Kritikwürdige Darstellung von Atheismus?

10 Antworten

Mit Logik versuchen sich Menschen etwas einzureden. Gibt ihm irgendwie so ein Gefühl der Erhabenheit und Sicherheit. Wenn man Gott begegnet, fällt aber alles vertraute erst einmal ab. Da wird der Mensch demütig und erkennt, dass auch die menschliche Logik einen höheren Ursprung hat.

Atheismus ist zweifelsohne eine Form des Glaubens. Denn, um nicht an etwas glauben zu können, muss es zunächst als Vorraussetzung existieren, sei es als Fantasieprodukt oder als reales Konzept. Nehmen wir zum Beispiel Kermit den Frosch oder den Weihnachtsmann: Sie sind rein fiktiv, aber doch aus Vorstellungskraft / Idee real anerkannt.

Es geht also nicht um die Frage, ob etwas tatsächlich existiert oder nicht, sondern vielmehr darum, ob etwas „in der Wahrnehmung“ lebendig ist (angenommen wird). Auf dieser Ebene wird deutlich, dass auch Atheismus als Glaubenssystem verstanden werden kann. In der antiken Philosophie sagte ein weiser Denker: „Alles, was gedacht werden kann, existiert auch, spätestens wenn es gedacht wird.“ In diesem Sinne hat er recht, denn kann es Gedanken geben, die nicht gedacht werden können? Wohl eher nicht!

Persönlich sehe ich sowohl alles als auch nichts existieren. Alles kann sein, aber ebenso gut kann alles auch nichts sein. Die objektive Realität kenne ich nicht; ich bin nur mit vielen eskapistischen Wegen vertraut, die aus dem  Schleier des Nichtwissens hervorgehen. Vertrauen kann ich dabei niemandem, nicht einmal mir selbst. Dennoch habe ich die Hoffnung auf etwas verborgenes, nennen wir es Gott, da ich spüre, dass hinter dem Vorhang des Nichtwissens noch etwas mächtiges existiert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Über 30 Jahre im christlich spirituellen Glauben

Mayahuel  22.09.2024, 13:45
Denn, um nicht an etwas glauben zu können, muss es zunächst als Vorraussetzung existieren,

Erst Theisten machen Menschen zu Atheisten.

Ohne Theismus, kein Atheismus.

Natürlich kann man Atheismus als Glaube definieren, wenn man es unbedingt drauf anlegt. Ein einfaches Gedankenexperiment zeigt aber sehr schnell, warum das sehr dumm ist.

Denn nach dieser Überlegung sind ja auch alle Religionsanhänger selbst Atheismus-Gläubige in Bezug auf alle anderen Religionen. Ein Beispiel:

Ein Christ glaubt, dass der islamische Gott Allah nicht existiert. Er glaubt auch, dass Osiris, Krishna und Odin nicht existieren. Er ist also gläubiger Atheist in Bezug auf den altägyptischen Glauben, den Glauben der alten Skandinavier und den Hinduismus.

Er ist auch in vielerlei weiterer Hinsicht gläubig. Er glaubt zum Beispiel, dass Elfen, Zwerge und Drachen nicht existieren.

Da kommen ganz schön viele Religionen zusammen, die so ein Christ "auslebt".

Merke: der reine Atheismus glaubt immer nur an einen Gott weniger als der Monotheismus.

Hallo Dokkalfar, 👋

Kritikwürdige Darstellung von Atheismus?
ja, definitiv kritikwürdig.
Ich finde es kritisch, dass von Gläubigen es so hingestellt wird, als wäre Atheismus selbst eine Glaubensform.

ich finde diese Behauptung nicht nur kritisch,

sondern ziemlich dumm und außerdem nervig.

Ich nehme stark an, dass Gläubige sich garnicht

vorstellen können, einfach (an) nichts zu glauben.

