Gibt es einen Zusammenhang zwischen Asperger Autismus und Psychopathie?

8 Antworten

Es gibt tatsächlich auch aktuelle Studien zu dieser Frage.
So wurde 2022 eine Untersuchung mit Magnet-Resonanz-Tomographie bei Männern veröffentlicht in der Fachzeiteitschrift "Cerebral Cortex". 19 Teilnehmer waren Straftäter mit hohem Ausmaß an Psychopathischen Persönlichkeitszügen, 20 Männer mit ausgeprägtem Autismus und 20 als 'normal' eingestufte Kontrollpersonen.
Ihnen wurden Bilder mit Gesichtern gezeigt, die starke Emotionen wiedergaben.
Das zusammenfassende Ergebnis dieser Studie war, dass sowohl bei den Autisten, wie bei den Psychopathen schwächere Reaktionen im somatomotorischen Bereich des Gehirns (der für die Steuerung und Kontrolle der bewussten, willkürlichen Bewegungen des Körpers zuständig ist) festzustellen waren im Vergleich zu den klinisch unauffälligen ('normalen') Personen. Dieser Effekt war aber bei den Psychopathen wesentlich stärker ausgeprägt.

"Psychopathy was associated with reduced somatomotor responses to almost all expressions, while participants with autism demonstrated less marked and emotion-specific alterations in the somatomotor area. These data suggest that psychopathy and autism involve both common and distinct functional alterations in the brain networks involved in the socioemotional processing. The alterations are more profound in psychopathy, ..."

https://academic.oup.com/cercor/article/33/2/374/6553595

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Nein.

Autismus ist neurologisch, das andere psychisch.


Tamtamy  16.09.2024, 16:06

So einfach ist es nun doch nicht ... (s. meinen Beitrag)

Skaterpikachu  16.09.2024, 16:11
@Tamtamy

Also ist es so wie eine möglich Begleiterkrankung? Oftmals gibt es ja noch Gesichtsblindheit bei Autisten.

Tamtamy  16.09.2024, 17:16
@Skaterpikachu

Direkt als 'Begleiterkrankung' ist mir das nicht bekannt.

Die Frage HIER richtete sich ALLGEMEIN auf einen ZUSAMMENHANG zwischen diesen beiden Phänomenen.Die genannte Studie war auf Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede in der Reaktion des Gehirns auf gefühls- ('emotions'-)haltiges Reizmaterial gerichtet. Das bedeutet nun überhaupt nicht, dass Autisten sich antisozial verhalten.Ich wollte nur darauf hinweisen, dass durchaus geforscht wird hinsichtlich der eventuellen Überschneidungen bei neuronalen Auffälligkeiten von sog. Psychopathen und Autisten.

Das sind zwei verschiedene Krankheiten, die nichts miteinander zu tun haben.

Nein. Hans Asperger sprach davon, hat aber nichts mit dem heutigen Verständnis der Dinge zu tun. Seit der Nazi-Zeit haben wir ein deutlich besseres und weniger voreingenommenes Verständnis von so einigem. Autismus ist keine Psychopathie, noch sind davon betroffene Menschen inhärent eine Gefahr für sich oder andere oder des Lebens unwürdig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Asperger#Arbeiten_zu_Autismus

Er selbst nannte die Störung „autistische Psychopathie“. Das Wort „autistisch“ entlieh er von Eugen Bleuler, der damit bestimmte Eigenschaften der Schizophrenie beschrieb, um „die Einengung der Person und ihrer Reaktionen auf sich selbst und die damit verbundene Beschränkung der Re-Aktionen auf die Reize der Umwelt“ zu verdeutlichen. Den Begriff „Psychopathie“ würde man heute am ehesten mit „ Persönlichkeitsstörung“ übersetzen.

Auch sonst gibt es keinen bedeutenden Zusammenhang.


Ramin2025 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 15:46

Danke für den Link sehr informativ und hilfreich.

Nein, und der Begriff „Asperger-Autismus“ wird heute auch kaum noch verwendet. Im 3. Reich wurden auch Autisten verfolgt. Asperger war ein Nazi und hat die Meinung vertreten: „Die mit dieser speziellen Form können wir noch gebrauchen, der Rest kann weg.“ Deswegen werden alle Formen von Autismus unter „Autismus-Spektrum-Störung“ - kurz ASS - zusammengefasst.