"Das ist nicht realistisch"?

1 Antwort

Du klingst mir ein bisschen so, als bist du ein unwissender Berufsneuling, der nicht so viel Ahnung zur heutigen Wirtschaft hat.

Ja, es gibt Ziele die absolut unrealistisch und unerreichbar sind, ganz klar.

Nein, nicht ganz klar! Wer schon so denkt, der wird seinen Traumberuf wahrscheinlich nie bekommen, oder nur durch einen sehr dummen Zufall. Das ist aber auch nicht mehr so wie vor 40 Jahren, wo du einfach gekommen bist, und man dich in eine neue Arbeit eingewiesen hat, und dann war das dein Beruf bzw. Job.

Sondern, heutzutage benötigst du oft Grundqualifikationen, ohne die du es eher schwer haben wirst. Entweder du erfüllst diese Grundqualifikationen, oder du findest einen Arbeitgeber der dich als Mensch bewertet, und nicht als Roboter in dem Sinne.

Aber warum gibt es Leute die so pessimistisch sind, dass sie denken auch normalere Ziele sind völlig unrealistisch?

Pessimistische Menschen sind oft eher irgendwo auch mit sich selber unzufrieden, weil sie nie Erfolg hatten, oder auf den Erfolg anderer neidisch sind. Es ist naheliegend, dass sie damit ihr Gefühl der Unerreichbarkeit kompensieren wollen. Ich habe in meinem Leben bisher gelernt, wenn du ein Ziel hast, und dieses Ziel keinem anderen schadet, dann gehe alle Wege, um dieses Ziel auch zu erreichen. Hör dabei nicht auf Menschen, die dir sagen, dass man dies oder jenes nicht schaffen könnte.

Sagen wir z.b. mal langfristig finanzielle stabilität zu erreichen, bescheidener wohlstand aufbauen. (Nicht superreich)
Da gibt es trotzdem gar nicht so wenige Leute die sagen würde, vergiss es, ist nicht realistisch.

Es gibt auch in unserer Gesellschaft diese Menschen, für die gibt es nur das einfarbige Leben als Angestellter in einem der vielen Basic-Jobs, die dich aber nicht an der Karriereleiter nach oben steigen lassen, sondern nur über Wasser halten lassen. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Vielleicht kommen sie auch aus einem Elternhaus, in dem sie nur gelernt haben: Arbeiten, Arbeiten und Arbeiten. Glücklich sein, Erfolg haben: kaum vorhanden.

Es können aber auch wiederum Menschen sein, die da damit ihr Gefühl der Unerreichbarkeit kompensieren wollen. Für einen Narzisst (z.B.) der strikt nach seinem Weltbild lebt, für den ist sowas wie finanzielle Freiheit, Quatsch und eine Lüge. Hier könnte ich wahrscheinlich ganze Aufsätze zu schreiben, aber in den meisten Fällen ist es wie gesagt die eigene Unerreichbarkeit, die sich manche Menschen (teilweise) auch selbst einfahren, vor allem die, die gar nicht bereit sind an sich und an ihrem Leben etwas zu verändern.

Oder vielleicht in ein paar Jahrzehnten ein kleines Haus besitzen. Da gibt es trotzdem viele Leute Online die sagen, völlig unmöglich heutzutage.

Was ist denn bei dir ein "kleines" Haus, würde mich mal interessieren? Es ist in der Tat so, dass ein Eigenheim mittlerweile seeeeehr teuer geworden ist. Und selbst wenn es "nur" 650.000 € kostet, zahlst du diese Summe mit einer monatlichen Rate von mindestens 1.800,00 € bis 2.000,00 € zurück.

Ein Ehepaar ohne Kinder mag sich, das vielleicht leisten können. Aber sobald Kinder im Spiel sind, brauchen beide wirklich gut bezahlte Jobs. Wenn wir mal davon ausgehen angenommen beide verdienen jeweils 1.850,00 € Netto. Dann haben sie zusammen 3.700,00 € zum Leben. Und wenn davon schon 2.000,00 € nur für die Kreditrate weggehen, bleiben gerade mal noch 1.700,00 € zum Leben übrig.

Als Ehepaar ohne Kinder mag sich das irgendwie schon bezahlt machen. Aber wenn du wie gesagt Kinder hast, dann wird es mit 1.700,00 € echt schwierig. Und das ist halt das traurige. Vor 3-4 Jahren war das bei einem Ehepaar selbst mit Kindern noch eine Relationssache. Mittlerweile eher Faktensache.

Oder eine Familie sich zu leisten.

Weißt du denn, was Kinder kosten? Das ist eine teils kostspielige Angelegenheit. Kinder brauchen ein gutes Zuhause, an dem sie sich gut entwickeln können, und Kinder haben auch Bedürfnisse, sie haben aber auch Voraussetzungen. Schulzeug, Klamotten kaufen, Kochgeld, Bastelgeld, am Anfang, Kita-Gebühren, in der Schule evtl. Essenskosten. Alleine Krankenversicherung für Kinder, nicht unbedingt die aller günstigste Angelegenheit.

