Psychische Erkrankung ja oder nein?

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Nein, weder Autismus, noch ADHS sind psychische Erkrankungen oder überhaupt Erkrankungen.

Autismus und ADHS sind (laut ICD-11 und DSM-5) neurologische Entwicklungsstörungen.

Sie sind also 1. neurologischer/neuronaler und nicht psychischer Natur

und 2. keine Krankheiten.

Entwicklungsstörungen unterscheiden sich von Erkrankungen darin, dass Entwicklungsstörungen wie Autismus und ADHS, aber auch z.B. Tourette-Syndrom und geistige Behinderung, angeboren sind, bzw. sie nur einen sehr kleinen Zeitrahmen haben, in welchem sie sich entwickeln können. Nämlich in der - wie der Name bereits sagt - Entwicklungsphase. Eine Krankheit jedoch, kann zu jedem Zeitpunkt im Leben auftreten. Ein 80-Jähriger kann noch immer an einer Krankheit erkranken, doch er kann keine Entwicklungsstörung mehr entwickeln.

Des Weiteren haben Erkrankungen - ganz egal, welcher Natur - so gut wie immer nur negative Folgen für die Betroffenen. Niemand, der depressiv ist, liebt seine Depression, niemand, der eine Angststörung hat, mag seine Angststörung, niemand, der eine PTBS hat, ist gerne traumatisiert. All diese Krankheiten geben den Betroffenen nichts zurück, sie haben keinerlei positive Eigenschaften.

Bei Entwicklungsstörungen bzw. Neurodiversität/Neurodivergenz (Also Autismus etc.) sieht das Ganze schon deutlich anders aus. Während diese "Störungen" selbstverständlich eine Behinderung darstellen können (Und an dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass nicht alle Behinderungen Krankheiten sind, Krankheiten jedoch zu Behinderungen werden können) und das Leben erschweren können, so haben besagte "Störungen" auch ihre positiven oder ... weniger schlimmen Seiten. Ich kann hier nur für Autismus sprechen, weil ich mich mit allem anderen kaum bis gar nicht auskenne, aber: Du hörst niemanden sagen, wie toll er es findet, dass er aufgrund seiner Depression mal wieder all seine Freunde ignoriert, nichts gegessen, sich nicht geduscht und erneut den Haushalt total schleifen gelassen hat, weil ihm jegliche Energie dafür, jeglicher Sinn, jegliche Hoffnung aus Körper und Seele gesaugt wurden. Doch du hörst viele Autisten, die ihren starken Gerechtigkeitssinn, ihren Blick für Details, ihre stark ausgeprägte Empathie (Hyperempathy ist etwas, was einige Autisten bei sich selber erleben, ich manchmal auch), ihre einzigartigen Perspektiven, ihr Wissen, welches sie aufgrund ihrer Spezialinteressen gesammelt haben, ihre Talente (Bei dem der Autismus eine Hilfe war), ihre enge Bindung zu Tieren, die Tiefe ihrer eigenen Emotionen, oder, oder, oder loben, toll finden, die Schönes in ihrer Behinderung/Störung/Neurodivergenz sehen (können). Das tun zu können ist für viele leider keine Selbstverständlichkeit (Für mich auch oft nicht), aber es ist möglich.

Was für positive Aspekte hat eine Depression?

Was für positive Aspekte hat meine soziale Angststörung/Sozialphobie? Im Prinzip gar keine. Das einzige, was ich vielleicht anbringen könnte, wäre die Tatsache, dass sie mich davon abhält, in der Öffentlichkeit Meltdowns zu haben, weil der Scham bislang immer stärker war, als der Sensory Overload, but that's about it.

Also: Nein, Autismus und ADHS sind keine Erkrankungen, auch keine psychischen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Nein - beides sind neuronale Entwicklungsstörungen.

Sie sind weder eine Erkrankung, noch haben sie irgendetwas mit der Psyche zu tun.

Die psychischen Symptome sind Komorbiditäten, die sowohl bei ASS als auch bei ADHS vorkommen können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Nein. Sowohl Autismus als auch ADHS sind angeborene Persönlichkeitsmerkmale. Allenfalls - wenn man unbedingt will - könnte man das Erbkrankheiten nennen. Ich persönlich würde eher von erblichen Merkmalen sprechen. Aber psychische Erkrankungen sind das auf keinen Fall.

Es sind Störungen aber keine Psychische Störungen. Man zählt sie zu den Entwicklungsstörungen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebe seit Jahren mit diversen Psychischen erkrankungen