Ungerechte Behandlung in der Klapse?
Ich bin aktuell in der Klapse. In der Therapie wurde mehrfach über Grenzen gesprochen. Es sei wichtig, dass man eigene Grenzen setzt und die von anderen auch respektiert. Ein Patient stellt mir jeden Tag immer die selbe Frage. Ich habe die am Anfang ganz normal beantwortet. Er fragt mich aber trotzdem richtig oft. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm das nicht mehr beantworten will und dass er mich in ruhe lassen soll. Er macht weiter. Er rennt mir auch oft hinterher, so dass ich ihn nicht ignorieren kann.
Ich habe da dann mit den Mitarbeitern drüber gesprochen und bekam nur als Antwort: dann antworte ihm doch einfach kurz!
Einfach nein. Ich will, dass meine Grenzen genauso berücksichtigt werden wie die von allen anderen auch. Es ist richtig unfair und nervig, dass es ignoriert wird.
Ich habe auch gar keine Lust mehr heute Abend wieder zurück zu kehren. Ich bin immer derjenige, der ungerecht behandelt wird. Ich muss immer Rücksicht nehmen, meine Grenzen ignorieren uvm.
Wieso ist das so ungerecht und vor allem was kann ich machen?
3 Antworten
Der Patient hat scheinbar einen Zwang, immer wieder die Fragen zu stellen - er kann es nicht lassen, selbst wenn er es wollte oder du ihn bittest.
Das ist ein spannender Fall für dich. Gut ist, dass du Grenzen für dich erkennst und auch kommunizierst (das ist ja vor allem für alle gesunden Menschen wichtig, dass sie in Zukunft deine Grenzen auch kommuniziert bekommen). Dieser hier kann aber nicht einhalten, weil er erkrankt ist. Also solltest du lernen und üben, wie du dich abgrenzen kannst von Menschen, die deine Grenzen nicht wahren. In diesem Fall am besten, indem du den Menschen ignorierst, ihm aus dem Weg gehst.
Wir können mit unseren Grenzen aber andere Menschen nur begrenzt steuern. Dann zieh dich in dein Zimmer zurück oder ignoriere einfach deine Fragen, zb mit Kopfhörern.
Ich kann ihn nicht ignorieren. Wir dürfen nur selten ins Zimmer gehen. Eigentlich müssen wir uns fast den ganzen Tag in Gemeinschaftsräumen aufhalten. Kopfhörer und so dürfen wir auch nur sehr begrenzt nutzen.
Dann setz dich in die Nähe eines Betreuers und bitte ihn darauf zu achten, dass der andere Patient sich nicht nervt.
Ich verstehe, dass es dich nervt. Ich verstehe, dass du eine Grenze wahren willst.
Aber zum einen muss man lernen die Grenzen von sich selbst zu bewahren, die Grenzen Anderer wahren, aber auch zu erkennen, wann man tolerant sein muss. Toleranz hat nichts damit zu tun die eigenen Grenzen nicht zu wahren, sondern anzuerkennen, dass das Gegenüber gerade nicht anders kann. Hier trampelt niemand über deine Grenze, weil er egoistisch oder ignorant ist. Hier ist ein Patient einer Psychiatrie, der mit großer Wahrscheinlichkeit nicht anders kann als so zu handeln. Trotzdem darfst du ihm immer wieder sagen, dass du diese Frage nicht mehr hören willst, das es dich nervt, .... Nur so hat auch der andere Patient eine Chance zu lernen.
Hier handelt jemand, weil er bewusst nerven will. Ich muss nicht ständig auf alle anderen Rücksicht nehmen. Ich bin doch genauso wenig grundlos da wie er.
Hast du dem Mitarbeiter gesagt, dass es dich belastet, dass deine Grenzen ignoriert werden?
Es kann sein, dass sie möchten, dass du lernst es selbst zu klären. Grenzen durchsetzen ist meistens ein wichtiges Thema in Therapien.
Was mir immer hilft, ist, sich fest vor die Person zu stellen, direkter Blickkontakt und dann laut und deutlich sagen: "Ich möchte nicht mehr darauf angesprochen werden. Bitte respektiere meine Grenzen." Und dann nicht diskutieren, sondern gehen. Meistens reicht das schon.
Wenn das nicht reicht, jedes Mal, wenn die Person nochmal fragt, dasselbe tun: Blickkontakt und deutlich "Stopp" sagen. Stehen bleiben, nicht weggehen, nicht ausweichen, Blickkontakt weiter halten. Wenn die Person das nicht akzeptiert, nochmal deutlich "Nein" / "Stopp" sagen. Nicht rechtfertigen, nur die Grenze ziehen. Das muss man ggf bis zu 10x wiederholen, aber dann hat es auch der aufdringlichste, empathieloseste Mensch verstanden.
Ich weiß nicht was du zu antworten versuchst, bereits dreimal wurde dein Kommentar gelöscht, bevor ich ihn lesen konnte.
Daher rate ich mal, dass es dir darum geht, dass du mit dem Mitarbeiter doch gesprochen hast. Ich erkläre mal genauer was ich meine.
In deiner Frage steht:
Ich habe da dann mit den Mitarbeitern drüber gesprochen
Da steht NICHT was GENAU du gesagt hast. Möglich wäre beispielsweise:
- "Der Kerl rennt mir ständig hinterher und nervt."
- "Ständig stellt er mir dieselbe Frage und ich hab keinen Bock darauf."
Und so was wäre eben was komplett anderes als: "Meine Grenzen werden überschritten, obwohl ich diese deutlich formuliere, und ich weiß nicht mehr weiter."
Deshalb meine Nachfrage.
Hast du dem Mitarbeiter gesagt, dass es dich belastet, dass deine Grenzen ignoriert werden?
Das kannst du der Frage entnehmen.
Er hat keine zwangsstörung. Ich kann ihn nicht ignorieren. Er läuft mir hinterher.