Ist arbeiten zumindest aus finanzieller sicht rentabel in Deutschland? im vergleich zum Bürgergeld?

5 Antworten

Das kommt darauf an, wie viel man verdient.

Im Erwerbslosenforum habe ich dazu mal eine schöne Rechnung erspäht, ist schon ein paar Jahre her, da gab es noch kein sog. Bürgergeld, deshalb ist hier noch von "ALG 2" die Rede:

"Hier mal eine Beispielrechnung zum Vergleich.

Einige Sachen habe ich dabei angenommen, die Werte können in der Realität abweichen.

Miete + Nebenkosten pro Monat: 400 Euro

Fahrtkosten zur Arbeit pro Monat: 100 Euro

Wenn man eine Arbeit findet und vorher ALG2 bezog, wird man meistens Mindestlohn bekommen.

ALG2 / Hartz IV :

Geld pro Monat:

- Miete+Nebenkosten zahlt das Jobcenter

- Fahrtkosten entfallen

446 € im Monat verfügbar

Variante 2: Arbeit Vollzeit zum Mindestlohn:

172 Stunden pro Monat * 9,60 € = 1651 Euro Brutto

Abzüglich Sozialversicherungsabgaben: -330 Euro

Abzüglich Einkommenssteuer: -184 Euro

Nettolohn: 1136 Euro

Abzüglich Fahrtkosten zur Arbeit: -100 Euro

Abzüglich Miete+Nebenkosten: -400 Euro

Bleibt Übrig: 636 Euro

Und hierbei sind die Fahrtkosten vermutlich noch zu niedrig angesetzt.

Wer Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet hat also gradmal 190 Euro mehr als ohne Arbeit.

Es geht aber noch besser.

Variante 3: ALG2 / Hartz IV + Minijob

Geld pro Monat:

- Miete+Nebenkosten zahlt das Jobcenter

- Fahrtkosten entfallen, da Minijob vor Ort

446 Euro ALG2

450 Euro Minijob, wovon man 170 Euro "on top" aufs ALG2 bekommt.

Also Geld pro Monat: 446 Euro + 170 Euro = 617 Euro

Heisst mit ALG2 und nem Minijob hab ich im Endeffekt nur 20 Euro weniger als wenn ich Vollzeit zum Mindestlohn arbeite.

Oder aber wenn sich arbeiten wirklich richtig lohnen soll

Variante 4: ALG2 / Harz IV + 100 Euro Minijob

Geld pro Monat:

- Miete+Nebenkosten zahlt das Jobcenter

- Fahrtkosten entfallen, da Minijob vor Ort

446 Euro ALG2

100 Euro Minijob die man "on top" aufs ALG2 bekommt.

Also Geld pro Monat: 446 Euro + 100 Euro = 546 Euro

Heisst mit ALG2 und einem Minijob mit 10-11 Stunden Arbeit pro Monat hab ich im Endeffekt nur 90 Euro weniger als wenn ich Vollzeit zum Mindestlohn arbeite. Um 90 Euro mehr pro Monat zu haben müsste ich ungefähr 160 Stunden mehr pro Monat arbeiten.

Richtig lustig wird es wenn man mal den "Netto" Stundenlohn ausrechnet, bezogen auf das Geld was einem am Ende über bleibt.

Netto Stundenlohn Vollzeit zum Mindestlohn: 636 Euro / 172 Stunden = 3,70 Euro

Netto Stundenlohn ALG2+Minijob: 616 Euro / 47 Stunden = 13,11 Euro

Netto Stundenlohn ALG2+100 Euro Minijob: 546 Euro / 11 Stunden = 49,63 Euro

Rein aus Effizienzgründen sieht man wie furchtbar ineffizient es ist Vollzeit für den Mindestlohn zu arbeiten.

So und jetzt die Preisfrage: Wie will man die Leute dazu motivieren Vollzeit zu arbeiten um aus Hartz IV / ALG2 rauszukommen, wenn es sich finanziell überhaupt nicht lohnt, sondern man stattdessen mit einem 450 Euro Job oder einem 100 Euro Job bei weniger Arbeitszeit pro Monat quasi das gleiche Geld bekommt als wenn man Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet? Warum sollte man 172 Stunden statt 47 oder 11 Stunden arbeiten und noch Lebenszeit bei der Fahrt zur Arbeit verschwenden, wenn man stattdessen auch einen Minijob vor Ort machen kann und es finanziell fast aufs selbe hinausläuft?"

Ist schon etwas her, dass diese Rechnung aufgestellt wurde, aber im Großen und Ganzen ist sie auch heute noch aktuell; Arbeiten lohnt sich nur dann, wenn man gewissermaßen gut verdient. Ansonsten kann man sich das Aufstehen auch sparen.

