Schwul und katholisch, wie mache ich das?

9 Antworten

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Das ist ganz schwierig. Laut katholischer Lehre ist es nicht erlaubt. Intime Kontakte dürfen demnach nur in einer kirchlich geschlossen Ehe stattfinden. Alles andere, aber auch wirklich alles andere, ist nicht erlaubt. Insoweit ist es eindeutig. Heißt auch, dass fast alle dagegen verstoßen.

Der Grund dieser Vorschrift ist, daß es unendlich positive Auswirkungen hätte, wenn alle so leben würden. Es ist eigentlich eine positive Vision einer Gesellschaft, in der die Liebe herrscht. Man sieht an den heutigen Zuständen überdeutlich, wohin es führt, wenn alle nur ihren Trieben folgen. Johannes Paul II hat das in seiner Theologie des Leibes wunderbar erklärt. Es geht nicht um Verbote, sondern darum, die Gesellschaft positiv zu beeinflussen. Dafür ist die sakramentale Ehe, die auf Liebe und Respekt beruht, die nicht gelöst werden kann, also verläßlich ist, und offen ist für die Weitergabe des Lebens, eine entscheidende Rolle. Auch die Elternschaft ist wichtig, weil sie Menschen sehr positiv verändern kann.

Was das jetzt für einzelne heißt, die so nicht leben können aufgrund einer Veranlagung, ist eine sehr schwierige Frage. Es gibt da keine leichte Antwort. Wichtig scheint mir zu sein, auch in der Situation die kirchliche Lehre in vollem Umfang anzunehmen, sie nicht abzulehnen. Sie anzunehmen als den Willen Gottes. Das ist extrem wichtig nach meiner Überzeugung. Dann kann es Fälle geben, in denen jemand aber trotzdem nicht danach leben kann. Das ist zwar schwierig. Aber es kommt darauf an, nicht in Opposition zur Kirche zu stehen. Sondern zu sagen, aufgrund meiner Schwäche kann ich die Vorgaben nicht erfüllen. Ich könnte mir vorstellen, daß man so trotzdem vor Gott gut dastehen kann. Ist aber nur meine private Meinung.

Ich möchte dir empfehlen, dass du dich mit der Theologie des Leibes des heiligen Papstes Johannes Paul II beschäftigst. Um die Kirche zu verstehen. Es ist eine wunderschöne und positive Vision. Wenn du dann trotzdem nicht danach leben kannst, kannst du auf Gnade hoffen. Das Verbot, um das es hier geht, hatte auch in früheren Zeiten Gründe, die heute entfallen sind. Man kann das Thema durchaus neu bewerten. Aber solange die Kirche dies nicht tut, bleibt das Problem.

Der entscheidende Punkt ist für mich, sich nicht in bewusste Opposition zur Kirche zu setzen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.
 - (Christentum, Gott, Bibel)

SwabianMen999 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 14:12

Ich empfinde die Vision der Kirche und der wahren Liebe in einer Ehe auch sehr positiv! Aber ich habe auch schon alles versucht, gegen meine Homosexualität "anzukämpfen" und habe eben festgestellt, dass ich nun eben homosexuell bin. Also ich liebe einfach Männer und kann mit dem weiblichen Geschlecht tatsächlich nur sehr wenig anfangen. Es entstehen keine Gefühle oder sexuellen Anreize. Vondemher denke ich mir immer: ich wäre auch gerne wie viele andere, also heterosexuell, aber ich bin es nun mal nicht und mir würde es schlecht gehen, wenn ich quasi gegen mich selbst lebe.

Es tut mir oft unheimlich weh, weil ich gerne katholisch bin und sich das Bild von der Ehe super finde, ich jedoch tatsächlich nicht dem entsprechen kann. Das ist so tief verwurzelt, ich bin homosexuell.

