Können wir mit einem anderen Zinssystem , nachhaltiger werden?
Kapitalismus im engeren Sinn bedeutet, dass du mit Kapital Geld verdienen kannst. Also, wer reich ist, wird noch reicher. Die anderen müssen den Reicheren Zinsen zahlen, damit diese ihr Geld wieder rausrücken. Nur solange diese Zinsen gezahlt werden können, läuft die Wirtschaft.
Weil man umso mehr Zinsen kriegt, je mehr Geld man hat, wächst die Zinslast exponentiell. Damit diese trotzdem bezahlt werden kann, muss auch die Wirtschaft exponentiell wachsen. Das geht nur, wenn wir immer noch mehr konsumieren.
Dieses Zinssystem ist der Hauptantrieb für die wachsende Umweltverschmutzung. Solange wir dieses System haben, können wir die Umweltverschmutzung nicht stoppen oder auch nur bremsen.
Können wir mit einem anderen Zinssystem, es schaffen , dass die Wirtschaft nicht wachsen "muss" , aber kann , so dass nicht unnötig natürliche Ressourcen verloren gehen ?
Meines Wissens, ist der Zwang zu Zinsen islamisch gesehen verboten , Verschwendung ist auch nicht gut.
Im Christentum soll man die Schöpfung bewahren und Zinsen sind dort , wenn ich mich nicht irre verboten .
4 Antworten
Kapitalismus im engeren Sinn bedeutet, dass du mit Kapital Geld verdienen kannst. Also, wer reich ist, wird noch reicher.
Das ist nicht ganz richtig. Kapitalismus bedeutet, dass man Produktionsmittel besitzen und frei über sie verfügen darf. Anders ausgedrückt: Dass sie nicht zentral durch einen Staat eingeplant werden.
Was du hier beschreibst, nennt sich Kapitalakkumulation und ist einer der beiden Säulen der marxistischen Wirtschaftstheorie, neben der sog. Arbeitswertlehre.
Weil man umso mehr Zinsen kriegt, je mehr Geld man hat, wächst die Zinslast exponentiell. Damit diese trotzdem bezahlt werden kann, muss auch die Wirtschaft exponentiell wachsen. Das geht nur, wenn wir immer noch mehr konsumieren.
... oder indem Geld expansiv inflationiert wird, was Schulden stark relativieren kann. Zudem können Schulden erlassen werden (Schuldenschnitt). Wirtschaftswachstum entsteht nicht primär, um Zinsen zu zahlen, sondern durch andere dynamische Faktoren, die miteinander interagieren. In erster Linie ist da die Natur des Menschen zu nennen: Der Mensch ist an sich faul und strebt nach Wohlstand. Folglich versucht er sich so aufzustellen, dass er möglichst produktiv ist.
Können wir mit einem anderen Zinssystem, es schaffen , dass die Wirtschaft nicht wachsen "muss"
Ja, man könnte eine sozialistische Diktatur mit Planwirtschaft einführen, die keine Wirtschaftsrechnung und keinen Zins enthält. Dazu müssten wir die Menschen unterdrücken und ihnen klar machen, dass sie ihren Wohlstand aufgeben müssen. Wahrscheinlich müssten wir auch Mauern bauen und Menschen erschießen, wenn sie dann das Land verlassen wollen. So wie in Nordkorea oder der DDR.
Sonst gibt es kein alternatives Zinssystem. Auch eine Leihgebühr für Geld ist mathematisch im Grunde dasselbe wie ein Zins.
In religiösen Schriften existieren keine Methoden, wie man globale Märkte und Industrien im Interesse aller so gestaltet, dass sie möglichst nachhaltig sind, aber dennoch Freiheit und Wohlstand ermöglichen.
Das ist unser Jahrtausendproblem und wird vsl. darin enden, dass die Zivilisation in der bekannten Form aufhört zu existieren oder dass wir auf andere Planeten expandieren. Vielleicht ist das der große Fermi-Filter, durch den wir durchmüssen.
Konzepte wie Post Growth Economy, Kreislaufwirtschaft und Wissensgesellschaft werden nicht ausreichen in dieser Schicksalsfrage. Ich glaube nicht, dass wir dauerhaft in einem ressourcen- und klimaneutralen sozialistischen System leben werden. Dafür ist der menschiche Wille nach Wohlstand und Freiheit zu groß.