Kommt drauf an wie du arbeiten gehen willst und ob du bereit bist ein kleines Risiko einzugehen. Es gibt heutzutage immer mehr Menschen, die machen beides. Die holen sich Bürgergeld mit samt den Vorteilen und gehen nebenbei "inoffiziell" arbeiten. ;)

Ansonsten lohnt sich normale Vollzeitarbeit für den Mindestlohn zumindest nicht mehr. Wenn du sogar eine Familie mit mehreren Kindern hast, lohnt sich das Bürgergeld defintiv mehr, weil du auch diverse Zuschüsse und Befreiungen bekommst. Erst ab 10k Euro netto / Monat aufwärts kann man darüber weiterreden wieder normal Vollzeit arbeiten zu gehen. ;)

Woher ich das weiß:Recherche

DerjungeTyp29 
Beitragsersteller
 23.09.2024, 12:12

Das mit der Schwarzarbeit erlebe ich auch immer wieder. Die ist ja auch schwer nachweisbar.

Was ich halt problematisch finde, ist z.B beim Mindestlohn hat man wirklich sehr wenig Geld, dafür geht der Chef 4 Wochen in die Karibik, weil es so gut läuft.

Finde den.n Fehler.

Klar kann immer wieder argummentiert werden, „ jeder der möchte, und früher in der Schule gut war kann es ändern“ für mich aber zum grossen Teil eine Floskel, denn jemand mit massiven gesundheitlichen Einschränkungen wird müde darüber lachen, der dann eben für 3 Euro die Stunde arbeiten geht….

Knoerf  23.09.2024, 12:21
@DerjungeTyp29

Der Spruch mit dem Schule und Studium machen, dann hast du mehr Geld und einen besseren Job, das war mal tatsächlich so, ist aber seit spätestens 2020 ein Relikt der Geschichte und heutzutage LEIDER nicht mehr gültig. Heutzutage muss man andere Wege gehen, um noch mittelständisch leben zu können.

DerjungeTyp29 
Beitragsersteller
 23.09.2024, 12:27
@Knoerf

Ausser natürlich du verdienst wie hier einer kommentiert hat, 5K Netto im Monat😂😂😂😂😂😂😂😂😂😉😉😉😉😉😉😉😉😉😉

Nein ernsthaft jetzt, zurück zur realen Welt.

Die Gehälter finde ich, sind nicht nur, aber besonders im niedriglohnsektor sehr tief, viel Stress, viel Druck, schlechte Bedingungen usw… da finde ich, muss auch einfach die Bezahlung msl rauf, damit es fair ist.

Auch Aufstocken usw, da kann jeder hier sagen was er wil( viele der hier antwortenden sind niedriglöhner , darum der Hass) für mich kämme das nie in Frage, aufzustocken, entweder es reicht gut, oder ich lass es.

Die Frage wurde hier schon mehrfach auf die eine oder andere Art beantwortet. Ferner darfst Du es Dir nicht aussuchen ob Du arbeiten geht's oder nicht. Du bist per Gesetz verpflichtet Deine Hilfebedürftigkeit zu mindern oder zu beenden. Bürgergeld ist also nicht auf Dauer angelegt. Sofern Du nicht erwerbsfähig bist sieht alles zwar anders aus. Du könntest Dich über die Arbeitsvermittlung und den ärztlichen Dienst in das SGB XII bringen lassen

Insofern orientierte Dich bitte bei Erwerbsfähigkeit nicht so weit unten (Bürgergeld) sondern schau was man sonst noch verdienen kann. Zumal solche Fragen auch immer mehr in den Medien diskutiert werden und allgemein die Akzeptanz für solche Fragen in der Öffentlichkeit weiter sinkt.

Was hast Du gelernt, was könntest Du noch lernen? Wer bezahlt das. Wie sind die Chancen danach? Kann man anstatt Bürgergeld Wohngeld beziehen usw.

Sehr oft sind solche Gedankengänge weitaus lohnenswerter als die Eingangsfrage.

Nichts für Ungut und viel Erfolg!

Woher ich das weiß:Recherche

Immer. Selbst mit Mindestlohn hat man mit der miesesten Steuerklasse über 1400 netto. Da kommt ein Alleinstehender mit Bürgergeld bei weitem nicht hin.

Zumal selbst der letzte ungelernte Hilfsdödel nicht zum Mindestlohn los muss, da gibt es genug einfache Jobs, wo es deutlich mehr gibt.

Auf jeden Fall.

Vor allem und gerade wenn es um das Alter geht.