS PROBLEM.

  

Du kannst auch einfach sehen, das Du das Weite suchst und Dich gar nicht erst in solche Situationen begibst und potentielle Probleme schon von Weitem umgehst.

Wenn Du aus Angst weil Du Dich bedroht fühlst (zuerst) ein Messer ziehst, dann bist Du die Bedrohung für die andere Person und im Zweifel der Aggressor. Denn Du hast zuerst nach einem potentiell tödlichen Gegenstand gegriffen. Und das sogar in einem Moment, wo es noch gar nicht nötig war.

Zieht Einer ein Messer, zieht der Andere (oder die Anderen) auch eines, oder sogar noch schlimmer. Dann stechen halt alle Anderen gleichzeitig auf Dich ein, da hat Dir Dein Messer ja toll geholfen… 

Du drehst damit das Du (zuerst) etwas "ziehst" nur die Gewaltspirale nach oben und machst für Alle (auch für Dich) die Folgen schlimmer.

Und es gibt keinen Gewinner bei einem Messerkampf, nur Verlierer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selber Waffenbesitzer und zum Thema geschult und geprüft.
Wann ist es in Ordnung ein Victorinox Messer zu ziehen und wann nicht?

Wie wäre es, wenn man schlichtweg Situationen vermeidet, in denen man eventuell zur Selbstverteidigung gezwungen werden könnte? Ich meine, wenn man erst einmal in solche Situationen gerät, hat man für gewöhnlich vorher Entscheidungen getroffen, die einem zur entsprechenden Zeit an den Ort brachten, in welcher die Situation geschehen konnte.

Die Frage ist rein aus rechtlichen Interesse gestellt und der Autor lehnt Gewalt strikt ab

Das ist lobenswert, stellt aber die Frage in den Raum, warum dann die Frage präzise genug gestellt wurde, um einen Herstellernamen zu erwähnen.

Ich würde sagen als Selbstverteidigung gegen mehrere Angreifer die einen nach dem Leben trachten

Eine noch bessere Selbstverteidigung ist, entsprechend gefährliche Situationen ganz zu vermeiden. Zudem kann durch solch eine Vermeidung einem niemanden unterstellen, man hätte die Situation durch das Ziehen einer Waffe überhaupt erst provoziert oder eskalieren lassen.

Ob "in Ordnung" oder nicht, also ob Notwehr dann vorgelegen hat klärt immer ein Gericht!

Tierabwehrspray in der passenden Grösse ist die bessere Alternative, auch weil auf Distanz anwendbar!

Da du lediglich aus rein rechtlichen Interessen fragst:

Das Recht muss im Grundsatz dem Unrecht niemals weichen, und wirklich jedes geeignete Mittel (selbst verbotene Waffen!) ist in einer Notwehraktion zulässig, um die Gefahr für Leib und Leben von sich und anderen abzuwenden. Dazu zählt selbstverständlich und rein hypothetisch auch ein Taschenmesser (meintest du ein solches - oder vielleicht ein feststehendes Modell dieser Marke?), selbst wenn damit kaum ein nennenswerter Erfolg erzielt werden könnte. (Denn ein Taschenmesser musst du zunächst einmal erst mit beiden Händen aufklappen. Dann arretieren die meisten Victorinox-Modelle nicht und bergen damit ein hohes Verletzungsrisiko für den Nutzer - auch leider bei völlig alltäglichen Arbeiten, weshalb ich selbst bei meinem eigenen Taschenmesser einen unbedingten Wert auf eine stabile Arretierung gelegt habe).

Zu deinem Fall:

In einer solchen von dir geschilderten Situation hättest du ja eigentlich den ersten Fehler bereits gemacht. Denn wie kann es z.B. sein, dass man sich in einer Situation wiederfindest, die du oben schilderst? Warst du absolut unaufmerksam in Hinblick auf deine nähere Umgebung? Dauerdaddeln auf dem Smartphone, evtl. noch laute Musik auf den Ohren? Sehr wahrscheinlich.

Was wäre jetzt eine vernünftige Strategie? Weglaufen? Eher nicht, es sei denn, du läufst die "100" unter 11 Sekunden - denn wer wegläuft, wird schnell eingeholt und dann verdroschen. Um über Handy die Polizei zu alarmieren, ist in einer solchen Lage ebenfalls keine Zeit mehr.

Zunächst: Werde laut - und ziehe die Aufmerksamkeit der Menge oder der Passanten auf dich. Unter Beobachtung werden die meisten Täter eher vorsichtiger und lassen mit etwas Glück von ihrem Vorhaben ab. Ist niemand in der Nähe? Dann sei jetzt absolut aufmerksam, denn einer der Truppe ist immer der Rädelsführer. Kannst du ihn von seinem Vorhaben abbringen, ziehen die anderen meistens mit. Und lass dein Taschenmesser lieber in der Hosentasche, denn eine solche Geste der Provokation führt am Ende zur Eskalation, einer der Typen zieht evtl. eine scharfe Waffe und schießt einfach. Nutze jede Möglichkeit der Deeskalation, die dir einfällt.

