Exmatrikulation: Selbstmord adäquat?
Guten Abend, Community.
Ich habe Mist gebaut. Ich bin seit letztem Oktober in der örtlichen Universität eingeschrieben. Habe dort auch meine ersten beiden Semester erfolgreich absolviert. Gerade sind Semesterferien. In solchen Zeiten tendiere ich dazu, mein Email-Postfach nicht zu lesen (wer will den schon was von einem Studenten in dieser Zeit?).
Mein Vater hat sich bereit erklärt, meine Semesterbeiträge zu zahlen solange die Leistungen stimmen und ich auch bereit bin, die Uni regelmäßig zu besuchen.
Ich sah gestern in mein Postfach, da dieses schon länger nicht mehr kontrolliert wurde. Die Uni hat mir vor zwei Wochen geschrieben, dass die Zahlung des Semesterbeitrages noch ausstünde und vorgestern erhielt ich meinen Exmatrikulationsbescheid. Ab dem 1.10.19 tritt die Exmatrikulation von Amts wegen in Kraft.
Selbstverständlich war ich überrascht. Und wütend. Wütend auf mich, weil ich nicht mein Postfach checke und sich diese Situation einfach vermeiden ließe, und auf meinen Vater, da er offensichtlich nicht den Beitrag überwiesen hat.
Auf Nachfrage teilte mir die Uni mit, dass anstelle der jetzigen 322,18€ nur 319,15€ überwiesen wurden. Letzteres stellte den Beitrag für das Sommersemester 2019 dar. Die Differenz beläuft sich also auf 3,03€. Scheinbar aus Bequemlichkeit und aus Faulheit, die aktuelle Überweisungsanleitung, die ich ihm per Mail zukommen ließ, zu lesen, überwies mein Vater die ältere Summe.
Kurzum: Mir geht es furchtbar. Die Uni war so ziemlich das letzte und das einzige, was mich beschäftigt hat und mit die einzige Möglichkeit für mich, Kontakt zu Menschen in meinem Alter (20) aufzunehmen. Ich bin in solchen Dingen nämlich nicht wirklich gut. Ich fühle mich, als hätte ich versagt und einen unverzeihlichen Fehler begangen. Mein Vater möchte das noch diese Woche mit der Uni klären, obwohl alle Fristen, die dies möglich gemacht hätten, bereits verstrichen sind. Dies habe ich ihm auch erklärt.
Ich spiele mehr als sonst mit dem Gedanken, mir das Leben zu nehmen, weil ich versagt habe. Meine Zukunft wirkt bedrohlich auf mich und es gibt nichts, was das ändern kann.
Was haltet ihr von der Situation? Denke ich zu absolut? Soll ich wirklich, wie meine Eltern sagen, "abwarten"?
Diese Seite erschien mir nicht besser als jede andere, um darüber zu schreiben.
Liebe/r Kugellagerist,
Deine Situation klingt für mich sehr besorgniserregend. Sprich bitte unbedingt mit einem Menschen darüber, dem Du vertraust! Das kann ein guter Freund, ein Verwandter oder zum Beispiel auch eine Vertrauensperson aus der Schule sein.
Du kannst Dich zudem jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Dort ist rund um die Uhr jemand erreichbar und Du hast die Möglichkeit, ein anonymes und vertrauliches Gespräch zu führen: 0800/1110111 oder 0800/1110222 (gebührenfrei aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz).
Auf der Webseite der Seelsorge kannst Du auch chatten, falls Du das lieber möchtest: http://www.telefonseelsorge.de/
Das Wichtigste ist jetzt: Überstürze nichts! Tu nichts, was Dich in Gefahr bringt und was Du nicht rückgängig machen kannst!
An den Beiträgen anderer beobachten wir, dass es vielen Menschen sehr ähnlich wie Dir geht. Du bist nicht alleine; es gibt immer einen Weg in eine bessere Situation. Oft braucht man nur jemanden, der einem hilft, ihn zu finden. Rede deshalb schnell mit jemandem über Deine Gedanken und gib niemals auf!
Auf dieser Seite https://www.gutefrage.net/aktion/suizid-hilfe-bei-selbstmordgedanken/ haben wir für Dich weitere wichtige Hotlines, Links und Tipps zusammengestellt.
Zögere im Notfall bitte auch nicht, den Notruf 112 zu wählen!
Alles Gute!
Sonja vom gutefrage Support
11 Antworten
Abwarten! Man kann vieles immer noch regeln, und wenn es mit Studium nicht klappt, es gibt auch noch andere tolle Jobs und ein klängeres Studium kostet dich letztlich auch Beitragsjahre bei der Rente, da kann tatsächlich ohne Studium letztlich sogar ne bessere rente raus springen
Mag sein, aber die Branche, der ich beitreten möchte (Journalismus), benötigt ein abgeschlossenes Studium.
Außerdem fühle ich mich irgendwie so, als hätte ich außerhalb meiner Möglichkeiten agiert, wenn ich nicht studiere.
