Ist alles was uns passiert vorherbestimmt

8 Antworten

Nein, so etwas wie Vorbestimmung gibt es nicht. Alles im Leben ist eine Abfolge von vielen tausenden kleinen Zufällen. Das ist so komplex, dass ein menschliches Gehirn es sich kaum vorstellen kann.

Hi

Ist wahrscheinlich eine Glaubensfrage. Das sieht jeder anders und darauf wird man keine richtige Antwort bekommen. Kann niemand sagen.

Ich selber glaube nicht an Zufälle und denke das alles irgendwo im Leben vorbestimmt ist. Auch die Menschen die in unserem Leben kommen. Dadurch sammeln wir Erfahrungen die wir evtl. später brauchen.

:)

Hallo Schulzefa,

am Ende weiß das natürlich niemand so genau. Aber ich möchte etwas mit dir teilen, was ich bisher die schönste Erklärung für deine Frage fand. Es ist ein Kapitel aus dem Buch "Wintermärchen" von Mark Helprin mit dem Titel "Nichts ist Zufall":

"Nichts ist Zufall

Nichts ist Zufall oder wird es jemals sein - nicht eine lange Folge makellos blauer Tage, die in goldener Dämmerung beginnen und enden; nicht die scheinbar chaotischsten politischen Aktionen; nicht der Aufstieg einer großen Stadt; nicht die kristalline Struktur eines Edelsteins, der noch nie im Licht erstrahlte; nicht die Verteilung der Reichtümer dieser Welt; nicht die Stunde, zu der sich der Milchmann aus seinem Bett erhebt; nicht die Position des Elektrons; und auch nicht die ununterbrochene Folge mehrerer erstaunlich kalter Winter. Ja, sogar Elektronen, diese Paradebeispiele angeblicher Willkür, sind in Wahrheit zahme und berechenbare Wesen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit auf vorbestimmten Bahnen bewegen. Dabei erzeugen sie leise Pfeiftöne, die in ihren sich stetig wandelnden Kombinationen ebenso angenehm klingen wie das sanfte Rauschen des Windes im Wald. Auch sie befolgen genau, was ihnen aufgetragen wurde - so viel ist gewiss.
Und dennoch - in allem herrscht eine wunderbare Anarchie: Der Milchmann entscheidet selbst, wann er aufsteht; die Ratte taucht in ein Versteck ihrer Wahl, wenn die Untergrundbahn über den Schienenstrang auf sie zugedonnert kommt; und die Schneeflocke fällt, wie sie mag. Aber wie passt dies alles zusammen? Wenn nichts dem Zufall überlassen bleibt und alles vorherbestimmt ist - wie kann es dann einen freien Willen geben?
Die Antwort ist einfach: Nichts ist vorherbestimmt. Alles ist bestimmt, war bestimmt und wird bestimmt sein. Denn alles ereignet sich zur selben Zeit, das heißt, die Zeit selbst wurde nur erfunden, weil wir das riesige und so vielfältige Bild, das da vor uns entrollt worden ist, nicht mit einem einzigen Blick zu umfassen vermögen. Deswegen tasten wir uns linear von einem Punkt zum anderen.
Die Zeit kann jedoch mit Leichtigkeit überwunden werden. Allerdings hilft es nichts, dem Licht hinterherzueilen, sondern es gilt, zurückzutreten und das Ganze zu überblicken. Das Universum ist still und vollkomme. Alles, das je war, ist. Alles, das sein wird, ist - und so geht es weiter in allen erdenklichen Verbindungen. Unsere Wahrnehmung sagt uns, dass sich die Welt bewegt und dass sie unvollendet ist, aber in Wirklichkeit ist sie nicht nur vollendet, sondern auch von erstaunlicher Schönheit. Letztlich sind alle Dinge und Geschehnisse, so klein und so unbedeutend sie auch sein mögen, miteinander verknüpft. Alle Flüsse streben dem Meer entgegen, Getrenntes wird irgendwann vereint, Verlorene werden erlöst. Tote erwachsen zu neuem Leben, und die makellos blauen Tage, die in goldener Dämmerung beginnen und enden, erstarren zu immerwährender Gegenwärtigkeit. Sobald die Frage nach der Zeit durch eine solche Sichtweise gegenstandslos geworden ist, offenbar sich Gerechtigkeit nicht mehr als etwas Künftiges, sondern als unmittelbare Präsenz."

