Warum verklären viele Menschen die Vergangenheit?
Auch in den 1980 ern gab es in Deutschland Terroranschläge. Es gab reichlich Morde, Gruppenvergewaltigungen usw.. Aber heute wollen manche das alles als ganz neues Phänomen darstellen. Warum?
7 Antworten
Ich gehe mit dir überein - früher war nicht alles besser, ganz im Gegenteil. Das mag einem heute vielleicht so vorkommen, weil man oft das Negative verdrängt und nur das Gute in Erinnerung hat. Außerdem war die Medienlandschaft früher ruhiger - von diesen Verbrechen erfuhr man bei Eduard Zimmermann im "Aktenzeichen XY" und in der Bildzeitung usw., das war's - heute ist die Gesellschaft sehr überreizt in Sachen Medien.
Mir fällt dazu noch ein Zitat von Sir Peter Ustinov ein: "Heute sind die guten alten Zeiten, die wir uns in zehn Jahren zurück wünschen" - so heißt es da sinngemäß.
Ich denke aber auch, dass die heutigen Zeiten unsicherer sind denn je und da vielleicht der Hund begraben liegt. Man sehnt sich nach Sicherheit und Geborgenheit - und viele denken dann an ihre Vergangenheit, das kann insofern beruhigend sein, weil man die Vergangenheit nicht mehr beeinflussen kann.
Die Vergangenheit kennt man schon. Das Gute bleibt in Erinnerung, das weniger Erfolgreiche verdrängt man, in der Zukunft liegt vieles das wir nicht kennen. Unbekanntes mag nicht jeder.
In den 80ern waren die Kriminalitätszahlen auch hoch. Aber es kommt darauf was gemeint ist und wann. Ich habe noch nie gehört, dass wenn bei dem Satz "früher war alles besser" bei der Kriminalität die 80er Jahre genannt wurden...eher die 50er oder 60er Jahre. Und die waren tatsächlich besser in dieser Hinsicht (und man könnte auch die zweite Hälfte der 90er, die 2000er und 2010er noch nennen). Die 80er Jahre werden in anderen Dingen als besser bzw. gute alte Zeiten angesehen: Musik, Umgang der Menschen im Allgemeinen miteinander, Filme, mehr Homogenität, bessere Wirtschaft als jetzt im Moment, mehr Pünktlichkeit bei Zügen, mehr Service von Staat und Privatwirtschaft (vor allem ohne Zusatzgebühren bzw. mit weniger) und bei denjenigen, die der DDR hinterher weinen, eben diese. Ansonsten stimme ich auch mit rotesand überein.
1964 gab es auch mehr Mord und Totschlag als 2023, in absoluten Zahlen, und wenn man bedenkt, dass damals die Bevölkerungszahl der BRD unter 60 Millionen lag, wird die Rate nochmal deutlich höher.
Na ja, die 60er Jahre bestehen ja nicht nur aus dem Jahr 1964....und auch nicht nur aus zwei, drei weiteren Jahren...
Ich gucke gern auch noch in jedes weitere Jahr der 60er. Die Raten waren da immer ungefähr gleich.
Zeig das mal bitte mit Quellen....Ausserdem würde es nichts daran ändern, dass viele Menschen tatsächlich eher die 50er und 60er Jahre als sicher(er) angesehen haben
Dass die Leute es so gesehen haben ist ja genau der Punkt: Es war ja nunmal dennoch nicht so.
Eigentlich müsste man auch noch die Kindstötungen nach §217 dazuzählen, den gibt es nicht mehr, die entsprechenden Fälle werden heute idR als Totschlag verhandelt. Also, Mord, Totschlag, und Kindestötung in vollendeten Fällen für alle Jahre der 60er:
1960: 454
1961: 473
1962: 486
1963: 525
1964: 571
1965: 560
1966: 612
1967: 682
1968: 616
1969: 749
2023 waren es 556 Fälle, bei erheblich mehr Einwohnern.
Die Quellen sind die Polizeilichen Kriminalstatistiken des BKA
Es ist kein neues Phänomen. Aber die Zahlen steigen …
Sehe ich nicht so. Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung ist es bereinigt um den Osten gleich geblieben. Bei Mord sinken die Zahlen seit den 1990 ern 1993 lag die Mordrate bei 1,6 je 100.000 EW 2023 bei 0,8 also die Hälfte.
Bei gefährlicher und schwerer Körperveletzung hast du Recht. Das ist mehr als in den 2980 ern auch bereinigt um den Osten.
Mord und Totschlag sind allerdings deutlich zurückgegangen.
Warum verklären viele Menschen die Vergangenheit?
Das ist ziemlich normal und nennt sich Retromanie oder Nostalgie
Danke dir. Aber viele nutzen das um die heutige Situation als furchtbar darzustellen. Gehört das auch mit dazu?
Klar, nicht immer absichtlich, aber jeder hat doch schon mal den Spruch gehört "Früher war alles besser"
Danke für den Zuspruch und herzliche Grüße für dich.