Das Leben zu nehmen halte ich doch für etwas übertrieben. Es ist natürlich ärgerlich, aber du kannst nicht viel dafür. Du wirst es deinen Eltern Beichten müssen, aber es gibt wesentlich schlimmeres, als Exmatrikuliert zu werden.
Meine Eltern WISSEN es ja. Ich habe den gestrigen Vormittag damit verbracht, meinen Vater anzuschreien.
Ich bin (aufgrund meiner Erfahrung als ehemaliger Leiter einer Hochschulstudienberatungsstelle) vorsichtig optimistisch, dass sich da noch etwas machen lässt. Der Sachbearbeiter im Sekretariat wird sich vermutlich stur stellen. Geh´ zum Leiter der Zentralen (Allgemeinen) Studienberatung und bitte ihn um Hilfe. Wenn da nichts geht, dann versuch´ eine Gespräch mit dem Kanzler der Hochschule zu führen. Der Kanzler ist der oberste Chef der Verwaltung und könnte natürlich auch Entscheidungen korrigieren.Wichtig ist, dass Du schnellstmöglich Widerspruch gegen die Exmatrikulation einlegst! Die Exmatrikulation bei einer staatlichen Hochschule ist ein Verwaltungsakt und die erste Maßnahme dagegen ist der Widerspruch (Einschreiben mit Rückschein). Die Exmatrikulation muss eine Belehrung über die Möglichkeit eines Widerspruchs enthalten. Widerspruchsfrist ist in der Regel ein Monat. Falls dem Widerspruch nicht abgeholfen wird, könntest Du zum Verwaltungsgericht gehen (aber da bräuchtest Du Hilfe von einem spezialisierten Rechtsanwalt). Im äußersten Notfall würde ich versuchen, einen Journalisten einer örtlichen Zeitung für den Fall zu interessieren. Ein passender Artikel in der örtlichen Tageszeitung würde dem Präsidenten der Hochschule sicher nicht gefallen und er könnte evtl bereit sein, dir zu helfen. Also, nicht verzweifeln, aktiv werden!
Diese Frist, von der du sprichst, ist bereits abgelaufen. Ich habe die Exmatrikulationsbescheinigung schon. Sie tritt mit dem 1. Oktober in Kraft.
Außerdem: Empfiehlst du mir, den Universitätspräsidenten zu erpressen?
Blödsinn! Du wirst dir sicher nicht wegen EUR 3.03 das Leben nehmen! Ein bisschen mehr bist du schon wert.
Am Montag gehst du zum zuständigen Dekan (oder wie der bei euch heisst) und klärst die Sache auf: "Missverständnis." "Ich war in den Ferien und habe die E-mails nicht gelesen." "Wie muss ich vorgehen?"
Die werden sich wegen sowas bestimmt nicht rauswerfen. Vermutlich könnten sie das juristisch schon nicht. Und selbst wenn sie darauf bestehen, dass du exmatrikuliert sind, sollen sie dir sagen, wie du nun weiter machen sollst, wenn du das Studium doch abschliessen willst. Die Universität hat kein Interesse, interessierte Studenten wegen sowas auszuschliessen.
Wenn du ein Jahr studiert hast, hat das einige Tausend Euro gekostet. Eine Uni hat kein Interesse, dass Studien abgebrochen werden.
Also wenn du wirklich daran denkst dir das Leben zu nehmen, dann hast du noch ganz andere Probleme als einen fehlenden Semesterbeitrag.
Wenn das erst vor 2 Wochen war, dann sind Unis in der Regel auch noch so kulant und lassen auch noch mit sich reden. So war das zumindest bei mir so. Vielleicht ist das ja bei dir auch möglich. Welche Uni ist es denn, wenn ich fragen darf?
Ansonsten würde ich mir da jetzt keinen Kopf machen. Ist ja jetzt nicht so als wäre dein ganzes Leben kaputt, nur weil du mal einen Sembeitrag nicht gezahlt hast :)
Das ist die JGU in Mainz. Der Exmatrikulationsbescheid kam am 3. September.
Also laut der Seite:
Wenn Sie die Frist zur Zahlung des Semesterbeitrages nicht eingehalten haben, erhalten Sie Ende Januar / Ende Juli einen Bescheid über die Exmatrikulation von Amts wegen in Jogustine ("Service" > "Meine Dokumente"); über die Bereitstellung des Bescheides werden Sie per E-Mail an Ihre studentische E-Mail-Adresse informiert. Sie können den ausstehenden Beitrag (und ggf. anfallende Studiengebühren) plus Säumnisgebühr noch bis zur im Bescheid genannten Frist zahlen.
Beachten Sie hierbei, dass die verspätete Rückmeldung auch zur verspäteten Bereitstellung des Semestertickets und der Studienbescheinigungen führen kann.
Diese Frist ist aber vor ein paar Tagen abgelaufen.
Interesse des Studenten ist doch in diesem Fall komplett zweitrangig, oder? Ich mein, in deren Augen bin ich der Idiot, der es nicht auf die Reihe bekommt, Geld alle drei Monate zu überweisen.
Die tun doch dort auch bloß ihren Job.