Gibt es Fragetechniken, die es ermöglichen, mit uneinsichtigen Schizophrenen vernünftig zu sprechen?

ZionsDaughter  24.09.2024, 20:18

Meinst du tatsächlich Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, oder verwendest du den Begriff umgangssprachlich für Menschen, deren Meinung du nicht nachvollziehen kannst?

Nobodyrotz 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 20:20

Ich meine Schizophrene.

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo nobodyrotz,

wenn an Schizophrenie erkrankte Menschen in einer psychotischen Phase sind, dann kannst du ihnen nur helfen, indem du für sie da bist. Mit Rationalität kommt man da leider in solchen Zeiten nicht voran, denn es handelt sich um eine Neurotransmitterstörung, und eine Neurotransmitterstörung lässt sich nun mal leider nicht mit rationalen Argumenten wegreden. Sie tun das also nicht absichtlich und daher trifft der Begriff "uneinsichtig" es auch nicht, weil das ja eine Absicht beinhaltet. Du kannst versuchen, die Gedankenwelt dieses Menschen nachzuvollziehen, indem du viele Fragen stellst und dich "hineindenkst". Auf keinen Fall ihre Wahrnehmung abwerten! Sonst kann es auch sein, dass du ganz schnell zum "Feind" wirst - und dann nimmt deine Beziehung zu der Person möglicherweise irreparablen Schaden.

Nach den psychotischen Phasen folgt sehr oft eine tiefe Depression, vermutlich weil die Neurotransmitter erschöpft sind. Hier können Menschen wieder eher zugänglich sein für rationale Argumente. Aber auch hier hilft kein "Belehren", weil sie es ja nicht absichtlich tun. Auch hier hilft viel Verständnis für die Gefühle, die oft schamvoll, hoffnungslos und "wie gelähmt" sind.

Es ist eine sehr schwere Erkrankung, die einer medikamentösen Einstellung bedarf. Mit jedem psychotischen Schub gehen mehr Hirnzellen zugrunde. Es ist wirklich einfach nur fies. Man kann als Angehöriger meist einfach nur, so gut man kann, Beistand leisten. Mit einer medikamentösen Einstellung kann das Leben halbwegs normal von Betroffenen verlaufen.

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologin

Nobodyrotz 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 20:34

Die Neuroleptika verursachen Hirnatrophie. Durch Schizophrenie geht keine Hirnsubstanz zugrunde. Ich habe im Selbsthilfeverband seit vielen Jahrzehnten zumindest diesbezüglich profundes Wissen. Wenn ich auch nicht verstehe, weshalb Schizophrene oder überhaupt Menschen aggressiv und rational unerreichbar sind.

ZionsDaughter  24.09.2024, 20:45
@Nobodyrotz

Ja, das stimmt, Neuroleptika haben schwerwiegende Nebenwirkungen. Es ist ein wenig wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, daher gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Denn doch, leider leidet das Gehirn mit jedem psychotischen Schub :/ Wie gesagt - Pest oder Cholera. Es ist einfach eine miese Erkrankung.
Du kannst es dir so vorstellen, dass die Gehirne dieser Menschen in dem Moment sehr übersensibel reagieren. Die rationalen Kontrollzentren sind durch die Überreizung durch die Neurotransmitter "überstimmt", vereinfacht gesagt. Jeder kleinste Reiz wird wahrgenommen und überbewertet - was halt zu vielen Fehleinschätzungen führt. Das ist das, was wir dann als Psychose wahrnehmen und wo rationale Argumente eben nichts bringen.
Bist du selbst betroffen, wenn du im Selbsthilfeverband warst/bist?

Nobodyrotz 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 22:03
@ZionsDaughter

Ich wurde mit 14 in die Psychiatrie eingewiesen, weil meine Mutter gewalttätig war und ich deshalb in der Schule versagte. Dieses schulische Versagen wurde als halluzinatorisch paranoide Schizophrenie diagnostiziert. So brauchten die Behörden sich mit dem Verhalten meiner Mutter nicht auseinanderzusetzen.

ZionsDaughter  24.09.2024, 22:04
@Nobodyrotz

Oh je. Das klingt nach einer langen Leidensgeschichte. Das tut mir sehr Leid zu hören!

Schizophrenie tritt in Episoden auf und selbst wenn die Person gerade halluziniert kann man vielleicht mit ihr normal reden. Es kommt darauf an ob sich gerade überhaupt Symptome äußern und wie stark. Mit jemanden der einen kompletten Schub bekommt, kann man natürlich nicht mehr normal reden, sonst bräuchten die keine Antipsychotika

Das hat übrigens nichts mit "uneinsichtig" zu tun. Uneinsichtig impliziert, dass sie ja einfach aufhören könnten Stimmen zu hören oder Dinge zu sehen das ist aber nicht der Fall.

Wenn du einen Realitätsverlust erleidest wird es dir wohl kaum helfen wenn ich dir sage "hör mal auf zu spinnen, jetzt reißt du dich aber mal zusammen"


Nobodyrotz 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 20:26

Das heißt, die Leute, die sich in einem "Schub" befinden, sind dann in einer Art Delirium?

blitzwurf  24.09.2024, 20:30
@Nobodyrotz

Mehr oder weniger, Realitätsverlust trifft es besser. Bei einem Delirium ist der erkrankte verwirrt kann seine Gedanken nicht mehr sortieren und verändert sich schlagartig im Wesen. Schizophrene sind nicht verwirrt die wissen genau was sie sehen und können dir das auch mitteilen wenn sie denn wollen. Stellenweiße können die extrem genau beschreiben was sie da sehen oder hören. Nur existiert was sie sehen halt nicht.

Mhh gute Frage ,

Sehr schwierig,

Da diese Leute ja nicht sagen wir mal *normal * denken ,

Ich denke das wichtige ist zu vermitteln das man für die Person da ist interesse zeigt ,

Das man sagt : du bist mir wichtig ,geht's dir gut ?

Oder du lieegst mir an Herzen ,ich will nicht das du daran kaputt gehst mit deiner schizophrenie

Ich weiss die Hintergründe nicht ,dafür müsste man die Interessen des Menschen wissen alter Geschlecht , Lebensart,lebt diese Person alleine ?

Den perfekten Satz gibt es vermutlich nicht pauschal

Aber ich denke das schizophrenie heilbar ist ❤️😉alles gute


Fantaki8538  25.09.2024, 00:13

Die Leute mit schizophrenie haben meist ein Traumata erleben müssen,wichtig ist diese Person nicht aufzugeben und irgendwann wird dir gesund auch wenn das dauert ,aber man muss stark sein mit so einer Person ,bis die dann gesund wird .

In meiner Arbeit beim Psychiater hatten wir auch viele Patienten, die an Schizophrenie erkrankt waren.

Am besten zugänglich waren sie, wenn man sich auf ihre Wahrnehmungen und Empfindungen einlassen konnte, zuhören und nicht belehren war eine hilfreiche Behandlung der Erkrankten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Augenarzt, Gyn. Psychiatrie, Kardiologie, Allgemeinmedizin.