Gottes Segen ✝️ 🙏

Athanasius71  24.09.2024, 14:49
@SwabianMen999

Das ist eine gute Grundeinstellung. Ich denke auch, dass sich diese Neigung nicht verändern kann, das lässt sich nicht umdrehen. Ja, ich kann gut nachvollziehen, dass das weh tut. Wie gesagt, alles sehr schwierig.

Ich wünsche dir auch Gottes Segen ✝️🙏🏻

SwabianMen999 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 14:51
@Athanasius71

Aber wie siehst du das: komme ich deswegen nicht in den Himmel? Ich sündige damit ja laut Kirche dauerhaft?

Athanasius71  24.09.2024, 15:36
@SwabianMen999

Laut der Lehre der Kirche ist es tatsächlich eine Sünde. Welche Folgen das hat, weiß ich nicht, das weiß nur Gott. Ich kann da nur raten und Hoffnungen zum Ausdruck bringen. Gott schaut immer auf das Gesamtbild und die innere Herzenseinstellung. Ich bin mir da sehr unsicher, ich weiß es nicht. Deswegen habe ich ja oben geschrieben, dass es wichtig ist, die Lehre der Kirche im Prinzip anzunehmen und anzuerkennen. Denn nach meiner Meinung wird dadurch die Sünde weniger schwerwiegend. Wenn aber jemand in bewusster Opposition zur Kirche steht, wird es dadurch schlimmer. Deshalb meine Ausführungen oben.

Ich kann dir nur raten, dass du zumindest bei diesen reinen Sexkontakten nicht mitmachst, sondern dir einen festen Partner suchst. Besser wäre natürlich Enthaltsamkeit, das ist das sicherste. Aber ich weiß, dass das sehr schwierig ist.

SwabianMen999 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 15:39
@Athanasius71

Das ist quasi unmöglich, außer man würde sich komplett zwingen und enthaltsam leben. Das würde mich psychisch stark belasten. Ich habe ein Jahr lang so gelebt und festgestellt, dass es mir absolut nicht gut tut

Athanasius71  24.09.2024, 20:37
@SwabianMen999

Ich möchte noch eines anmerken: persönlich glaube ich nicht, daß du deswegen nicht in den Himmel kannst. Ich hoffe sehr, daß es trotzdem klappt. Aber sicher kann ich es natürlich nicht wissen.

Hessen001  24.09.2024, 15:30

Wobei die kirchliche Lehre nicht 1:1 der Wille Gottes ist. Da sollte man doch nochmal differenzieren. Was der wahre Wille Gottes ist, können wir am Ende nicht eindeutig wissen.

Athanasius71  24.09.2024, 16:54
@Hessen001

Wenn der katholische Glaube wahr ist, dann ist es der Wille Gottes. Das selber entscheiden zu wollen ist gefährlich. Im Grundsatz sind die Dinge schon klar. Aber es stimmt, vieles wissen wir nicht.

Niemand in der Kirche sollte Dich aufgrund Deiner Sexualität diskriminieren oder ausschließen. Auch der Papst betont ja immer wieder, dass jeder Mensch in der Kirche willkommen ist.

Allerdings ist tatsächlich - nach geltender katholischer Lehre - ausgelebte Homosexualität eine Sünde. Nun bedeutet das aber nicht, dass Dich deshalb jemand davon jagen sollte oder ähnliches.

Am Ende des Tages kommt es auf Dein Gewissen an. Viele Männer mastubieren zum Beispiel, obwohl das laut Lehre auch eine Sünde ist und diese Männer können es mit ihrem Gewissen vereinbaren.

Ich kann jetzt keine ganze Vorlesung über das Gewissen halten, aber am Ende gibt es halt immer einen Dialog zwischen Deinem Gewissen und der objektiv geltenden Norm. Aber es kann Dich niemand zwingen, gegen Dein Gewissen zu handeln. Am besten sollte natürlich das Gewissen mit der objektiven Norm einhergehen, wie z.B. beim Tötungsverbot.

Aber gerade beim Thema Sexualität gibt es eben oft eine Kluft zwischen objektiver Norm und Gewissen.

