Braucht man Angst davor haben getröstet zu werden?

5 Antworten

Generell nicht, außer es wären falsche Tröster, die es in Wirklichkeit auf etwas anderes abgesehen haben und nur so tun, als hätten sie Mitleid oder Mitgefühl.

Welche psychische Erkrankung könnte es handeln, wenn man Angst hat getröstet zu werden und man nicht getröstet werden möchte?

Das ist nicht direkt eine psychische Erkrankung.

Je nachdem, was Du erwartest, was passiert, wenn Du getröstet wirst, ist die Angst ja verständlich. Man macht sich ja beim Weinen durchaus verletzlich und offenbart sein Inneres einer anderen Person. Dann ist es natürlich wichtig, dass dsa bei der anderen Person auch gut aufgehoben ist, und sie z.B. akzeptierend damit umgeht und dich nicht verurteilt, attackiert, verspottet oder Ähnliches.

Müsste man bei diesem Problemen zum einen Psychotherapeuten? Was wird er da machen?

Das allein ist noch kein Grund für Psychotherapie.

Er würde vor allem mit Dir zusammen herausarbeiten, was die Befürchtungen sind, wenn Du getröstet wirst: was passieren könnte. Und wenn Du weinst, würde er Dich u.A. auf eine Art trösten, dass diese Dinge eben nicht eintreten (das nennt man dann eine korrektive Erfahrung).


JungerKind 
Beitragsersteller
 11.09.2024, 22:49

Warum macht man sich durch Weinen durchaus verletzlich?

Und warum offenbart man somit sein Inneres anderer Person? Was bedeutet das?

blechkuebel  11.09.2024, 23:40
@JungerKind
Warum macht man sich durch Weinen durchaus verletzlich?

Wer weint, erlebt ja schmerzhafte Gefühle. Wenn jemand damit schlecht umgeht, also z.B. Dich auslacht, dann kann einen das besonders kränken.

Und warum offenbart man somit sein Inneres anderer Person? Was bedeutet das?

Weinen ist ein starkes Signal an Andere und macht Anderen sehr deutlich, wie es Dir geht. Sie kriegen direkt mit, dass Du traurig bist. Das meine ich mit "sein Inneres offenbaren": Anderen zeigen, wie es Dir geht und was Du fühlst. Und das tust Du durch das Weinen.

blechkuebel  12.09.2024, 07:53
@JungerKind

"Ausgelacht" meinst Du?

Normalerweise wird man das nicht. Erst recht nicht von einem Therapeuten.

Aber Du sagst ja, dass Du Angst davor hast, getröstet zu werden. Und da kann man ja sich fragen, warum Du davor Angst hast. Man kann sich fragen, was passieren könnte, wenn Du getröstet wirst. Und häufig hat man deswegen Angst, weil man irgendwelche schlimmen Befürchtungen hat, was dann passieren könnte. Welche Befürchtungen Du hast und ob Du welche hast, weiß ich nicht. Man kann z.B. Angst haben, dass man ausgelacht wird. Dann wäre klar, dass man Angst davor hat, getröstet zu werden. Aber ob Du davor Angst hast, oder warum Du überhaupt Angst davor hast, getröstet zu werden, weiß ich nicht.

Kommt ganz darauf an, wer einen trösten will. Ich habe das selbst während meiner Krebserkrankung erlebt, wie mich Menschen trösten wollten und mich dabei zu missionieren versuchten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

JungerKind 
Beitragsersteller
 12.09.2024, 11:44

Wie haben sie dich versucht zu missionieren? Wie hast du dich gefühi, als du getröstet wurdest?

Vielleicht hast du ein generelles Problem mit Nähe und es ist dir deswegen unangenehm. Es kann auch einfach sein, dass du ein gestörtes Weltbild hast durch verschiedene einschneidende Erfahrungen mit anderen Menschen und die Menschen eher als grundsätzlich böse und bedrohlich wahrnimmst statt gut oder neutral / unvoreingenommen.


JungerKind 
Beitragsersteller
 12.09.2024, 17:38

Könnte das eine Posttraumatische Belastungsstörung sein?

Thomas Richter  12.09.2024, 18:43
@JungerKind

das kommt mitunter oft bei Betroffenen vor, die eine PTBS haben, vor allem, wenn die traumatischen Ereignisse oder das Ereignis früh in der Kindheit oder im Jugendalter passiert ist und sich dann dementsprechend das gesamte Weltbild von seinen Mitmenschen ändert

JungerKind 
Beitragsersteller
 12.09.2024, 19:40
@Thomas Richter

Und weint man häufig bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung?

Thomas Richter  12.09.2024, 19:43
@JungerKind

das ist unterschiedlich und hängt auch davon ab wie stabil man aktuell ist. Manche Betroffene weinen viel, andere haben jedoch große Probleme Gefühle überhaupt zuzulassen und wahrzunehmen

Es KANN sich um soziale Ängste oder ein Trauma handeln. Aber ebenso kann es einfach nur an schlechten Erfahrungen liegen. Und die lösen nicht automatisch Erkrankungen aus.

Bei mir liegt es zb daran, dass ich es gewohnt bin, dass beim trösten das berühmte Messer in den Rücken kommt. Heißt, erst wird verständnisvoll getan, bis ich meine Mauern runterfahre, mich ausheule, dann wird mir die Schuld gegeben, meine Gefühle werden mir abgesprochen oä. Da hat man natürlich kein Interesse dran.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe einen bunten Blumenstrauß an psychischen Erkrankungen.

JungerKind 
Beitragsersteller
 12.09.2024, 11:45

Sind schlechte Erfahrungen auch Trauma?

Loka95  12.09.2024, 11:53
@JungerKind

Nicht automatisch, nein. Es kann zu einem Trauma führen, aber nur in Extremfällen.

Loka95  12.09.2024, 11:59
@JungerKind

Jeder Mensch macht schlechte Erfahrungen, das ist vollkommen normal. Ein Trauma wird es, wenn jahrelang massiver Druck ausgeübt wird und man daran zerbricht. Nicht jede schlechte Erfahrung dauert lange an oder ist wirklich extrem schlimm, nicht jeder zerbricht.

Ein Trauma zu erkennen ist für Laien nicht so einfach. Im Grunde kann man sagen, dass wenn man noch Jahre später massive Ängste zb hat, die einen einschränken, besteht ein Hinweis, dass ein Trauma vorhanden sein könnte.