Atheismus ist selbstverständlich keine

Glaubensform, denn jeder Mensch wird ja auch

als Atheist, also ohne jeglichen Glauben geboren.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Bild zum Beitrag

Hier eine Analogie: Die meisten Menschen über acht Jahre glauben nicht mehr an die reale Existenz des Weihnachtsmanns. Und das, weil nichts für die Existenz des realen Weihnachtsmanns spricht und der Glaube an ihn auch anderweitig erklärt werden kann. Diese Menschen sind A-Weihnachtsmannisten. Sie können nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beweisen, dass irgendwo am Nordpol nicht doch der Weihnachtsmann haust. Ihnen deswegen aber vorzuwerfen, ihr A-Weihnachtsmannismus sei genauso ein Glaube wie es der Glaube der Weihnachtsmannisten einer ist, ist lächerlich. Der Standpunkt der A- Weihnachtsmannisten ist rational und das er sich nicht mit allerletzter Sicherheit beweisen lässt liegt in der Natur von Einzelaussagen.

Schwache Atheisten glauben nicht einmal an die Nichtexistenz Gottes, sie glauben nur nicht an die Existenz Gottes. Schwache Atheisten wissen, dass sie letztendlich nicht wissen, dass es Jahwe nicht gibt, glauben aber einfach nicht an ihn, da absolut nichts für und viel gegen seine Existenz spricht. Ihr Standpunkt ist mit dem folgenden vergleichbar. In einem Garten gibt es eine Wiese, die entweder eine gerade oder eine ungerade Anzahl von Grashalmen hat. Person A behauptet ohne weitere Belege (insbesondere ohne nachgezählt zu haben): “Es ist eine gerade Anzahl!” Person B hat eine skeptische Weltsicht und meint “Das behauptest du ohne Belege? Dann glaube ich es dir nicht.” – Person B behauptet nicht, dass die Anzahl der Halme ungerade sein muss. B weiß, dass die Anzahl entweder gerade oder ungerade ist. Sie weiß lediglich nicht, welche der Möglichkeiten zutrifft. Sie ist also ein schwacher A-Grasist.

Wenn Jemand eine Behauptung aufstellt und andere davon überzeugen will, muss er Belege für sie liefern,- die Beweislast liegt immer beim Behaupteten! Wenn keine Belege für die Behauptung hervorgebracht werden können, so wird sie verworfen. Die Belege müssen dabei umso stichhaltiger sein, je bedeutsamer oder ungewöhnlicher die Behauptung ist. Also: Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise. Bei einer Behauptung vom Schlage “Gestern war ich mit meinem Freund Tom essen” ist man meist damit zufrieden, dass die Aussage plausibel erscheint. Da zudem das Glauben oder Nicht-Glauben (Tomismus oder A-Tomismus) keine weitere Konsequenz haben dürfte, lassen wir Tom schön grüßen und gehen zum nächsten Thema über. (Anders verhält es sich, wenn jener Tom z.B. seit drei Jahren tot ist. In diesem Fall wird man ohne weitere Beweise wohl zum Anti-Tomisten.)

Falls aber jemand die Behauptung aufstellt “In meiner Garage wohnt ein feuerspuckender Drache”, sieht die Situation etwas anderes aus: Mit der einfachen Behauptung sind wir jetzt nicht zufrieden, wir wollen den Drachen sehen. Er ist unsichtbar? – Ah. – Und das Feuer? – Nicht zu spüren, wenn man nicht dran glaubt? – Soso. – Und du hast doch gar keine Garage! – Die existiert nur in einer spirituellen Sphäre? – Hm. In so einem Fall bleibt wohl auch der gutwilligste Zuhörer unüberzeugt und somit A-Drachist. Die Behauptung, dass ein übermenschliches Wesen namens Gott die Gedanken aller Menschen liest und anhand dessen zwischen ewiger Glückseligkeit oder ewiger Feuerfolter entscheidet, ist zweifellos sowohl außergewöhlich als auch bedeutsamWer diese Behauptung aufstellt, sollte daher ein paar überzeugende Argumente dafür in petto habenAnsonsten bleibt der Atheismus der einzig vernünftige Standpunkt zur Gotteshypothese.