Am Ende kann ich Dir also keine Handlungsanweisung geben, da es eine höchst persönliche, intime Sache ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Theologiestudium

Mayahuel  24.09.2024, 05:35
aufgrund Deiner Sexualität diskriminieren

Ah ja.

Die Kongregation für Glaubenslehre schrieb im Juli 1992 an die amerikanischen Bischöfe in Bezug auf geplante Gesetzesinitiativen zur Nicht-Diskriminierung, Homosexuelle hätten als Menschen dieselben Rechte wie alle anderen Menschen.
Jedoch seien dies keine absoluten Rechte, sondern sie können aufgrund eines Verhaltens, das als objektiv ungeordnet zu bezeichnen sei, zu Recht eingeschränkt werden.
Dies sei zuweilen nicht nur rechtmäßig, sondern verpflichtend, und zwar nicht nur im Falle schuldigen Verhaltens, sondern auch im Falle von Handlungen geistig und körperlich kranker Menschen.
So werde es ja auch akzeptiert, dass der Staat die Ausübung von Rechten beispielsweise im Falle von Krankheitsüberträgern oder geistig Kranker einschränken kann, um das Allgemeinwohl zu schützen.
Der amerikanische Moraltheologe Richard Peddicord, der 1996 eine Monographie zu Rechten für Homosexuelle veröffentlicht hatte, kam zu der Auffassung, das Schreiben sei „eine Ansammlung von Unterstellungen und mutmaßlichen Auswirkungen“, für die empirische Belege fehlten.
Es werfe beispielsweise die Frage auf, warum Homosexuelle nicht Lehrer, Sportlehrer oder Soldat werden sollten. Ohne hinreichenden Grund zur Diskriminierung einer Gruppe aufzufordern, verstoße es gegen die Grundsätze der Moraltheologie und der Sozialethik

https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_und_r%C3%B6misch-katholische_Kirche#Stellungnahmen_zu_Gesetzesinitiativen

So ist das mit der katholischen Kirche ...

Hessen001  24.09.2024, 15:26
@Mayahuel

1992 - das ist jetzt über 30 Jahre her. Da waren viele heutige Seelsorger gerade mal im Kindergarten oder in der Grundschule.

Mayahuel  24.09.2024, 16:03
@Hessen001
das ist jetzt über 30 Jahre her.

ein Katholik hat hier auf gutefrage LGBT als "des Satans" beschrieben.

Ein christlicher Usermod hat als Experte bestätigt.

Kein Christ hat da was dagegen geschrieben.

Mayahuel  24.09.2024, 16:22
@Hessen001

im Katechismus wird zu diesem Thema Röm 1,24—27 erwähnt:

Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1—29; Röm 1,24—27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" (CDF, Erkl. „Persona humana" 8).

https://www.vaticarsten.de/theologie/katechismus/KKK%20Dritter%20Teil.htm

Römer 1,29 beschreibt Ungläubige und Homosexuelle so:

29 Sie strotzen vor Unrecht, Schlechtigkeit, Habsucht, Bosheit, sie sind voller Neid, Mord, Zank, Arglist, Verschlagenheit; Ohrenbläser sind sie, 30 Verleumder, Gotthasser, Frevler, Angeber, Prahler, erfinderisch im Bösen, ungehorsam den Eltern, 31 gedankenlos, haltlos, lieblos, ohne Erbarmen.

https://www.bibleserver.com/ZB/R%C3%B6mer1%2C25

Die Katholische Kirche wie sie leibt und lebt.

Hessen001  25.09.2024, 00:26
@Mayahuel

Ich habe in meiner Antwort die offizielle Aussage der katholischen Kirche dargestellt und die Herausforderungen für die Pastoral dargelegt.

Mayahuel  25.09.2024, 04:09
@Hessen001
offizielle Aussage der katholischen Kirche dargestellt

und ich den offiziellen Katechismus der katholischen Kirche.

den ein Katholik durch seine Dämonisierung von LGBT korrekt wiedergibt.

von keinem Christen hier wiedersprochen und sogar zur hilfreichsten Antwort wurde.

