Warum identifizieren sich eingebürgerte Deutsche weiterhin als Ausländer?

5 Antworten

Weil viele Nationalstolz mögen der ist hier aber scheinbar nicht vorhanden.

Eingebürgerte Deutsche tragen oft eine doppelte Identität in sich. Einerseits sind sie durch den Einbürgerungsprozess Teil der deutschen Gesellschaft geworden und fühlen sich dieser verbunden. Andererseits haben sie oft tiefe Wurzeln in ihrer Herkunftskultur und identifizieren sich auch mit dieser.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Warum? Wieviele Bayern, Friesen, Balina etc. bezeichnen sich auch nicht als "Deutsche"?

Wo ist Dein Problem? Zahlen die ihre Steuern nicht? Wählen sie in deinen Augen die falsche Partei?...

Weil sie es mehrheitlich sind.

Sieht auch jeder so der nicht hartcore indoktriniert ist, inklusive - wie du erkannt hast - sie selbst.

Man profitiert halt von Deutschland. Andererseits trifft dies nicht auf alle Völker zu. Die USA sind ein Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen geworden, aber viele verstehen sich auch als Amerikaner. Henryk M. Broder brachte mal das Beispiel mit den Polen in den USA:

https://www.youtube.com/watch?v=Gka3IheVooc

Türken verstehen sich hingegen oftmals als Türken.


UnknownUser293  27.09.2024, 06:26

Eigentlich bin ich bessere Beiträge von dir gewohnt.

Kannst du mir mal erklären, inwiefern es einem Land nützt, wenn Leute sich assimilieren? Die Geschichte der USA basiert auf Einwanderung, Vertreibung und Kolonialisierung des amerikanischen Kontinents, die Nachfahren der Kolonialisten können anderen Migranten schlecht vorschreiben, dass sie sich nicht als Amerikaner zu identifizieren haben. Das ist mit Deutschland schlecht vergleichbar.

Im Gegenzug ignorierst du die Erfahrung vieler Migranten, die - egal was sie tun - Ablehnung erleben. Abgesehen davon, und das ist mir besonders wichtig, verstehe ich diesen irrationalen Wunsch nicht, Assimilierung von Menschen zu erwarten, wenn eben diese Assimilierung zu einer Entfremdung von den eigenen Wurzeln führt, die noch dazu KEINEN positiven Effekt auf das Land hat.

Es ist doch nicht so, dass jemand sich für ein Land entscheiden muss und andernfalls ein Verräter oder schlechter Mensch ist. Schau dir die Assimilierungspolitik Russlands an, die verschiedenen Nachbarstaaten Russlands und Völker in Russland selbst HASSEN die Russen teilweise richtig. Funktioniert nicht.

Die Aussage, man profitiere doch von Deutschland, finde ich vor allem in Anbetracht der Tatsache lustig, dass Deutschland seit Jahrzehnten ebenso von Migranten profitiert und auch aktuell die Werbetrommel für Fachkräfte aus dem Ausland rührt. Das ist eine wechselseitige Beziehung, die nicht voraussetzt, dass Leute ihre Wurzeln aufgeben.

Schau doch eher auf folgende Sachen: Zahlt dieser Mensch Steuern? Ist er ein gesetzestreuer Bürger? Respektiert er die hiesige Kultur?

Wenn du diese Fragen mit einem Ja beantworten kannst, dann sollte man diesen Menschen mit Kusshand aufnehmen, und wenn er sich als Spaghettimonster identifiziert.

BelfastChild  27.09.2024, 06:37
@UnknownUser293

Man muss sich nicht zu 100 Prozent assimilieren, klar. Aber wenn einige Türken sich zu "100 Prozent" als Türken identifizieren, kann es auch zu einer mangelnden Integration führen. Die Ampel will gar für die Gastarbeitergeneration das Sprachniveau zwecks Einbürgerung senken. Ich finde das falsch.