Liebe Grüße :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe zahlreiche spirituelle Erfahrungen selbst gemacht

Goldlaub  19.09.2024, 22:52

Wie ist deiner Ansicht nach Gerechtigeit zu verstehen, wenn auch das, was wir als ungerecht empfinden, Teil deiner beschrieben Vollkommenheit ist?

Und wozu soll in einer umfassenden Vollkommenheit etwas so Unvollkommenes wie die "falsche" Wahrnehmung von Zeit dienen?

Goldlaub  19.09.2024, 23:01
@ZionsDaughter

Zeig mir bitte die Textpassagen. Oder erkläre mir generell, warum auch das Unvollkommene wie falsche Zeitvorstellungen notwendig sind zur Vollkommenheit.

ZionsDaughter  20.09.2024, 10:47
@Goldlaub

Guten Morgen Goldlaub. Wie du sicherlich gesehen hast, handelt es sich bei dem Text um einen Ausschnitt aus einem Roman, nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung mit einer vollkommenen Erklärung für die Schicksalsfrage. Wie du sicherlich ebenfalls gesehen hast, stammt dieser Romanausschnitt nicht von mir, sondern von Mark Helprin. Daher ist es nicht "meine Ansicht" und nicht "meine beschriebene Vollkommenheit", wie du es eingangs nanntest, sondern Mark Helprins. Dementsprechend kann ich dir auch nichts Weiterführendes zu seiner Ansicht und seiner beschriebenen Vollkommenheit sagen - dazu müsstest du ihn schon selbst fragen. Ich habe diesen Text geteilt, weil ich ihn inspirierend, faszinierend und schön fand, als ich dieses Buch las, und es war mein Anliegen, diesen inspirierenden, faszinierenden, schönen Text auch anderen Menschen zugänglich zu machen. Wir können aber, wenn du magst, gemeinsam überlegen, wie die Antworten auf weiterführende Fragen wären, wenn dieser Text tatsächlich der Wahrheit entspräche. Nur bitte sei dann nicht so fordernd und rüde zu mir, ich habe dir nichts getan.
Nichts desto Trotz - weil du schon zum zweiten Mal zum Ausdruck bringst, dass es dir schwer fällt, die Antwort in dem Text zu finden, und weil es einer anderen Person offenbar wie dir erging (sonst wäre meine Antwort nicht negativ bewertet worden, nehme ich an), teile ich gern die entsprechende Passage, die ich nach meinen Kenntnissen der Textinterpretation für die Antwort auf deine Fragen halte:
"Denn alles ereignet sich zur selben Zeit, das heißt, die Zeit selbst wurde nur erfunden, weil wir das riesige und so vielfältige Bild, das da vor uns entrollt worden ist, nicht mit einem einzigen Blick zu umfassen vermögen."
Die Frage nach Gerechtigkeit erübrigt sich in der Vollkommenheit. Wenn wir nur einen kleinen Ausschnitt eines vollkommenen Bildes sehen, welches wir zeitlich linear betrachten, wird der ausgleichende Akt der Gerechtigkeit bei wahrgenommener Ungerechtigkeit womöglich in den Ausschnitten des Bildes liegen, die wir gerade nicht sehen, beispielsweise in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Wir würden dann wohl von "Vergeltung" oder von "Wiedergutmachung" sprechen.
Die "falsche" Wahrnehmung von Zeit - da bin ich mir nach deiner zweiten Aufforderung nicht mehr sicher, was du damit meinst. Eingangs war ich der Auffassung, du meinst mit der "falschen" Wahrnehmung die lineare Wahrnehmung. Weshalb in dem Text von einer linearen Wahrnehmung ausgegangen wird, ist ja erklärt in dem Halbsatz "weil wir das riesige und so vielfältige Bild, das da vor uns entrollt worden ist, nicht mit einem einzigen Blick zu umfassen vermögen". Bei deiner zweiten Aufforderung war ich mir aber nicht mehr sicher, was du mit "falscher Zeitvorstellung" meinst. Vielleicht magst du das nochmal genauer ausführen?
Ich bitte dich jedoch, die oben genannten Limitationen zu beachten: Es ist ein Ausschnitt aus einem Roman, den ich nicht geschrieben, sondern lediglich zitiert habe. Und ich bitte dich darum, keine Antworten von mir zu erwarten, sondern gemeinsam mit mir auf die Suche zu gehen. Wenn das nicht in deinem Interesse ist, ist das für mich in Ordnung. Ich bitte dich dann jedoch, mich nicht mehr mit Forderungen nach allumfassenden Erklärungen für die ungelösten Fragen der Menschheit zu behelligen, denn die habe ich ebenso wenig wie irgendein anderer Mensch. Liebe Grüße :)

Goldlaub  20.09.2024, 12:16
@ZionsDaughter

Danke für deine Antwort.