Diese Leute glauben auch, dass die 70er oder 80er die goldenen Jahre waren, und damals konnte angeblich jeder ein Haus leisten, und war besser dran.

Da muss ich dir auch sagen, dass das (in der Regel) zu 80-85 % so war. Das Leben hatte damals noch Qualität, und du konntest dir sicher auch von einem Angestelltenverhältnis ein Haus leisten, selbst als Single. Heutzutage eigentlich unmöglich, wenn du nicht 4.000,00 € Netto mindestens verdienst.

Die Leute waren auch noch viel mehr arbeiten, weil du dir dann auch noch was leisten konntest. Du musstest nicht jeden Cent zweimal umdrehen.

Das sind auch die Leute die glauben Gen Z hat es besonders schwierig und schlimm.

Haben sie es auch. Die junge Generation will Work-Life-Balance, und anständig bezahlt werden (min. 3.0k Brutto wären ein Idealansatz). Die Arbeitgeber hingegen wollen nur Arbeitskräfte für ein Mindestmaß an Bezahlung einstellen, und erwarten aber Leistungen, die in dieser Bezahlung nicht zumutbar sind. Und oft wird dann gleich das Wort "Fachkräftemangel" in den Mund genommen, nur um diese nicht vorhandene Bereitschaft faire Löhne zu zahlen, zu verteidigen. Wir haben in Deutschland keinen Fachkräftemangel. Fachkräfte gibts genug, sie sitzen nur alle Zuhause, weil sie sich eben nicht ausbeuten lassen.

Wir haben in Deutschland einen ARBEITSKRÄFTEMANGEL an Personal. Und würden die Arbeitgeber nicht die Schuld dafür an der Gen-Z suchen, sondern begreifen, dass harte Arbeit auch hart bezahlt gehört, dann hätten wir diesen Arbeitskräftemangel nicht. Wenn heute eine Lagerlogistik, Leute sucht, die Mo.-Fr. sich die Füße tot rackern, am Sa. noch arbeiten kommen, und das jeden Tag 8 Stunden, und dann aber nur 2.750,00 € Brutto anbieten, ja sorry … dann musst du dich eben alleine hinstellen. Für das Geld kommt da keiner arbeiten.

Aber stimmt es wirklich, dass heutzutage sowas unmöglich ist, und deswegen Lohnt es sich nicht im Beruf etc. anzustrengen?

Nehmen wir mal ein realistisches (typisches) Berufsbeispiel: Kommissionierer. Diese Leute sollen 8 Stunden am Tag arbeiten, und das 5 Tage die Woche in der Basisarbeitszeit. Im Monat sind das 173,20 Arbeitsstunden. Regel-Gehalt eines Kommissionierers liegt meistens bei 14,00 € die Stunde. Was sind das dann Brutto?

2.424,80 €. So, dann ziehst du davon mal 35,16 % ab, das ist das, was von deinem Brutto weggeht, und Netto kommen wir raus bei 1.572,25 €. Vor 4 Jahren vielleicht noch ein Gehalt, welches anschaubar war. Aber mittlerweile nicht mehr. Und wenn du dir alleine anguckst, was kosten Mieten, was kostet Strom, Wasser etc.? Telefon, Internet, Freizeit usw., vielleicht brauchst du auch mal neue Schuhe, was bleibt da am Ende übrig? Vielleicht voll gespuckte, lächerliche 150 € im größeren Fall.

Wer will da (besonders aus der jungen Generation) noch arbeiten gehen? Aber ein Problem ist, da auch, dass in Deutschland Sozialabgaben und Steuern am höchsten sind.

Manche sagen ja Bürgergeld lohnt sich mehr.

501 Euro zum Leben, wenn ich mich nicht täusche. Miete wurde zwar schon übernommen, aber du musst trotzdem selbstständig von diesen 501 Euro:

– Stromkosten

– Wasserkosten

– Telefon & Internet

– Essen & Trinken

– Heizung

usw. bezahlen. Das ist nur sehr knapp bemessen. Da bleibt dir nichts übrig. Vielleicht 40 € wenn es hochkommt.

Die Sozialgesellschaft in Deutschland ist so ausgelegt, wer aus wohlhabenden Umständen kommt, Eltern, die viel Geld hatten, selbstständig waren, diejenigen werden es vermutlich selbst auch werden, weil sie eine gute Erziehung genossen haben und sozial nicht abgerutscht sind, nach der Schule Saftschubse oder Lagerist zu werden.

Wer aus Arbeiter-Verhältnissen kommt, wo die Eltern von morgens bis abends nur arbeiten gewesen sind, keinen guten Job hatten, der wird es selber wahrscheinlich werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung