Rettungsdienst rufen oder selber fahren?

6 Antworten

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Bewusstlosigkeit ist immer ein lebensbedrohlicher Zustand. Natürlich kann es sein, dass jemandem, der hohes Fieber hat, beim z.B. plötzlichen Aufstehen mal kurz das Blut in den Beinen versackt und er umkippt und ein paar Sekunden weg ist. Dies nennt sich eher orthostatische Fehlregulation und ist keine echte Bewusstlosigkeit. Sobald man liegt und das Blut leichter wieder in den Kopf kommt, wird man wieder wach.

Aber wenn die Bewusstlosigkeit länger als ein paar Sekunden dauert, dann sollte in der Tat ein Notruf abgesetzt werden. Der Rettungsdienst kann dann selber beurteilen, was er mit der Person anstellt - ganz oft kommen wir irgendwo hin und die Person ist bereits wieder wach. Dann liegt es an den Gesamtumständen, ob der Patient mit in die Klinik muss oder nicht.

Selber ins Krankenhaus fahren empfiehlt sich nur bei kleineren Dingen, z.B. mittelschwere Verletzungen mit mäßigen Schmerzen (ein Armbruch, z.B.) oder ähnlichem. Wann immer man um das Leben anderer oder das eigene fürchtet, gehört die 112 gewählt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anästhesist und Notfallmediziner

Jozen808135 
Beitragsersteller
 05.09.2024, 00:02

Danke für die Antwort. Was wären denn Gründe dafür dass der Patient mit in die Klinik muss?

DorktorNoth  05.09.2024, 02:33
@Jozen808135

In diesem Szenario? Wie gesagt, eine länger anhaltende Bewusstlosigkeit ist oft nicht einfach durch ein kurzes Absacken des Kreislaufs erklärbar. Da kann auch was anderes dahinterstecken, wie eine Herzrhythmusstörung oder eine Sepsis, was dann eben gefährlich werden kann, sollte es nicht gefunden und behandelt werden. Solche Ursachen sind im Rettungswagen wegen fehlender Diagnosemöglichkeiten halt nicht zu finden, daher müsste der Patient dann zur Ursachenforschung mit in die Klinik

Das Problem bei einer Bewusstlosigkeit ist, dass keine Muskelspannung mehr da ist. Dadurch fällt die Zunge zurück und verschließt so den Atemweg. Dadurch kann der Bewusstlose nicht mehr atmen. Innerhalb von wenigen Minuten kommt es dann zum Kreislaufstillstand, das Herz schlägt nicht mehr, der Mensch muss wiederbelebt werden.

Aus diesem Grund muss der Atemweg bei einer bewusstlosen Person unbedingt freigehalten werden. Üblicherweise macht man das mit der stabilen Seitenlage. Aufgrund dieser Position kann die Zunge den Atemweg nicht mehr verschließen.

Wenn man versuchen würde, eine bewusstlose Person selbst in Krankenhaus zu bringen, wäre sie bis zum Krankenhaus erstickt. Bei einem Bewusstlosen ist nicht die schnelle Versorgung im Krankenhaus entscheidend, sondern dass er atmen kann. Man schafft es bei so einem Eigentransport allerdings nicht, die Person zuverlässig in der stabilen Seitenlage zu transportieren. Daher darf man das auf keinen Fall machen.

Der Rettungsdienst kann eine Person auch zuverlässig in der stabilen Seitenlage transportieren. Dort gibt es die entsprechende Ausstattung. Zusätzlich hat der Rettungsdienst noch mehr Möglichkeiten, den Atemweg zuverlässig freizuhalten. Abgesehen davon, kann der Rettungsdienst je nach Ursache die Bewusstlosigkeit beheben.

Wenn man noch selber laufen kann, dann kann man auch selbstständig in die Notaufnahme.

Es heißt aber, dass es nicht als Notfall gezählt wird, wenn man selber in der Lage ist, in die Notaufahme zu gehen.

Da dies bei Bewusstlosigkeit aber nicht der Fall ist, sollte man den Notruf wählen.

Der RTW sollte gerufen werden.

Der Transport des Patienten in das Auto, die Zeit die benötigt wird in das Krankenhaus zu fahren und das noch unvorbereitete Personal stellen eine Gefahr da.

Der RTW wird vor ihrer Fahrt zu euch über die aktuelle Situation informiert und haben bereits das passende Equipment in ihrem Wagen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Med. Schule

Jozen808135 
Beitragsersteller
 03.09.2024, 23:20

Aber dauert der Transport mit den RTW nicht länger? Weil man muss ja die Anfahrt einbeziehen.

Wenn man bewusstlos ist, kann man schlecht fahren oder anrufen.
Wenn eine Person bewusstlos ist, ist die richtige Nummer die 112!


Jozen808135 
Beitragsersteller
 03.09.2024, 22:55

Ich meinte nicht dass die Person fährt sondern ein Angehöriger der gerade bei der Person ist.