Ich gehe davon aus, dass hier gemeint ist, die Zeit wurde nur von dem unzulänglichen Geist des Menschen "erfunden". Was wiederum bedeutet, er hat eine Interpretation seiner Wahrnehmung oder aus Unfähigkeit, nicht das Gesamte mit einem Blick erfassen zu können, quasi eine Reihenfolge, eine Zeit erfunden:

"Denn alles ereignet sich zur selben Zeit, das heißt, die Zeit selbst wurde nur erfunden, weil wir das riesige und so vielfältige Bild, das da vor uns entrollt worden ist, nicht mit einem einzigen Blick zu umfassen vermögen."

Dafür spricht in gewisser Weise eben auch die Erkenntnis, dass das Denken sich auf eine Folge von wenn-dann Ergebnissen bezieht. Sie ist ein Ergebnis logischer Folgerungen. Aber hierbei nur der Denkprozess, ja. Der Denkprozess mit der Zeit ist für ihn unabdingbar. Ansonsten wäre der Geist ja ausschließlich auf unmittelbare Wahrnehmung ausgerichtet, in der immer nur die Gegenwart aufgenommen wird. Wenn dem so ist, kann der Mensch nicht mehr denken. Denn alles, was vor dem unmittelbaren Zeitpunkt beobachtet wurde, ist ja dann nicht mehr in Erinnerung, es gibt darin nichts, also auch keine Vergangenheit. Wie mein ich das?

Wenn der unmittelbare Augenblick, das, was ist, beispielsweise immer nur ein Bild eines Filmes ist, dann ist dieses Bild statisch, unbeweglich, aktuell und einzig. Kommt aus dem Projektor das nächste Bild und die Erinnerung an den vorhergehenden Augenblick wird gelöscht, weil es nicht mehr unmittelbar ist, gibt es wiederum nur diese aktuelle Wahrnehmung: Ein zwar anderes Zeit-Bild, aber wiederum nur das Einzige. Dieses einzige Bild ist aber nicht das gesamte. Es ist nur das gesamte Gegenwärtige.

Laut der Annahme im Text ist aber der gesamte Film das Wirkliche. Dem kann man zustimmen. Jetzt aber das Kritische: Wenn der menschliche Geist alle auf einmal sieht, sieht er aufgrund der Überlagerungen eigentlich gar nichts, zumindest was mein Beispiel der tausend einzelner Bilder eines GESAMTEN Films betrifft.

Im zweiten Fall, wäre gemeint, das gesamte Bild, also das gesamte Sein hat keinen Zeitenfluss - erst dies, dann folgerichtig das - , wäre es ebenfalls statisch. Wenn alles zur gleichen Zeit passiert (hier ist dann der Begriff Zeit eigentlich schon falsch) ist alles überlagert. Man sollte bedenken, dass es dann auch keine diversen Zustände gibt, keine "einzelnen Bilder, die von Augenblick zu Augenblick eine Bewegung aufzeigen". Alles eins. Ergo auch keine Trennung, es gibt nichts, was trennbar wäre. Dies entspräche wiederum diversen spirituellen bzw. religiösen Vorstellungen, durchaus.

Daraus folgt die Antwort deiner anderen Frage, was ich mit falscher Zeitvorstellung meine.

Beispiele:

  • Wie oft kann man die 1 von der Menge 12 abziehen? Nur einmal. Dann gibt es als Restsumme keine Zwölf mehr. Ursprünglich war die eins ein unabdingbarer Teil des Ganzen (12).
  • Wenn es in der Ganzheit die Unvollkommenheit der menschlichen Fähigkeit gibt, das Ganze zu erfassen, dann ist partiell diese Unvollkommenheit ja untrennbar mit dem Gesamten verbandelt; und nicht mehr absolut vollkommen - oder zur Vollkommenheit gehört auch Unvollkommenheit
  • Du kennst vielleicht das Yin/Yang Zeichen. Es symbolisiert die perfekte Balance zwischen Gegensätzen. Es ist quasi nur vollkommen, wenn beides gleichwertig darin enthalten ist. Wenn man es metaphernd erklärt, ist damit auch gut/bös, männlich/weiblich, hell/dunkel, oben/unten, hier/dort, Tag/Nacht usw. gemeint. Das eine ist nicht ohne das andere.
  • Das Vollkommene ist immer gegensätzlich, dual, in der dualen Welt.
  • In der Gesamtheit ist also beides vertreten, sie ist vollkommen damit ausgefüllt.