Insomnia12345  25.09.2024, 14:14
@Mayahuel

Dann mach ich das mal: Ich, als Christ, katholisch und seit Jahren in der Pastoral tätig, widerspreche hiermit!

Wenn du ein gläubiger Mensch bist, dann solltest du eines vor allem wissen: Gerichtet wirst du von Gott. Nicht von einer kirchlichen Institution.

Und nun müsstest du dir die Frage stellen: Wenn Gott allmächtig ist, allliebend, allbarmherzig, würde er dann homosexuelle Menschen schaffen, die fähig sind zu lieben, um sie danach zu verdammen? Das ergibt keinen Sinn. Wenn es da einen Gott gibt und du an ihn glaubst, dann tu es mit fester Überzeugung UND mit deiner Homosexualität. Es wäre kein allliebender und allbarmherziger Gott, wenn er dich deswegen verurteilen würde. Die Kirche ist nicht Gott und wenn du im Glauben deinen Frieden findest, dann wende dich lieber von einer Kirche ab, die deine Homosexualität nicht akzeptiert - nicht aber von Gott.

Gruss von einer Atheistin, die jedem gläubigen Menschen von Herzen gönnt, wenn sie im Glauben findet, was sie sucht.

Es machen nicht nur die Katholiken, sondern auch andere Christen. Es steht in der mehrmals in der Bibel, dass es eine Sünde ist.

Du willst ein Christ sein, aber kennst die Bibel kaum.

Es reicht eben nicht ein mal konfirmiert zu sein. Das ist erst der Anfang! 🎇

Du sollst deinen Glauben bewusst leben, das bedeutet: die Bibel zu lesen, zu beten und die Messe zu besuchen. Ansonsten ist man nur ein Papierchrist und kommst auch daher in die Hölle.

Gott toleriert keine lauen Christen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Jahre eine Christin

Viktor1  24.09.2024, 12:31
Gott toleriert keine lauen Christen.

aber besonders Keine, welche über Andere richten. Gottes Gerechtigkeit ist weit größer als deine Engstirnigkeitt ihm dies aufdrücken will.

Waldi2007  24.09.2024, 11:59
Es reicht eben nicht ein mal konfirmiert zu sein

Der Fragesteller ist Katholik. Katholiken bekommen als Kind ihre Erstkommunion und werden als Teeanger gefirmt. Die Konfirmation ist in der evengelischen Kirche üblich.

Shoron  24.09.2024, 12:07
@Waldi2007

Ja, da weiss ich, danke. Der FS hat mich bestimmt verstanden.

Lwookie3000  24.09.2024, 11:57

Gott liebt jeden.

Der Glaube ist das was zählt und nicht die Kirche.

Glaubst du und betest, ist er für dich da.

Mayahuel  24.09.2024, 11:54
sondern auch andere Christen.

Aber nicht alle Christen.

ZB alle 20 evangelischen Landeskirchen und die Altkatholiken sehen das anders.

Die Bibel sagt zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen eigentlich überhaupt nichts. Was einige jedoch deuten ist ja allgemein bekannt, aber meist aus dem Kontext gerissen.

Offiziell ist die katholische Kirche offen für deinen Lebensweg, praktisch wird es in einigen Gemeinden anders gelebt. Ich persönlich bin mit meinem Leben offen, wenn es meiner Gemeinde nicht gefallen würde, bzw. Sie es ablehnen, dann würde ich mir die Frage stellen, ob ich noch Teil der Gemeinde sein möchte.

Ich sage es mal so: Wenn dich die katholische Gemeinde ablehnt, dann gibt es als Christ ja noch genügend Alternativen in anderen Gemeinden christlich zusammen zu leben, auch mit Vorstellungen, die in den katholischen Gemeinden anders gesehen werden.