Ist es tatsächlich eine Todsünde, ein Flugzeug selbst mit leichtem tailwind (Rückenwind) zu landen/zu starten, oder wird das manchmal doch gemacht?

3 Antworten

Eine Todsünde ist das auf keinen Fall.

In aller Regel wird gegen den Wind gestartet und gelandet, das nennt man dann die "Betriebsrichtung". Es gibt aber diverse gute Gründe, die für einen Start oder eine Landung gegen den Wind sprechen können.

Sofern der andere Verkehr es hergibt, ist ein Abflug oder ein Anflug entgegen der Betriebsrichtung schnell mal 50+ Kilometer kürzer und damit schneller für alle Beteiligten, also für die gesamte Crew und alle Passagiere, außerdem wirtschaftlicher für die Airline und ökologischer durch gesparten Treibstoff. Das kommt besonders bei kleineren Verkehrsflughäfen recht häufig vor, geht aber letztendlich überall. Wetterverhältnisse/Gewitterzellen im Abflugsektor sind häufig Grund für einen Start entgegen der normalen Richtung, also durchaus auch mit Rückenwind. Außerdem Lärmschutzverfahren an vielen Flughäfen, wenn eine Abflugrichtung genau über die Großstadt geht. Flugzeuge mit gewisser Vorrangbehandlung, wie medizinische Flüge / Ambulanzflüge, das können eilige Organ- oder Krankentransporte sein, oder auch wichtige militärische Flüge, sind außerdem noch Kandidaten für Starts/Landungen entgegen der Betriebsrichtung, um ggf. wichtige Zeit zu sparen.

Es gibt verschiedene Höchstwerte für die Rückenwind-Komponente, je nach Flugzeugmuster und auch je nach Airline gibt es andere Vorgaben, in der Regel kann man von 10 Knoten als Höchstwert für die meisten Muster und Airlines ausgehen. Solange diese Werte eingehalten werden und es einen guten Grund für Start/Landung mit Rückenwind gibt, kommt sowas durchaus zur Anwendung.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fluglotse

Bin mal als Passagier auf einem großen Flughafen mit einer 747 gelandet. Der Bremsweg war enorm.

Weiterflug mit einer 737. Der Pilot startete von der Mitte der Startbahn. Komisch.

Zurück zu deiner Frage: im Fliegen ist Sicherheit das Wichtigste. Wenn du für ein kleines Flugzeug so sehr viel Reserve an Landebahnlänge hast und der Rückenwind schwach ist, gehe ich davon aus, dass ggfs. auch mit Rückenwind gelandet wird. Da können noch andere Faktoren reinspielen wie ein Defekt von ILS von der einen Seite.


Juvbenco 
Beitragsersteller
 21.09.2024, 07:52

"Der Pilot startete von der Mitte der Startbahn"

Waaaaas

Naja bei den Cessnas kommt es halt leicht zum Ground Loop, d.h. das Flugzeug wird von hinten angehoben und bekommt mit dem Flügel Bodenberührung

gogogo  21.09.2024, 07:54
@Juvbenco

Ich bekam das erste Mal Angst beim Fliegen. Aber die Hälfte der Landebahn reichte dicke. Konnte ja nicht vorn raussehen.

Juvbenco 
Beitragsersteller
 21.09.2024, 07:59
@gogogo

Trotzdem ein unglaublicher Vorgang

LFFL321AA  27.09.2024, 00:34
@Juvbenco

So ein Abflug von der Mitte der Bahn ist gar nicht ungewöhnlich. Viele Verkehrsflughäfen, vor allem kleinere, haben nur eine 2 Kilometer lange Bahn. Wenn ein Flugzeug auf diesen 2km starten kann und dann am nächsten Flughafen eine 4km lange Bahn, wie an den größten Verkehrsflughäfen, vor sich hat, dann reichen auch hier 2km. Wenn es der restliche Verkehr hergibt, dann wird einfach abgekürzt und Zeit + Sprit gespart.

Kommt auch mal vor, dass ein Airliner nur ein Drittel der Piste zum Start benötigt. Die berechnete benötigte Strecke könnte bei einem kleinen Verkehrsflugzeug auf Kurzstrecke mal 1100 Meter sein, wenn die Abkürzung dann 1300m hergibt reicht das aus, statt die vollen 4km zu nehmen.

Nö, n Bissl Tailwind ist in der Regel kein Problem fürs Flugzeug. Es gibt halt entsprechende Limits für jedes Muster, die einzuhalten sind.

Ein A320 darf z.B. max. 10 kt Tailwind haben.