Nur Reiche können Akademiker werden, oder?
Mit Akademiker meine ich hier, Akademiker in der Forschung. Gerade die meine ich, das problem ist ja, in der Forschung sind die meisten, ausser die Professoren nur befristet, und sehr schlecht bezahlt, und oft nur Teilzeit bezahlt.
Das heisst, die verdienen teilweise so schlecht wie ein Hilfsarbeiter. Sind auch befristet, hinzu kommt natürlich das lange, lange, lange Studium, und dann muss man unbedingt Professor werden in der Forschung, in der Universität.
Irgendjemand muss ja für den Unterhalt aufkommen. Jetzt kann man sicher so knapp überleben mit hilfsjobs etc und befristete stellen.
Aber man will sich ja auch mal was gönnen wollen? Und ich glaube nicht, dass die liebe zur Wissenschaft alleine langfristig reicht um glücklich zu sein wenn man arm deswegen ist.
Das heisst es geht dann 12 Jahre, wenn man es dann schafft zum Professor werden, dafür gibt es keinerlei Garantie.
Und in diesen 12 Jahren wird man wenn man keine reichen Eltern hat, oder ein Erbe, oder sonst was wahrscheinlich in Armut leben.
Also, egal wie sehr man Wissenschaft liebt, das ist einfach nicht realistisch wenn man keine reichen Eltern hat oder?
In der Schweiz ist es sogar noch schwieriger, gibt kein Bafög. Es gibt Stipendien, aber die musst du erstmals kriegen.
Jedenfalls macht es keinen Sinn für einen nichtreichen 25 Jährigen, der kein Matura hat (Abitur)
Jetzt noch versuchen Abitur zu erlangen, dann zu studieren, dann versuchen Professor zu werden, oder?
Das würde finanziell null sinn machen. Ergo, nach meiner Einschätzung vom rein finanziellen macht es keinen Sinn Akademiker im Sinne von Wissenschaftler zu werden oder?
Und ob man leidenschaftlich in Armut sein kann?
Es gibt ja ein Grund warum die meisten Akademiker, schon von Hause aus wohlhabend sind oder?
Die anderen können es sich nicht leisten.
6 Antworten
Das ist viel zu sehr schwarz-weiss gemalt. Du führst hier eine lange Liste von ungünstigen Bedingungen auf, die es zwar in der Praxis tatsächlich gibt, aber längst nicht jeder in der Forschung ist davon betroffen.
Also: Nein. Forschung ist bei weitem nicht nur für Reiche.
Als persönliche Entscheidung steht Dir das selbstverständlich frei. Risikobereitschaft ist etwas sehr individuelles. Aber es ist Bullshit, zu behaupten, Leute ohne grosszügige Geldreserven könnten das generell nicht.
Stimmt sie können es ,aber ob es finanziell schlau ist?
Ich habe jemanden in der Verwandtschaft, der aus einer sehr einfachen Arbeiterfamilie (beide Eltern Hauptschule; Vater ungelernter Hilfsarbeiter) stammt und tatsächlich seit vier Jahren studiert. Durch Förderprogramme wie Erasmus und irgendein Stipendium der Landesvertretung, das ausbezahlte Kindergeld und Nebenjobs, aber auch durch Zugeständnisse, die die Eltern machen, schien das bislang ganz gut geklappt zu haben. Allerdings hat sie durch diesen Lebenswandel inzwischen gesundheitliche Probleme, die für eine noch nicht mal 25-Jährige sonderlich sind und plagt sich ständig für das Studium - ob das schön ist, weiß ich nicht.
Aber wozu so lange unten durch? Nur für einen Weltfremden traum?
Ich frage mich das bei meiner Verwandten tatsächlich auch, weil ich nur sehe, wie sie zwar studiert, aber sonst auf der Stelle tritt und es gesundheitlich einige Probleme gibt, die ich als stressbedingt einstufe und als absolut unnormal für jemanden in diesem Alter. Konzertbesuche, ein eigenes Auto, Essengehen usw. sind nicht möglich und großartige Hobbys wie Sport auch nicht..., sie verzichtet auf alles, was ich mir da längst leisten konnte dank Ausbildung und fester Anstellung danach. Ob das schön ist, weiß ich wie gesagt nicht - aber wenn es ihr das wert ist, dann ist es wohl in Ordnung.
Ideale. Wenn man welche hat. Extrem großes Interesse an einer Sache.
Nur wenn man danach garantiert sehr gut verdient.
Ja, das scheint sie zu haben, sie ist sehr ehrgeizig und da mischt auch der Wunsch mit, auf die Leute in dem Dorf herabblicken zu können, in dem sie aufwuchs - ich kann das schon irgendwo nachvollziehen. Aber wenn sie jetzt schon starke gesundheitliche Probleme körperlicher und psychischer Art hat, die für das Alter absolut untypisch sind, frage ich mich, ob es das wert ist. Muss sie selber wissen, mir wäre meine Gesundheit heilig.
Das klingt aber narzisstisch.
Wahrscheinlich sind diese Leute in diesem Dorf reicher als sie, lol.
Mir wäre es auch nicht Wert. Gesundheit über alles.
Ja, ich habe das vor 2-3 Jahren auch schon so interpretiert.
Die Situation der Leute in diesem Dorf kenne ich nicht genau bzw. kann ich nicht beurteilen, da ich dort nur an den Familienfesten dieser Leute bin oder ganz selten mal so durchfahre.
Natürlich lohnt es sich manchmal zu kämpfen, durchzubeissen, disziplin zu haben. Aber für mich ist Geld wichtiger als irgendein seltsames Ideal.
Und Gesundheit, Gesundheit und Geld.
Trotzdem, ich bewundere ihr eiserner Wille. Den werde ich auch brauchen um meine Ziele zu erreichen.
Ich glaube das siehst du viel zu pauschal…
Eine Freundin aus Schulzeiten (Arbeiterkind und Migrationshintergrund) hat es von der Realschule damals bis zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin an der Uni gebracht.
Hat mittlerweile einen top bezahlten Job bei einem Pharmakonzern. Den hätte sie ohne Doktorarbeit und Uni-Job aber nicht bekommen…
Hier ging es um die Forschung, nicht Privatwirtschaft.
Aber selbst dann, musst du jahrelang richtig unten durch. Lohnt sich das? Um diese Zeit wieder Wett zu machen musst du dreimal so gut verdienen wie der durchschnitt.
Nur Reiche können Akademiker werden, oder?
Nein. Um Akademiker zu werden, benötigt man ein Abitur. Und das können - in Deutschland - auch arme Menschen machen.
Alex
Warum schreibst du dann Akademiker, wenn du nur Wissenschaftler meinst, was ein sehr kleiner Teil der Akademiker ist.
Ich kenne zwei Personen (beide Ende 20 bis Mitte 30) die seit ein paar Jahren in der Forschung arbeiten, eine hat Chemie studiert, die andere Physik. Ja, beide sind nur befristet, aber beide können gut von ihrem Gehalt leben (eine vollzeit, eine 32 Stunden) und sich auch Dinge wie Urlaube leisten, zudem haben sie Rücklagen gebildet, falls sie mal nicht direkt eine Folgeanstellung finden. Bisher hat das aber immer geklappt. Keine von beidenstrebt soweit ich weiß an, eine Professur zu machen. Die eine hat als Folgeanstellung vermutlich eine Festanstellung in einer staatlichen Organisation, noch ist nichts unterschrieben, aber sieht wohl sehr gut aus.
Doch, ich habe für mich entschieden ich könnte mir das nicht leisten.