Problem mit klammernder Mutter, wer kann Rat geben?
Hallo, ich bin 19 Jahre alt und Student. Ich lebe bei meiner alleinstehenden Mutter und möchte auf diesem Wege über mein persönliches Empfinden berichten.
In letzter Zeit bemerke ich, wie meine Mutter mich zunehmend vereinnahmt und ich kaum noch alleine zu etwas komme. Des weiteren scheint sie mir immer wieder ihren Willen aufzubringen, ohne Rücksicht auf mich und meine Interessen. Ich merke, daß ich zunehmend gereizt bin und dies auch häufig zum Ausdruck bringe. Normalerweise bin ich als ruhiger und ordentlicher/ verlässlicher Mensch bekannt, der jedoch sehr großen Wert auf persönliche Freiheit und Individualität legt. Ich bin ein ziemlicher Einzelgänger, unterhalte bewusst nur zu sehr wenigen Menschen intensive emotionale Beziehungen. Eine Partnerschaft kommt für mich derzeit und in naher Zukunft nicht in Frage.
Nun ist es so, dass ich mich gerne mehr von meiner Mutter distanzieren würde, um mehr auf eigenen Beinen zu stehen. Auch deshalb, weil ich der Meinung bin, daß dies nun an der Zeit ist. Leider ist sie davon gar nicht begeistert, im Gegenteil, sie unterbindet sogar Versuche dahingehend. Beispielsweise habe ich mich mit einem Bekannten auf den Kauf eines Autos geeignet. Meine Mutter meinte, das ich doch gar kein Auto brauche usw. (Dies kann natürlich ihre Meinung sein, muss mich mit 19 aber nicht interessieren) Nun hat sie den Bekannten jedoch absichtlich so beleidigt, dass dieser kein weiteres Interesse daran hat, mit mir zu handeln.
Dies ist nur eines der Beispiele. Im Grunde genommen kann ich sämtliche Angelegenheiten nur heimlich erledigen, was ich sehr bedauere. Die positive Beziehung zu meiner Mutter ist mir sehr wichtig. Gespräche diesbezüglich scheitern meist, da sie mich abwimmelt oder es in gegenseitigen Vorwürfen endet. Mir ist bewusst, daß ich einen radikalen Cut machen könnte, was mir langfristig vielleicht Ruhe geben würde. Auf der anderen Seite möchte ich meine Mutter auch nicht im Stich lassen, gerade bürokratische Dinge habe ich für sie bisher meist in die Hand genommen, sie dagegen den Haushalt geführt. Mir geht es schlicht weg darum, schrittweise unabhängiger zu werden, nur leider scheint sie das nicht zu verstehen und hat Angst mich zu verlieren.
So, nun habe ich mal bisschen was geschrieben. Vielleicht hat mal jemand eine ähnliche Situation gehabt und kann weiterhelfen. Lg
2 Antworten
Sie hat Angst vor dem Alleinsein. Das ist für dich ganz natürlich nicht auf Dauer auszuhalten. Schreib ihr einen wohldurchdachten Brief, wenn es bei persönlicher Aussprache nicht geht. Du schreibst nicht, ob du auch in finanzieller Hinsicht allein leben könntest. Du bist Student und hast möglicherweise wenig Ahnung von den Kosten, wenn deine Mutter bisher den Haushalt auch für dich gemacht hat. Ein radikales plötzliches Ausziehen halte ich nicht für gut - ich bin selbst eine Mutter, wenn auch nicht alleinerziehend - mir hat der Auszug meines Sohnes sehr weh getan, für deine Mutter wird es ganz schrecklich. Es wird ihr aber nichts anderes übrig bleiben, als sich mit deinem Auszug irgendwann abzufinden. Schreib ihr in deinem Brief, dass du sie lieb hast und dass du dich weiterhin um viele Dinge kümmern wirst, die du jetzt auch machst, dass du aber selbständig werden musst. Bleib ruhig und gelassen, auch wenn sie sich aufregt. Alles Gute Ingeborganni
Liebe Gerig,
wenn ich Deine Text lese, meine ich zu spüren, wie groß Deine Verzweiflung ist. Du sitz gerade zwischen 2 Stühlen. Auf dem einen Stühl ist Dein Bedürfnis nach Autonomie (Selbstständigkeit) und auf dem anderen Stuhl sitzt Deine Mutter, die Dich liebt aber auch sehr an euerer Mutter-Kind-Beziehung festhält. Ganz wichtig: Dein Wunsch nach Autonomie ist vollig okay und für Deine weitere persönliche Entwicklung ganz wichtig. Ich könnte mir vorstellen, dass Deine Mutter Deinen Wünsch nach Selbstständigkeit spürt und die Zügel euerer Beziehung immer enger fast. Ganz wichtig!!! Du bist NICHT für das Leben Deiner Mutter verantwortlich. Da ein Abnabelungs-Prozess für beide Parteien sehr schwer ist, möchte ich Dir empfehlen dir einen Therapeut*in zu suchen, die dich UND damit auch deine Mutter durch diese schwer Lebensphase begleitet. Es ist nicht notwendig, dass Deine Mutter von dieser Unterstützung weiß.
Wenn Du noch weitere Unterstützung brasuchst, kannst Du auch gerne mir schreiben.
Liebe Grüße Sabine