Und Deutschland profitiert selbstverständlich auch von Zuwanderung - jedoch ist Zuwanderung nicht gleich Zuwanderung! Auch hier hilft ein Vergleich der beiden größten zugewanderten Bevölkerungsgruppen in Deutschland: Polen und Türken. Polen sind sehr gut integriert, fallen kaum auf. Mit Türken gibt es indes teilweise große Probleme und sie könnten auch besser gebildet respektive qualifiziert sein:

Die Feuerwehr will gezielt Migranten, speziell Türken anwerben und dafür auch das Niveau ihrer Einstellungsbedingungen senken. Das bestätigte Feuerwehrsprecher Stephan Fleischer. „Wir haben eine Projektgruppe, die sich gezielt um die Gewinnung von Arbeitskräften mit Migrationshintergrund kümmern soll“, so Fleischer. Er räumte auch ein, dass diese anders behandelt werden sollen als die Deutschen. „Wir wollen sie direkt nach der Schule anwerben und ihnen eine besondere Ausbildung zukommen lassen.“ Denn hier liegt für viele ausländischstämmige Bewerber das Problem: Die Feuerwehr verlangt viel. Wer in den Rettungsdienst oder zu den Brandbekämpfern will, muss nicht nur schwimmen können, körperlich fit sein und einen Führerschein besitzen, sondern auch eine Lehre in einem Handwerksberuf abgeschlossen haben – hohe Hürden, an denen besonders Migranten häufig scheitern.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/feuerwehr-will-gezielt-turken-anwerben-6832906.html

Siehe auch: https://youtu.be/u1fmH93jCpk?t=2246 (37:32 - 39:50)

Im Gegenzug ignorierst du die Erfahrung vieler Migranten, die - egal was sie tun - Ablehnung erleben. 

Also meine Erfahrungen sind da gegenteilig (bin aber selbst nicht biodeutsch).

UnknownUser293  27.09.2024, 07:01
@BelfastChild

Was sollen sie denn tun? 90% Türke und 10% Deutscher? Versetz dich mal in die Lage der Gastarbeitergeneration, die sind vor Jahrzehnten nach Deutschland gekommen und haben unter härtesten Bedingungen gearbeitet. Ich brauche dir nicht erklären, wie viel rassistischer die Gesellschaft damals war: Und bevor jetzt wieder irgendeine patriotische Schneeflocke rumheult, ich beziehe das nicht nur auf die deutsche Gesellschaft.

Damals wollten Deutsche nicht mal mit Gastarbeitern in einer Strasse zusammenwohnen, man hat die Leute in Wohnblöcke gesteckt, damit sie von der deutschen Gesellschaft abgekapselt werden. Auf der Arbeit gab es unfassbar viel Diskriminierung.

Schau dir doch mal die Undercover-Recherche von Günther Wallraff an, schau dir die Bedingungen an, unter denen diese Menschen gearbeitet haben.

Ich habe oft den Eindruck, dass Leute zwar gut und gerne darüber reden, wie sie die Leute haben wollen, aber wenig darüber nachdenken, welche Missstände zu bestimmten Folgen geführt haben. Man heult über die Sprachprobleme der älteren Generationen rum, denkt aber nicht darüber nach, wie Menschen Deutsch lernen sollen, wenn sie keinen Kontakt mit Deutschen haben.

Ich sehe das auch bei den Migranten, die heute nach DE kommen: Die fragen mich "Wie soll ich denn Deutsch lernen, ich kenne keinen einzigen Deutschen und bei mir auf der Arbeit sind alle wie ich, neu in Deutschland" - und der Mann hat doch Recht, ist das kein Systemfehler? Deutschlands Niedriglohnsektor fördert doch Zustände wie diese.

Polen sind sehr gut integriert, fallen kaum auf. Mit Türken gibt es indes teilweise große Probleme und sie könnten auch besser gebildet respektive qualifiziert sein:

Das ist Ansichtssache, ich habe auch schon Teams geleitet, die zum Grossteil aus Polen bestanden haben: Polen sind nicht weniger patriotisch als Türken. Bei Polen kommt auch hinzu, dass sie eigentlich Deutsche waren, aber aufgrund der neuen Grenzziehungen als Polen eingeordnet wurden. Meiner Erfahrung nach wissen viele Polen nur, wie sie sich wo geschickter zu verhalten haben und gehen fluider damit um, wie sie sich identifizieren. Das meine ich auch nicht böse, aber ich kenne keinen richtigen Polen aus meinem persönlichen Umfeld, der sich wirklich als Deutscher identifiziert. Und natürlich fallen sie weniger auf, weil sie Deutschen viel ähnlicher sehen, mehr Gemeinsamkeiten haben als die meisten Türken. Einem Türken siehst du die Herkunft direkt an, benimmt er sich daneben, fällt das natürlich eher auf, weil man im eigenen Land eben keine Migranten will, die Mist bauen.