Untergehen oder nach den Sternen greifen sind m.E. nach die einzigen langfristigen Perspektiven.
Ja wir sollten vieles versuchen. Aber Planwirtschaft einzuführen kann keine Alternative sein, weil es zu einer sehr großen Wahrscheinlichkeit nach hinten losgeht. Nicht falsch verstehen. Ich bin kein Gegner von Nachhaltigkeit oder Umweltschonung, aber ich habe zu große Zweifel, was einige mit ihrem Voodoo heraufbeschwören wollen.
Das Hauptproblem ist, dass wir mittlerweile viel zu viele Menschen sind. Aber was willst du dagegen machen, was ethisch vertretbar ist? Empirisch konnte man immerhin zeigen, dass die Geburtenrate negativ mit dem Wohlstand korreliert. Heißt: Umso besser es den Menschen geht, desto weniger Kinder bekommen sie. Also sollte hier evtl. unser Hauptaugenmerk liegen.
Islamische Banken verlangen einen "Finanzierungsaufschlag" bei der Finanzierung einer Immobilie. Was anderes als ein Zins soll das bitte sein? Es nennt sich einfach anders. Und wie sonst soll die Bank denn ihre Kosten decken?
Dann müsste die Bank einfach ein staatliches geführtes Fach sein , sag ich Mal , wo Leute ihr Geld aufbewahren .
Vielleicht sind es gar keine islamischen banken .
Ich nehme mal an, dass diese Staatsbank zinslos funktionieren soll, richtig? Warum sollten die Leute dieser Staatsbank ihr Geld anvertrauen?
Dann soll man Immobilien einfach ohne Zinsen so kaufen , ohne bank , oder ?
Ich muss bereits beim ersten Satze widersprechen, nämlich, dass Kapitalismus im engeren Sinne sich darin definiert. Das ist nicht korrekt. Der Kapitalismus (aber da unterscheiden sich die Definitionen) ist das System des Privateigentums. Dennoch schließt das Recht des Eigentums ein, selbstverständlich auch ein Darlehen (zu einem Zinssatz) zu verleihen.
Doch das die ganze Wirtschaft verschuldet sei, wäre im Kapitalismus sehr unwahrscheinlich. Denn in einem freien Markt bildet sich auch der räumende Zinssatz auf Basis von Angebot und Nachfrage. Folglich müssen sich entsprechende Investitionen auf Basis von Fremdkapital auch rentieren, was nicht in allen Fällen der Fall sein wird. Der Vorteil eine Investition auf Basis von zinslosem Eigenkapital zu bauen, ist nicht fraglich. In jedem anderen Falle ist Krediterei nicht schlimm.
Des Weiteren ist es auch sehr teuer sich zu verschulden. So wie die Produktivität steigt, so wächst auch die Kaufkraft des Geldes (in der Zukunft) tendenziell im Vergleich zur Gegenwart. Schulden werten im Kapitalismus also auf, was ein weiterer Disanreiz für verschwendende Investitionen wär.
Die Probleme, die du beschreibst, stammen vor allem aus Inflation, also einem Markt für Geld und Kredit, bei dem gerade kein Privateigentum vorherrscht. Die Gegenwart ist von so einem System dominiert, und es ist schwierig Alternativen zu sehen.
Geht es mit Geld , das nicht lang haltbar ist , ich sag mal schwundgeld ?
Nein , dass von jedem , dass Geld , aber von jedem , so ist , wie ein Apfel , er kann verfaulen . Er verliert mit der Zeit sein wert . Ist betrug , kann sein , aber wenn die Wirtschaft wachsen "muss " , hätten wir noch ein größeres Problem.
Was meinst Du denn mit einem anderen Zinssystem?
Zinsen sind ein Ausgleich für die Nachteile, die der Verleiher dadurch hat, dass er Geld für eine bestimmte Zeit aus der Hand gibt (er kann das Geld solange nicht selber ausgeben oder investieren, und er trägt das Risiko, dass er es gar nicht zurückbekommt).
Ohne Zinsen kann eine Wirtschaft gar nicht funktionieren. Wer verleiht denn jemandem Geld, wenn er davon nicht hat? Und ohne Kreditwesen kaum Hausbau udn kaum Investitionen.
Also was schwebt Dir stattdessen vor?
Also , die negativen Zinsen , wenn man Schulden hat , meinte ich .
Und wenn man auf der ganzen Welt ein anderes System hat ?