Wenn ich von einer falschen Wahrnehmung der Zeit schreibe, impliziert das, dass es auch ein richtige geben soll. Ist das dann die, die alles unmittelbar wahrnimmt, dass es gar keine gibt? Dann müsste das - paradoxerweise - die richtige sein. Die Wahrnehmung von etwas, das es nicht gibt.

Ich hatte nicht die Absicht, dich rüde anzugehen, ja, ich meinte mit falscher Zeitwahrnehmung die lineare, die es ja laut Text nicht gibt.

Aber es ist erfreulich, dass wir darüber debattieren (können). ;-)

dasistnett  19.09.2024, 22:53

Das liest sich sehr interessant. Interessante Philosophie und sehr weise.

Magst du mir bitte die Quelle benennen ?

Wo kann ich das nachlesen ?

Danke schon mal ...

ZionsDaughter  19.09.2024, 22:55
@dasistnett

Die Quelle hatte ich oben geschrieben: Es ist von Mark Helprin, ein Kapitel aus dem Buch "Wintermärchen" :)

Der Irrtum zu glauben, dass alles bereits vorherbestimmt ist, kommt aus einer Verwechslung von Gott und der geschaffenen Zeit. Gott unterliegt nicht den Bedingungen unserer Zeit. Er ist weder „vorher“ noch „nachher“, er existiert als ewiges Jetzt. Der Berührungspunkt zwischen Gott und uns kann nur der gegenwärtige Augenblick sein. Der Plan Gottes besteht nicht darin, alles längst vorher festgelegt zu haben, sondern darin, dass wir uns täglich seiner gütigen Vorsehung übergeben und Ihm die Führung überlassen. Dabei wird unsere Freiheit nicht eingeengt, aber sie bringt Entscheidungen mit sich, die nicht durch äußere Verhältnisse festgelegt sind.

Wir sind nicht von vornherein in allem programmiert. Um zu wachsen ist es wichtig, dass wir Schritte tun, die kein Mensch an unserer Stelle tun kann. Man muss die Entscheidungen im Hinblick auf etwas treffen, unsere Vorgehensweise ist auf ein Ziel ausgerichtet und das ist letztlich unser ewiges Heil, was der Plan Gottes für alle Menschen ist, aber letztlich auch von unserer Mitwirkung abhängt. Es gibt nämlich auch Entscheidungen, die uns entstellen. Im Extremfall: Wenn sich jemand „frei“ entscheidet, Drogen zu nehmen oder sich das Leben zu nehmen, sägt er an dem Ast, auf dem er sitzt, und beraubt sich der Möglichkeit, später Entscheidungen zu fällen, die ihn dem Glück näher bringen.

Darüber hinaus hängen wir auch von der Freiheit anderer ab, die diese missbrauchen und uns schaden können - genauso wie diese Welt auch eine gewisse Selbstständigkeit hat und Katastrophen nicht ausschließt. Was nun im Einzelnen Gottes Wille oder Zulassung ist, kann man ohne Offenbarung nicht wissen. Gott kann auch Unheil zulassen, wenn Er weiß, dass es letztlich gut für uns ist, um unsere Umkehr zu bewirken.

Aber eines ist sicher: Eine Vorherbestimmung ohne Freiheit zur Mitwirkung gibt es nicht.

Das hängt davon ab, ob man an ein deterministisches Universum glaubt. Ist es deterministisch, so gibt es weder Zufall noch einen freien Willen (in dem Sinne, wie man diesen gerne verstehen würde).

Ich persönlich glaube an ein in der Theorie deterministisches Universum. Jedes Ereignis ist auf konkrete Ursachen zurückzuführen, die wiederum auf andere Ursachen zurückzuführen sind. In der Theorie wäre die Zukunft also berechenbar. Das bleibt aber auch nur Theorie, da man dazu zuerst mal alle relevanten Faktoren kennen und auch verarbeiten können müsste.

Es gibt zwar auch in der Wissenschaft immer wieder die Vorstellung von Zufall (z.B. in der Quantenphysik), allerdings ist das eben auch nur eine Theorie. Nur weil wir nicht in der Lage sind, die Ursachen eines Vorfalls zu erkennen, bedeutet das nicht, dass es die nicht gibt. Früher dachten die Menschen z.B. auch, dass Atome die kleinsten Teilchen sind, da es zu dieser Zeit eben die kleinsten messbaren Teilchen waren. Mittlerweile wissen wir, dass das nicht so ist.