Mussten die Österreicher nach dem 2. Weltkrieg ihren Deutschen Pass abgeben oder blieb die Entscheidung bei ihnen?

2 Antworten

Unmittelbar nach dem Krieg gab es eine klare Trennung zwischen Österreich und Deutschland. Personen, die aktiv am Nationalsozialismus beteiligt waren oder sich diesem angeschlossen hatten, konnten ihre Staatsbürgerschaft verlieren. Es gab spezifische Gesetze und Verordnungen, die die Staatsbürgerschaft regelten. Diese konnten sich im Laufe der Zeit ändern

Nach dem Staatsvertrag von 1955 wurde Österreich wieder ein souveräner Staat. Österreicher hatten somit automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft.

Personen, die vor 1938 beide Staatsbürgerschaften besaßen, konnten sich für eine entscheiden. In bestimmten Fällen konnte die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden, insbesondere bei Personen, die sich gegen die Bundesrepublik Deutschland gerichtet hatten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

jo135  01.09.2024, 22:17
Nach dem Staatsvertrag von 1955 wurde Österreich wieder ein souveräner Staat. Österreicher hatten somit automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft.

Es war aber nicht etwa so, dass die Österreicher bis 1955 warten mussten, um wieder österreichische Staatsbürger zu sein. Der Staat "Republik Österreich" existierte seit Mai 1945 wieder (samt wiederhergestellter Verfassung von 1929), er war halt bis 1955 unter Kuratel der Aliierten, aber keinesfalls mehr Teil des Deutschen Reiches.

Die rechtswidrige Annexion durch das Deutsche Reich wurde spätestens durch die Unabhängigkeitserklärung vom 1. Mai 1945 für nichtig erklärt und aufgehoben. Damit waren die Österreicher auch wieder Österreicher (siehe Artikel V).

https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/1945_1_0/1945_1_0.pdf

nach dem Krieg gezwungen wurden ihren Pass wieder abzugeben

Willst du damit suggerieren, dass sie lieber Deutsche geblieben wären?


Schnuppermucker 
Beitragsersteller
 01.09.2024, 21:29

Ja klar, 98 Prozent haben den Anschluss gewählt.

summersweden  01.09.2024, 21:33
@Schnuppermucker

Hast du dich mal mit dieser "Wahl" beschäftigt? Sie war beeinflusst, wer gegen Hitler gestimmt hat musste um sein Leben fürchten.

Wenn man sich die ganze Geschichte des Anschlusses ansieht, ist sehr fraglich, ob Österreich wirklich dafür gewesen wäre.

jo135  01.09.2024, 21:33
@Schnuppermucker

Nach dem vollzogenen Anschluss, dem gewaltsamen Sturz der gewählten Regierung und Ersetzung durch NS-Vasallen, der militärischen Besetzung und Massenverhaftungen von Politikern und Gewerkschaftern aller Couleurs sowie Juden und "Mischlingen" gab es im April 1938 die Farce einer "Abstimmung".

Wer die ernst nimmt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, entweder ein Troll oder Sympathisant gewisser Kreise zu sein. Was wählst du?

Schnuppermucker 
Beitragsersteller
 01.09.2024, 21:41
@summersweden

Ich habe mich natürlich damit beschäftigt und weiß daher auch, dass die Österreicher nach dem 1. Weltkrieg einen Anschluss an Deutschland wollten. Österreich hieß 1918 nicht einfach so Deutschösterreich, erst der Vertrag von Versailles zwang die Österreicher ihren Staatsnamen zu ändern und sich ja nicht mit dem Gedanken zu beschäftigen sich an Deutschland anzuschließen, was viele Österreicher nach dem 1. Weltkrieg wollten. Warum sollte sich die Meinung der Österreicher in 20 Jahren ändern? Ich denke schon das ein Großteil aus freiem Willen für Deutschland gestimmt hat

Schnuppermucker 
Beitragsersteller
 01.09.2024, 21:45
@jo135

Schon komisch, dass fremde Kräfte " Deutschösterreich" 1918 davon abhielten sich an Deutschland anzuschließen.

summersweden  01.09.2024, 21:57
@Schnuppermucker

In 20 Jahren ändert sich viel. Zwischen 1918 und 1938 gabe es in Österreich eine Wirtschaftskrise, einen Bürgerkrieg, eine komplette Generation wurde geboren, eine komplette Generation ist gestorben, es gab eine neue Währung,...

Es hieß damals Deutschösterreich, weil es der deutschsprachige Teil von der ehemaligen österreichischen Monarchie war (auch bekannt als Österreich-Ungarn).

Wenn du dich mit dem Anschluss von 1938 objektiv beschäftigt hättest, wüsstest du, dass eine Abstimmung für März angesetzt gewesen wäre. Hitler ist zwei Tage davor einmarschiert. Warum hat er das gemacht?

Heute geht man davon aus, dass Hitler selbst davon ausging, dass die Abstimmung gegen den Anschluss ausgefallen wäre. Wäre er dann einmarschiert, wäre das einemkriegerischer Akt gleichgekommen. Daher ist er davor einmarschiert, hat die Abstimmung verhindert und zwei Monate später eine eigene durchführen lassen.

Bei der standen Soldaten mit Gewehren neben der Wahlurne, gewählt wurde vor deren Augen. Nach der Wahl sind Menschen, die gegen den Anschluss gestimmt haben, komischerweise verschwunden oder gestorben...