Tipp am Rande:

Wenn du tatsächlich einmal in einem nicht wirklich sicheren Umfeld unterwegs sein solltest (z.B. Frankfurt Hauptbahnhof mitten in der Nacht), dann vergiss bitte das Messer als Waffe. Es ist nur in den Händen eines geübten Messerkampf-Spezialisten wirklich effektiv. Dagegen ist ein Stoff-Einkaufsbeutel mit einer kleinen Dose Rotkohl eine wirklich fürchterliche Waffe, für die es nicht viel Übung braucht.

Und die allerwichtigste Waffe ist und bleibt - deine Aufmerksamkeit!

Good Luck weiterhin!


Leestiger  28.08.2024, 11:33
Denn ein Taschenmesser musst du zunächst einmal erst mit beiden Händen aufklappen.

Nur zu dem Punkt aus deinem Buch:

Gibt genug die auch einhändig zu öffnen sind und geführt werden dürfen...

https://youtu.be/2dU9qenMlUg?si=90VxLy6zYHSHVfcl

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Petekramer  28.08.2024, 11:49
@Leestiger

Schon richtig, aber er spricht oben von einem Victorinox, und dieser Hersteller vertreibt zu 98 Prozent Zweihandmesser mit Nagelhau und vielleicht drei feststehende Modelle (die mir aber durchaus recht gut gefallen).

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Leestiger  28.08.2024, 12:13
@Petekramer

OK, dann falsch aufgefasst weil du pauschal "ein Taschenmesser" geschrieben hast.

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Rechtlich gesehen darfst du tun was erforderlich ist um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff auf ein Notwehrfähiges Rechtsgut ab zu wehren. Siehe Paragraph 32 StGB.

Allerdings sei ganz klar gesagt: Messer sind einfach unfassbar schlecht geeignet zur Verteidigung dass man nur abraten kann. Lass es einfach. Die Liste warum Messer schlecht geeignet sind ist unfassbar lang.

- ziehst du ein Messer eskalierst du die Situation sofort und ohne Rückweg auf "du/ihr oder ich, es geht jetzt um leben und Tod"

- normale Menschen denken immer wenn ich ein Messer ziehe und damit drohe lässt der andere von seinem Vorhaben ab. Das ist oft nicht der Fall. Täter neigen ggf. Eher zu einer Fight als flight Response die unter "es geht jetzt ums Überleben" dann eben auch heftigst ausfällt.

- Messer haben wenig stoppende Wirkung. Selbst tödliche Treffer brachen oft bis sie wirken. Ggf. Haut der andere dir noch aufs Maul und stirbt dann im Nachhinein. Viele Treffer haben unter Adrenalin praktisch keine Wirkung. Und der Grad zwischen: keine Wirkung und tödlich ist sehr schmal. Centimeter unterscheiden da zwischen alles und nichts. Das ist alles das genaue Gegenteil von dem was du zur Verteidigung willst. Du willst etwas das einen möglichst sofort stoppende Wirkung bei möglichst geringen Langzeitfolgen hat. Etwas das in der akkut Situation sofort hilft aber in einer juristischen Bachbetrachtung im Nachhinein alles auf dem Level einer kleinen Prügellei belässt. (Wenn der andere am Ende ein paar Schürfwunden und ein blaues Auge oder auch einen gebrochenen Arm hatte der nach 3 Wochen Gips ausgeheilt ist gehst du als normaler Mensch ohne Vorstrafe mit Job und normaler sozial Prognose selbst wenn du als agressor dargestellt wirst dafür nicht in den Bau! Bleibt der andere liegen hast du ggf. Monate eines Verfahrens vor dir in dem du psychisch damit umgehen können musst dass du ggf. In den Bau wanderst wenn es doof läuft. Ganz davon abgesehen das dein Leben vollständig ruiniert ist wenn das tatsächlich eintritt.)

- bringst du ein Messer ins Spiel erhöht sich die Gefahr dass du als agressor dargestellt wirst massiv. Stichwort Knallzeugen (wie beim Unfall.) ein solcher kriegt evtl mit da ist Tumult mit und dreht sich um und sieht als Bild wie du ein Messer ziehst oder dort mit gezogenem Messer dort stehst oder es einsetzt. Sein Hirn wird dieses Bild interpretieren und die Chance dass er dich erstmal als agressor einordnet ist hoch. Es kann sehr schwer sein aus diesem Zeugen jetzt heraus zu arbeiten dass er den wirklichen Anfang gar nicht mit bekommen hat. Er wird ggf. Vor Gericht mit echter Überzeugung aussagen dass er gesehen hat wie du als agressor jemanden abgestochen hast.

- die psychische Hürde ein Messer dann auch tatsächlich ein zu setzen ist sehr viel höher als die meisten denken. Die Chance dass du das Messer ziehst und die Situation auf leben und Tod eskalierst aber es dann doch gar nicht wirklich einsetzen willst ist gar nicht so niedrig.

- die Psychologischen folgen wenn du es einsetzt und der andere bleibt liegen sind auch nicht ohne. Du magst dir einreden dass du damit umgehen kannst weil der andere hätte es ja verdient wenn es dazu kommt. Aber so funktioniert das nicht. Mal ein konkretes Beispiel von jemandem der sein Leben sehr verändern musste obwohl er rechtlich das Messer nutzen durfte. https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/118184389