Ich muss dich ja auch nicht an die Vorurteile erinnern, die viele Polen abkriegen, Stichwort Zappzarapp. Auch sie kriegen Diskriminierung ab.

Migranten, speziell Türken anwerben und dafür auch das Niveau ihrer Einstellungsbedingungen senken. 

Der Artikel ist 16 Jahre alt. Dann liegt das Problem bei den Vorurteilen der Feuerwehr. Inwiefern soll das Niveau für Leute gesenkt werden, die in 3. oder 4. Generation in Deutschland leben? Das ist Humbug. Schau dir die deutschen Universitäten an, überall Türken. Scheisse nochmal, ich korrigiere Hausarbeiten von Deutschen ohne Migrationshintergrund auf Sprachfehler. Ich habe mein Abitur als einer der Stufenbesten abgeschlossen, 4 von den 5 Stufenbesten hatten einen Migrationshintergrund. 2 davon waren Türken. Diese Debatte, dass irgendwer für mich bspw. irgendwelche Einstellungsbedingungen senken müsste, empfinde ich deshalb als sehr realitätsfern.

Also meine Erfahrungen sind da gegenteilig (bin aber selbst nicht biodeutsch).

Du kannst deine Erfahrungen haben, wenn du aus Belfast stammst, wirst du m.E. oft weniger Probleme haben als jemand aus Anatolien.

BelfastChild  27.09.2024, 07:33
@UnknownUser293
Schau dir die deutschen Universitäten an, überall Türken. 

Quellenmaterial wie der Mikrozensus sagen was ganz anderes. Deiner Meinung nach tragen also die Deutschen die Schuld. Finde ich interessant. Das wirkt alles etwas gutmenschlich.

UnknownUser293  27.09.2024, 07:50
@BelfastChild

Ist halt eine inhaltslose Aussage deinerseits, auf den Mikrozensus hinzuweisen und nicht zu konkretisieren. Damit kann ich nichts anfangen.

Deiner Meinung nach tragen also die Deutschen die Schuld. Finde ich interessant. Das wirkt alles etwas gutmenschlich.

Du gibst simple Antworten auf komplexe Probleme. Was heisst hier "Ich gebe den Deutschen die Schuld", sind Deutsche eine homogene Masse? Ich habe kein Problem mit Deutschen, genauso wenig wie mit jeder anderen Ethnie. Ich habe ein Problem mit schlechten Menschen.

Ich weise auf Missstände und Fehler hin, die nunmal gemacht wurden. Von der Regierung, von Teilen der Gesellschaft und so weiter. Das ist ja keine Frage von Meinungen, wir haben doch hierzu unzählige Berichte von Gastarbeitern, Bücher, Reportagen und Recherchen. Wenn du verstehen willst, wo genau weshalb Missstände herrschen, musst du Ursachenforschung betreiben.

Ich verstehe auch nicht, weshalb ein gescheiter Deutscher sich davon angegriffen fühlen sollte. Wie soll eine Gesellschaft sich denn weiterentwickeln, wenn keine Aufarbeitung stattfindet?

Nehmen wir als Beispiel die Unterbringung der Gastarbeiter, warum diskutieren wir hier über eine Schuldfrage, die sich überhaupt nicht mehr stellt, weil die Fehler bei der Unterbringung längst eingeräumt wurden?

Wie kann es sein, dass man Leute isoliert und sie gleichzeitig dafür kritisiert, dass bspw. ihre Integration verzögert stattfindet? Man hat diese Leute über Jahrzehnte vom Rest der Bevölkerung isoliert, sie wohnten eine nicht unerhebliche Zeit nur unter ihresgleichen. Es wurde kaum etwas getan, um eine gescheite Integration zu gewährleisten, weil man ja dem Irrglauben verfallen war, die Menschen würden nach DE kommen, sich was aufbauen und dann einfach verschwinden. Somit wurde auch keine soziale Infrastruktur geschaffen, die die Integration ermöglicht.