Übrigens sind alle Menschen Atheisten: Die Menschen haben in ihrer Geschichte nach konservativer Schätzung über 3000 Götter nach ihrem Ebenbild geschaffen – und niemand glaubt an alle gleichzeitig. Ein guter Christ ist also Atheist gegenüber Thor, Shiva, Babaji und Zeus. Und niemand würde auf die Idee kommen, ihm Religiösität gegenüber Shiva, Babaji und Zeus zuzuschreiben, weil er an diese Märchenfiguren nicht glaubt. Wie sagte Richard Dawkins doch so schön: „Einige von uns gehen in ihrem Atheismus lediglich einen einzelnen Gott weiter.

https://www.philoclopedia.de/2016/10/25/atheismus-ist-keine-religion/

~~~~~~~

LG 🙋🏻‍♀️🪶

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Religion, Islam, Christentum)

Das sehe ich nicht so.

Auch der Atheismus ist eine bestimmte Form des Glaubens, die sich jedoch anders äußert als klassische Religionen. Ein Glaube ist grundsätzlich erstmal eine bestimmte philosophische Weltanschauung und muss nicht zwingend auf einer theistischen religiösen Vorstellung basieren.

Viele Atheisten stellen es so dar als ob der Atheismus eine reine Abwesenheit des Glaubens wäre, aber das entspricht nicht der Realität und das kann man auch ganz einfach nachweisen:

Eine reine Abwesenheit von Glaube würde bedeuten, dass man keine Berührungspunkte mit dem Thema hat und somit keine aktive Meinung dazu bildet. Abwesenheit von Glaube bedeutet per Definition auch Abwesenheit von Meinung. Das ist aber beim Atheismus eben nicht der Fall, denn es ist ganz klar eine aktiv gebildete Meinung:

  • Logisch, da aktive Meinung (= Glaube):
"Ich glaube, dass Gott nicht existiert."
  • Unlogisch, da immer noch aktive Meinung (= Glaube):
"Ich habe die Abwesenheit des Glaubens, dass Gott existiert."
  • KEINE aktive Meinung, KEIN Glaube:
"Ich weiß nicht, was ich über die Existenzfrage Gottes glauben soll."

Atheismus beschreibt also den Glauben, dass keine höhere, unbegreifliche Macht existiert, der die ganze Welt und die Existenz zugrunde liegt, sondern dass die Natur sich selbst begründet und erschaffen hat.

Allerdings kann diese Ansicht philosophisch nicht bestätigt werden, denn wenn man korrekte philosophische Schlüsse zieht, kommt man ausnahmslos immer zu dem Endergebnis, dass die Entstehung der Welt zwingend einer außenstehenden überweltlichen Ursache bedarf. Aus exakt diesem Grund konnten der philosophisch-mathematische Gottesbeweis und der kosmologische Gottesbeweis bis heute nicht widerlegt werden und gelten daher weltweit als eine der deutlichsten Hinweise für die Existenz Gottes.

Manchmal wird von Atheisten gesagt, dass sie irgendeine höhere Macht zwar nicht ausschließen, aber dass das nicht automatisch Gott sein müsse. Das ist aber ein logischer Fehlschluss, denn genau diese höhere, unbegreifliche Macht, die den Urknall und das Universum begründet, nennen wir ja eben per Definition "Gott".
Das ist einfach die Bedeutung des Wortes Gott und zeigt, dass an den komplexen Aspekten Gottes viel mehr dran ist, als viele Atheisten im ersten Moment vermuten und dass sie in Wirklichkeit gläubiger sind als sie denken.


Mayahuel  22.09.2024, 13:50
Das ist aber ein logischer Fehlschluss,

Seufz.

 nennen wir ja eben per Definition "Gott".

Mit Betonung auf "wir".

irgendeine höhere Macht zwar nicht ausschließen

Karma ist eine höhere Macht und ganz sicher nicht ein Gott. Und an Karma können/dürfen Atheisten glauben.

philosophisch-mathematische Gottesbeweis

Beruht auf Formallogik. Die Prämissen sind in sich logisch und wahr.

Problem: die Prämissen sind beliebig und nicht belegbar. So kann man auch den Osterhasen "philosophisch-mathematisch" beweisen.

Trollkvinnan  24.09.2024, 09:15

"Entstehung der Welt zwingend einer außenstehenden überweltlichen Ursache bedarf" Fehlschluss auf Grund von Nichtwissen. Ich weiß nicht wie alles entstanden ist, darum existiert mein Gott.

Warum braucht das Universum eine Ursache aber sein Gott nicht?