Vater aggressiv und manipulativ?

HarmonyZ  06.09.2024, 21:44

Gibt es andere Verwandte, mit denen du darüber reden kannst? Die vielleicht ab und zu kommen und nach deiner Mom schauen können?

Laura45780 
Beitragsersteller
 06.09.2024, 22:15

Hab ich schon versucht, seine Schwester z.B. kennt sich damit aus, hat aber auch Schwierigkeiten Tipps zu geben, da sie ihn zwar versteht aber eben auch ein Problem mit Alkohol hat

2 Antworten

Hm, da geht Dir ganz schön viel durch den Kopf ... Wie wäre es, wenn Du Dir erst einmal darüber klar wirst, für wen Du etwas tun willst? Für Deinen Vater? Deine Mutter? Oder vielleicht erst einmal für Dich? Darf ich einen Vorschlag machen?

Erst mal ein Wort zu Deinem Vater: wenn er so viel trinkt, wie Du schreibst, ist er Alkoholiker und süchtig. So leid es mit tut, Du wirst das nicht ändern, das kann nur er sélbst, und das wahrscheinlich auch nur mit professioneller Hilfe. Belastet es Dich, dass Du ihm nicht helfen kannst? Das wäre nicht ungewöhnlich, aber Du kannst es nicht, und Du bist auch nicht verantwortlich für seine Sucht. Sein Verhalten IST aggressiv und manipulativ, und auch das wirst Du vermutlich nicht ändern können. Aber, und das ist die gute Nachricht, Du kannst lernen, damit umzugehen und Dich aus Deiner Ratlosigkeit zu befreien. Und das würde ich Dir empfehlen, als erstes zu anzugehen. Denn dann findest Du zu Deiner Stärke und Kraft. Wenn Du glaubst, das könnte ein Weg für Dich sein, sag Bescheid, vielleicht kann ich Dir ein Stück weit helfen :-).


Laura45780 
Beitragsersteller
 06.09.2024, 22:13

Danke für die ausführliche Antwort! Ja, da geht mir durchaus einiges durch den Kopf… ich denke echt oft drüber nach. Am liebsten würde ich für alle etwas tun, weiß jedoch, dass ich das nicht in der Hand habe. Es für mich selbst anzugehen klingt gut. Ich hatte auch schon über eine Therapie o.ä. nachgedacht, gerne würde ich aber deine Vorschläge diesbezüglich hören :)

KHP00  07.09.2024, 10:50
@Laura45780

Das ist doch ein Anfang :-). Wenn Du oft darüber nachdenkst, dann gibt es in Dir eine starke Kraft, die Deine Gedanken immer wieder in diese Themen bringt. Was für ein Gefühl ist damit verbinden? Angst? Wut? Empörung? Oder etwas anderes?

Und wenn Du für alle etwas tun willst, was ist ganz tief in Dir Dein Motiv? Möchtest Du gemocht werden? Möchtest Du als der gute Mensch, der Du bist, erkannt werden?

Du schreibst wenig darüber, wie sehr er Dich kränkt und verletzt, die Beschreibung ist eher distanziert. Du machst Dir ja schon fast mehr Sorgen um Deine Mutter als um Dich :-) ... Ist da nicht vielleicht viel mehr Wut oder Enttäuschung oder Angst in Dir, die Du aber zurückhältst und nicht zulässt oder zumindest nicht zeigst? Was Du erlebst, ist dramatisch und schlimm, da dürftest Du ruhig deutlichere Worte finden - und es hat einen Grund, dass Du das nicht tust. Du hast gelernt, dass es besser ist, es nicht zu tun. Dazu musst Du viel verdrängen oder unterdrücken, und das ist sicher ein Grund, warum Du heute keinen Ausweg siehst, egal wie viel Du nachdenkst. Das, meine Liebe, gilt es zu ändern!

Ich will Dich nicht bedrängen mit meinen Fragen. Ich glaube, dass wir alle sehr beeinflusst werden Durch Erfahrungen und Erlebnisse, die sich in unser Unterbewusstsein eingegraben haben und die uns heute von dort aus steuern. Manchmal ist das richtig, was von da kommt, manchmal ist es aber auch einen kritischen Blick wert :-). Es hilft, zu erkennen, woher das Gefühl kommt, das Dich gerade steuert. Wenn Du das erkennst, hast Du die Möglichkeit, den Kreislauf des ständigen Nachdenkens zu durchbrechen, zu Lösungen zu kommen und frei zu werden.

Therapie ist dann eine gute Idee, wenn Du den richtigen Therapeuten findest, eigentlich wärst Du meiner Meinung nach aber bei einem Coach besser aufgehoben.

Klingt das erst einmal plausibel für Dich?

Deine Mutter ist ein erwachsener mündiger Mensch und kann jederzeit dasselbe tun wie du: ausziehen. Sie hat es selbst in der Hand.

Dein Vater überlebt ne Trennung schon. Umbringen wird ihn eher der Alkohol. Aber das kannst weder du noch sie verhindern. Das liegt alleine bei ihm.

Oh ich gehe übrigens davon aus, dass er durchaus immer noch jeden Tag trinkt. Nur eben heimlich. Wäre er ernsthaft bemüht, trocken zu werden, würde er mit der Suchtberatung sprechen. Ist r nicht, er will nur dich beruhigen, damit du ihn in Ruhe lässt. Heimlich trinken ist dann üblicherweise das Mittel der Wahl.


Laura45780 
Beitragsersteller
 06.09.2024, 22:17

Ich weiß, dass er es selbst wollen muss, überlege allerdings oft, ob ich ihm irgendwie zur Selbsthilfe helfen kann. Das mit dem heimlichen Konsum denke ich aber nicht, da er ein sehr ehrlicher Mensch ist, selbst was das betrifft. Man merkt außerdem eine Stimmungsänderung wenn er nichts trinkt, eigentlich aber sehr gerne was trinken würde.

palusa  07.09.2024, 05:43
@Laura45780
Ich weiß, dass er es selbst wollen muss, überlege allerdings oft, ob ich ihm irgendwie zur Selbsthilfe helfen kann.

Gar nicht, weil er das wirklich tatsächlich selbst wollen muss und diesen Willen muss er selbst finden. Nach allem, was ich über Tiefpunkte weiß, findet das auf einer emotionalen Ebene statt, und die erreichst du mit Gesprächen nicht. Alkohol ist für einen Trinker das wichtigste auf der Welt. Mit Abstand. Den Tiefpunkt erreichen scheint zu bedeuten, eine Angst zu finden, die größer ist als die Angst, für immer ohne Alkohol zu sein.

Das mit dem heimlichen Konsum denke ich aber nicht, da er ein sehr ehrlicher Mensch ist, selbst was das betrifft.

Das denken 90% der Angehörigen heimlicher Trinker.

Man merkt außerdem eine Stimmungsänderung wenn er nichts trinkt, eigentlich aber sehr gerne was trinken würde.

Was übrigens ein Mittel ist, die Angehörigen dazu zu bringen, das Trinken zu akzeptieren. "jammer wegen den zwei Bier nicht rum, dann bin ich auch nicht so drauf". Heißt nicht unbedingt, dass er nüchtern ist. Nur dass er unter seinem bevorzugten Pegel ist.