Anschliessend kam man und hat genau diesen Leuten, die man wie Paria behandelt hat, die Schaffung von Parallelgesellschaften vorgeworfen. So kann Integration gar nicht gelingen.

Erst in den letzten 20 Jahren hat sich einiges getan und die Nachkommen eben jener Gastarbeiter holen das nach, was ihren Vorfahren vergönnt war.

BelfastChild  27.09.2024, 07:55
@UnknownUser293

Ich teile deine Meinung nicht ganz. Wir haben auch heute noch massive Probleme, dies hat also nicht nur was mit einer verfehlten Politik in den 60ern oder so zu tun. Du scheinst jedoch gebildet und nett zu sein.

Ist halt eine inhaltslose Aussage deinerseits, auf den Mikrozensus hinzuweisen und nicht zu konkretisieren. Damit kann ich nichts anfangen.

Sarrazin berief sich hierauf, es gibt auch andere Untersuchungen hierzu. Konkrete Zahlen müsste ich jetzt nachschlagen. Perser sind oftmals sehr gut gebildet, über 60 Prozent hatten gar einen Hochschulabschluss. Natürlich hat das alles auch sozio-ökonomische Ursachen. Aber eben nicht nur.

UnknownUser293  27.09.2024, 08:04
@BelfastChild

Ich sehe keine massiven Probleme, wenn es um Türken geht. Sorry, beim besten Willen: Die, die ich kenne, sind oft genug Arbeitgeber oder haben wichtige Positionen in Unternehmen. Zumindest arbeiten sie, ich kenne ungelogen nicht einen arbeitslosen Türken in meinem Umfeld. Natürlich ist das nicht repräsentativ, sondern nur meine Erfahrung.

Ich bin immer nett, so gut es geht. Und wie gesagt, deine Antworten finde ich meist ganz gut, ich habe kein Problem mit dir und weiss auch, dass du keine rassistischen Gedanken pflegst.

Sarrazin berief sich hierauf, es gibt auch andere Untersuchungen hierzu. Konkrete Zahlen müsste ich jetzt nachschlagen. Perser sind oftmals sehr gut gebildet, über 60 Prozent hatten gar einen Hochschulabschluss.

Ja, aber das ist doch auch wieder zu kurz gedacht. Mal ganz davon abgesehen, dass Sarrazin m.E. ein Widerling ist, "Perser" gibt es so gesehen nicht. Die Region, in der Persisch gesprochen wird, ist ethnisch sehr vielfältig. Afghanen können wie Iraner als Perser angesehen werden, aber sind doch extrem unterschiedlich.

Ich vermute mal, dass du Iraner meinst: Hierzu muss man sagen, dass die meisten Iraner, die nach Deutschland flüchten, politische Flüchtlinge mit Akademikerhintergrund sind. Und ja, im Iran wird auch seit Ewigkeiten viel in Bildung investiert. Somit findet im Iran ein Brain-Drain statt, natürlich ist das nicht mit Gastarbeitern aus Italien, Griechenland oder der Türkei vergleichbar, die in ihren Ländern die Ärmsten der Armen waren und aus ihren Dörfern nach Deutschland gekommen sind. Die waren natürlich ungebildet, weil ihre Möglichkeiten sehr begrenzt waren. An meiner Uni sehe ich jetzt aber ihre Nachfahren, die das alles aufholen. Nehmen wir Ugur Sahin als Beispiel, der heute zu den reichsten Deutschen zählt.

Das gleiche Problem haben wir ja auch in der Türkei: Viele Akademiker, die in ihrem Land keinen Job finden und somit ins Ausland abwandern.

BelfastChild  27.09.2024, 08:06
@UnknownUser293

Ich schrieb ja auch: Natürlich hat das alles auch sozio-ökonomische Ursachen. Aber eben nicht nur.

Danke für deine netten Worte. Bleibe gesund.